Weltfußballer im Überblick:Mighty Mouse lässt grüßen

Seit 1956 wird der beste Fußballer Europas, seit 1991 auch der beste Fußballer der Welt ausgezeichnet. Prämiert wurden englische Flügelspieler, südamerikanische Zauberer und auch ein Spieler des HSV.

Von Martin Schneider

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1956: Stanley Matthews

Stanley Matthews; weltfußballer

Quelle: Getty Images

Der erste Fußballer, der den Ballon d'Or erhielt, war 1956 der Engländer Stanley Matthews (links im Bild). Der Preis wurde von der französischen Zeitung France Football verliehen und es standen nur Europäer zur Wahl. Matthews war nicht nur fußballerisch herausragend - er prägte das Bild des Rechtsaußen und erfand den Matthews-Trick (links antäuschen, rechts vorbeigehen) - sondern galt auch als vorbildlicher Sportsmann. Den goldenen Ball gewann er im Alter von 41 Jahren. Damit ist er bis heute der älteste Preisträger und wird es vermutlich auch noch sehr lange bleiben. Matthews spielte übrigens bis zu seinem 50. Lebensjahr in der höchsten englischen Spielklasse.

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1970: Gerd Müller

Gerd Goes For Goal; weltfußballer

Quelle: Getty Images

Der erste deutsche Preisträger war nicht Uwe Seeler (Dritter 1960), nicht Karl-Heinz Schnellinger (Dritter 1962) und auch nicht Franz Beckenbauer (Dritter 1966), nein, Gerd Müller gewann den goldenen Ball 1970. Der Stürmer mit den dicksten Oberschenkeln Münchens (rechts im Bild im Grünwalder Stadion) überzeugte die Jury schon, bevor er mit der Nationalmannschaft und dem FC Bayern die großen Titel gewinnen sollte. Aber gut, in der Saison 1969/70 schoss er sensationelle 38 Tore in der Bundesliga. Konnte ja keiner ahnen, dass er im Jahr darauf nochmal zwei mehr machen würde. Es blieb trotzdem seine einzige Auszeichnung. In den frühen 70er Jahren teilten sich Franz Beckenbauer und Johan Cruyff die Trophäen.

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1978 und 1979: Kevin Keegan

Kevin Keegan 1980 European Cup Final; weltfußballer

Quelle: Getty Images

Europas bester Fußballer beim HSV? In den 70ern Realität. Der Engländer Kevin Keegan, 1,73 Meter groß und darum beim Spitznamen "Mighty Mouse" gerufen, bekam die Auszeichnung gleich zweimal hintereinander. Keegans Einfluss war damals enorm. Der Vorname "Kevin" wurde etwa in Deutschland erst mit dem Wechsel Keegans in die Hansestadt bekannt und später populär. Außerdem nahm er noch eine - natürlich erfolgreiche - Hit-Single auf.

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1980 und 1981: Karl-Heinz Rummenigge

Karl- Heinz Rummenigge And Helmut Schon; Weltfußballer

Quelle: Getty Images

Vier Auszeichnungen für die Bundesliga hintereinander: Von 1978 bis 1981 war die erfolgreichste Zeit der deutschen Eliteklasse. Dem Doppelerfolg Keegans folgte der Doppelerfolg Rummenigges. 1981 landeten sogar drei Deutsche auf den Plätzen eins, zwei (Paul Breitner) und drei (Bernd Schuster). Schuster, damals beim FC Barcelona, schaffte es dreimal unter die Top drei, gewann aber nie den Titel. Rummenigge (im Bild überreicht ihm Ex-Bundestrainer Helmut Schön die Trophäe) ist bis heute der letzte deutsche Kicker, der mehrfach ausgezeichnet wurde.

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1991: Lothar Matthäus

Lothar Matthaus of Inter Milan and Sabastiano Nela of AS Roma; Weltfußballer

Quelle: Getty Images

Anfang der 90er ging die Verwirrung um die Auszeichnungen los. Der Weltfußballverband Fifa etablierte neben dem "Ballon d'Or", bei dem bis dahin nur europäische Spieler von europäischen Vereinen gewählt werden konnten, die offizielle Wahl zum Weltfußballer. Bei der Fifa-Wahl stimmten ab 1991 die Trainer und Kapitäne der Nationalmannschaften ab, der erste Sieger war Lothar Matthäus (im Bild im Trikot von Inter Mailand) auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Er ist bis heute der einzige Deutsche, der sich Weltfußballer nennen darf.

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1995: George Weah

Milan's Liberian player George Weah holds up the G; Weltfußballer

Quelle: AFP/Getty Images

Mit der Einführung der Fifa-Wahl war es kurz darauf auch beim "Ballon d'Or" möglich, nicht-europäische Spieler zu wählen. Der aus Liberia stammende George Weah gewann beide Auszeichnungen (Weltfußballer und Goldener Ball) im Jahr 1995 und verdrängte damit unter anderem Jürgen Klinsmann. Weah kam 1988 zum AS Monaco und fand dort in Arsène Wenger einen Förderer und entwickelte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten zu einem der besten Stürmer Europas. Bis heute ist er der einzige Afrikaner, der die Auszeichnung gewinnen konnte. Nur der Kameruner Samuel Eto'o (2005) und Mo Salah (2018) schaffte es in späteren Jahren in die Top drei.

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1996: Matthias Sammer

FUSSBALL: 1860 MUENCHEN-B.DORTMUND 2:2 11.5.96; Sammer

Quelle: Bongarts/Getty Images

Der letzte deutsche Einzelkämpfer: Matthias Sammer, damals feuerroter Antreiber und Energiebolzen im Trikot von Borussia Dortmund, gewann 1996 den Ballon d'Or. Es war ein Jahr, in dem sich Fifa und France Football nicht einigen konnten - die Fifa wählte den aufstrebenden brasilianischen Stürmer Ronaldo. Sammers Kommentar zu seiner Wahl damals in der Zeitschrift kicker: "Eigentlich widersprechen solche Titel total meiner Auffassung von Fußball. Denn ohne die Mannschaft hast du keine Chance!" Damals konnte er nicht ahnen, dass sich der deutsche Fußball in eine sammersche Richtung entwickeln würde. Die Mannschaften gewannen weiter Titel, die deutschen Spieler wurden seit Sammer aber nicht mehr ausgezeichnet - jedenfalls bei den Männern. Bei den Frauen gewann Birgit Prinz die Titel von 2003 bis 2005, Nadine Angerer war 2013 als Torhüterin Weltfußballerin und Nadine Keßler gewann 2014.

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1998, 2000 und 2003: Zinédine Zidane

Weltfußballer

Quelle: getty

Was zwischen 2008 und 2018 Ronaldo vs. Messi ist, das war Ende der 90er Jahre/Anfang des Milleniums Ronaldo (rechts) vs. Zidane (Mitte). Der unwiderstehliche brasilianische Stürmer und der elegante Franzose, die sich im WM-Finale 1998 gegenüberstanden, prägten die Zeit und spielten dann später als "Galaktische" bei Real Madrid zusammen in einer Mannschaft. Beide gewannen die Weltfußballerwahl je dreimal. 2002 schob sich auch Oliver Kahn mal in diese Phalanx und wurde Zweiter hinter Ronaldo.

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2005 und 2006: Ronaldinho

Barcelona v Real Sociedad; Weltfußballer

Quelle: Getty Images

Der Surferboy mit dem ewigen Lachen. Ronaldinho tanzte im Trikot des FC Barcelona durch die Abwehrreihen Europas - kurz vor der Ära des Systemfußballs und der Superathleten war er vielleicht der letzte Spaßfußballer, der sich bei der Weltfußballerwahl nach ganz oben dribbeln und tricksen konnte. Mit der enttäuschenden WM 2006 in Deutschland wurde sein Lächeln schmaler und sein Bauch dicker. Beim FC Barcelona lernte er immerhin seinen Nachfolger an: Lionel Messi.

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2008 bis 2018

FIFA Ballon d'Or Gala 2014; Weltfußballer

Quelle: Getty Images

Zwischen 2008 und 2018 gibt es nur eine Frage: Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo? Zehnmal in Folge gewann einer der beiden Spieler die Auszeichnung "Weltfußballer". Die französische Zeitschrift France Football und die Fifa einigten sich sogar zwischenzeitlich (2010 bis 2015) auf eine gemeinsame Auszeichnung - und es gewann immer entweder der Argentinier oder der Portugiese. Im deutschen Weltmeister-Jahr 2014 tauchte Manuel Neuer mal unter den Top drei auf, 2013 wurde Franck Ribéry Dritter. Erst Luka Modric durchbrach den ewigen Kreislauf, weil er Kroatien ins WM-Finale führte und mit Real Madrid die Champions League gewann. 2019 war dann wieder Lionel Messi dran, obwohl nicht wenige Experten den Niederländer Virgil van Dijk als würdigen Preisträger sahen.

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Quelle: AFP

Alles ist 2020 ein wenig anders: Die Fifa veranstaltete die Wahl zum Weltfußballer aufgrund der Corona-Pandemie virtuell. Aber Präsident Gianni Infantino flog persönlich und vermutlich getestet nach München, um Robert Lewandowski die Trophäe zu überreichen. Der Pole ist damit der erst männliche Bundesligaspieler, der Fifa-Weltfußballer wird. Seine Bilanz in der abgelaufenen Saison 2019/20: Meister, Champions-League-Sieger, DFB-Pokal-Sieger, 55 Tore in 46 Pflichtspielen. Mit 32 Jahren spielte Lewandowski vermutlich das beste Jahr seiner Karriere - die Auszeichnung spiegelt das wider.

© Sz.de/dpa/sid/schm/eca
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