Weltfußballer vor Gericht:"Ich sitze hier, weil ich Cristiano Ronaldo heiße"

  • Cristiano Ronaldo muss zu seinem ersten Gerichtstermin erscheinen. Ihm wird Steuerhinterziehung von 14,7 Millionen Euro vorgeworfen.
  • Der Ermittlungsrichterin sagt er: "Ich sitze hier, weil ich Cristiano Ronaldo heiße", doch García Ferrer zeigt sich unbeeindruckt.
  • Der Weltfußballer beteuert seine Unschuld.

Von Javier Cáceres, Madrid

Die mutmaßlich bitterste Partie, die Cristiano Ronaldo je spielen musste, dauerte wenig mehr als ein Fußballspiel und sie fand hinter verschlossenen Türen statt. Rund 90 Minuten musste Ronaldo am Montag einer Ermittlungsrichterin in Pozuelo de Alarcón, einem Madrider Vorort, Rede und Antwort zu Vorwürfen stehen, die es in sich haben. Denn nach Ansicht des spanischen Finanzministeriums hat Ronaldo, 32, knapp 15 Millionen Euro an Steuern hinterzogen; es geht um Werbeeinnahmen, die der Weltklassestürmer von Real Madrid zwischen 2011 und 2014 erzielte und durch Briefkastenfirmen in Steuerparadiese schleuste.

Die Vorwürfe hat Ronaldo stets zurückgewiesen, so auch am Montag. Er habe niemals Einnahmen verschleiert oder die Absicht gehabt, Steuern zu hinterziehen, wurde Ronaldo in einem Kommuniqué zitiert, das am Montagnachmittag verbreitet wurde. "Ich glaube an die Justiz und ich hoffe, dass es auch in diesem Fall eine gerechte Entscheidung geben wird", charmierte Ronaldo. Doch vielleicht war es da längst zu spät, um bei der Ermittlungsrichterin García Ferrer für gute Stimmung zu sorgen.

"Hier haben ganz andere gesessen", sagt die Richterin

Denn wie aus Justizkreisen verlautete, ließ sich Ronaldo zu einem Bonmot hinreißen, das bei der Frau, die in den kommenden Monaten entscheiden muss, ob sie Anklage gegen Ronaldo erhebt oder sich auf einen Deal mit dem Fußballer einlässt, nicht so gut ankam.

"Ich sitze hier, weil ich Cristiano Ronaldo heiße", warf der mehrmalige Weltfußballer der Ermittlungsrichterin gleich zu Beginn der Vernehmung an den Kopf.

"Sie sollten sich da nicht irren, hier haben ganz andere gesessen", antwortete die Richterin, ganz im Stile des Rufes, der ihr vorauseilt: dass ihr Spaniens Volkssport Nummer 1, der Fußball also, vollkommen gleichgültig ist. Und dass sie als Richterin gnadenlos sein kann. Im Falle einer Verurteilung droht Ronaldo eine mehrjährige Haftstrafe.

Wohl auch deshalb schien der Fokus des Lagers Ronaldos am Montag darauf zu liegen, alles nur Erdenkliche herzurichten, um zumindest die öffentliche Schlacht um Ronaldo zu gewinnen. Ronaldos Managementfirma Gestifute, gegründet von Ronaldos Agenten Jorge Mendes, hatte ein filmreifes Equipment geordert, um den knapp 200 Medienvertretern, die aus aller Welt nach Pozuelo geeilt waren, Bilder in bester Qualität zu ermöglichen, wenn Ronaldo nach seiner Aussage ein Statement abgibt. Ein halbes Dutzend Hilfsarbeiter baute am Montagmorgen auf der obersten Stufe der Treppe zum Gerichtsgebäude ein Pult aus Plexiglas auf; zwei schwarze Mikrofone ragten oben heraus. Sie waren mit einer Audio-Box verbunden, die bis zu hundert Radio- und Fernsehteams mit Tonmaterial in bester Sendequalität versorgen konnte.

So genannte HMI-Scheinwerfer, die bei Filmproduktionen zum Einsatz kommen und dafür sorgen, dass die Gesichter auch bei gleißendem Sonnenlicht gleichmäßig ausgestrahlt werden, wurden ebenfalls aufgebaut. Auch für ein Kamerapodium war gesorgt, als ultimative Garantie dafür, dass die Bilder nicht verwackelt über die Sender gehen. Es fehlte nur ein roter Teppich, um den Bühnenbau noch bizarrer erscheinen zu lassen. Doch dann wurde das alles doch nicht mehr gebraucht.

Ronaldo vermeidet die große Bühne

Rund zwei Stunden, nachdem er in einem schwarzen Mercedes hinter verdunkelten Scheiben in die Tiefgarage des Gerichtsgebäudes gefahren worden war, rauschte Ronaldo wieder in seine vier Kilometer entfernte Villa, ohne sich vor den Medien blicken zu lassen. Angeblich, weil die Vernehmung nicht so gut verlaufen war wie erhofft - und weil er von ranghohen Vertretern von Real Madrid bekniet worden war, die Bühne zu meiden, wie Gerichtskreise berichteten.

Die gleichen Kreise berichteten, dass Ronaldo vor der Richterin beteuert habe, stets auf seine Berater und Anwälte vertraut zu haben. Es sei ihm immer wichtig gewesen, "dass sie immer alles pünktlich erledigen und alles korrekt zahlen". Zu den Besonderheiten des Falles Ronaldos zählt unter anderem, dass er unter das so genannte "Beckham-Gesetz" fiel, als er 2009 bei Real Madrid anheuerte. Jenes Gesetz erlaubte es Ronaldo, die Einnahmen, die er außerhalb Spaniens erzielte, nicht in Spanien zu versteuern.

Ronaldos Verteidigung argumentiert, dass Ronaldos Werbeeinnahmen zu 94 Prozent im nichtspanischen Ausland entstehen und er im fraglichen Zeitraum sogar mehr Steuern als gesetzlich gefordert gezahlt habe. Die Frage aber bleibt, ob das vor Gericht verfängt. Im Oktober wollen die Steuerfahnder darlegen, warum sie Ronaldo für einen Steuerbetrüger halten. Theoretisch wird Ronaldo dann immer noch bei Real Madrid tätig sein. Denn nachdem es noch Anfang Juni hieß, Ronaldo wolle Spanien aus Verärgerung über den Steuerfall den Rücken kehren, scheint der Ärger wieder verflogen zu sein. Vorerst jedenfalls.

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