Wende bei Trainersuche in Wolfsburg:Hecking statt Schuster?

Es schien bereits alles klar beim VfL Wolfsburg: Bernd Schuster sollte neuer Trainer beim abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten werden. Doch nun bestätigt Nürnbergs Trainer Dieter Hecking Kontakte nach Niedersachsen, es deutet sich eine schnelle Einigung an.

Bei der Trainersuche des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg bahnt sich eine überraschende Wende an. Neuer Chefcoach bei den Niedersachsen soll nun wohl doch nicht der frühere Nationalspieler Bernd Schuster werden, dessen Vorstellung eigentlich für Freitag erwartet worden war. Vielmehr will der VfL Dieter Hecking vom Liga-Konkurrenten 1. FC Nürnberg loseisen.

Zuerst berichtete Nürnbergs Manager Martin Bader der Bild am Sonntag von Kontakten seines Trainers zum Liga-Konkurrenten: "Ich kann bestätigen, dass Dieter Hecking und Klaus Allofs mich vor einigen Tagen informiert haben, dass sie Gespräche über einen Wechsel nach Wolfsburg führen. Es besteht beidseitiges Interesse an einer Zusammenarbeit."

Dann erklärte sich auch Hecking selbst: "Es gab zielführende Gespräche, die wir nun fortsetzen werden." Auf die Frage, ob es zu einem Wechsel komme, gab er an: "Ich bin sehr zuversichtlich", sagte er dem Kicker.

Für Hecking hätte ein Wechsel in die Autostadt mehrere Vorteile. Erstens müsste er dann nicht mehr wie in Nürnberg nach jeder Saison zusehen, wie ihm die besten Spieler abhandenkommen, weil der Klub deren Verbleib nicht finanzieren kann. Außerdem wohnt seine Familie mit fünf Kindern im niedersächsischen Bad Nenndorf, 120 Kilometer von Wolfsburg entfernt. Die Entfernung zwischen Arbeitsplatz und Familie würde damit erheblich kürzer werden.

Heckings Vertrag bei den Franken läuft zwar noch bis 2014, allerdings berichtet der Kicker von einer Ausstiegsklausel, von der der VfL wusste. Damit würde dem "Club" immerhin eine Ablösesumme zustehen. "Ich werde um Hecking kämpfen und alles versuchen, um ihn zum Bleiben zu überreden", sagte Bader zum Kicker.

Ob Bernd Schuster schon aus dem Rennen ist? Eigentlich galt dessen Engagement bereits als fix. Nach Informationen der Bild waren die Verhandlungen mit Schuster, dem früheren Meistertrainer von Real Madrid, ins Stocken geraten, weil er sich mit dem VfL nicht über Erfolgsprämien und Assistenten einig geworden war. Deshalb war der Vertrag bis 2014 mit einjähriger Option nicht unterschrieben worden.

Allofs hatte Schuster als Kandidaten zunächst bestätigt und hinzugefügt: "Aber es müssen alle Rahmenbedingungen stimmen." Dafür sei nicht nur der sportliche Erfolg wichtig. "Wir müssen aber auch Kontinuität, Struktur und Ruhe in den Verein bekommen."

Fans gegen Schuster

Im Umfeld des Vereins hat die Personalie Schuster aber eher für Unruhe gesorgt. Zahlreiche VfL-Fans sind gegen die geplante Verpflichtung des früheren Meistertrainers von Real Madrid, der an diesem Samstag seinen 53. Geburtstag feiert. Die Anhänger machen ihren Unmut und ihr Unverständnis für die Entscheidung von Allofs in Internet-Foren publik.

Auch die örtlichen Medien kommunizierten ihre Vorbehalte gegen Schuster in ungewöhnlicher Form. Zeitungs-Kommentare mit der Überschrift "Bitte nicht" klingen nicht nach einem "Herzlich Willkommen" für den gebürtigen Augsburger, der bereits 2005 und 2010 Gespräche mit dem VfL führte und seit März 2011 ohne Job ist.

Schuster, der bisher noch keinen Bundesligaklub trainiert hat, gilt als Freund von Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz. Der bevorzugt bei seinen Personalentscheidungen gerne große Namen. Schuster war in seiner aktiven Zeit ein Weltklassespieler. Von daher würde er gut in eine Reihe mit Stefan Effenberg, Dieter Hoeneß, Felix Magath oder Klaus Allofs passen, die alle in Wolfsburg tätig waren oder es noch sind.

Allofs scheint sich auch aufzumachen, neue Spieler für den VfL Wolfsburg zu holen. Nach Informationen der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung nahm er Kontakt zu Marko Arnautovic auf, der bei Allofs früherem Klub Werder Bremen spielt. Der Stürmer soll im kommenden Sommer nach Wolfsburg wechseln.

Der 23-jährige Österreicher wäre der erste Spieler, der Allofs von Bremen zum VfL folgt. Arnautovic, dessen Vertrag bei Werder bis 2014 läuft, gehört mit fünf Toren und fünf Vorlagen zu den Top-Scorern bei Bremen. Zuletzt hatte der nicht immer pflegeleichte Österreicher in einem Interview angedeutet, dass er offen für Anfragen anderer Klubs sein. Allofs hatte bereits bei seinem Wechsel von Bremen nach Wolfsburg im November gesagt, dass "man nicht ausschließen kann, dass es Transfers zwischen beiden Vereinen gibt."

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