Weltcup in Titisee-Neustadt:Skispringer Morgenstern stürzt bei Landung

Weltcup Skispringen

Bei der Landung gestürzt: Thomas Morgenstern

(Foto: dpa)

Heftiger Sturz beim Skisprung-Weltcup: Thomas Morgenstern verliert bei der Landung das Gleichgewicht - und muss mit dem Hubschrauber abtransportiert werden. Nach ersten Diagnosen kommt der Österreicher mit Prellungen und Schnittwunden im Gesicht davon. Die deutschen Athleten verpassen das Podest.

Als die deutschen Skispringer ihren Wettkampf beendet hatten, gingen die ersten Gedanken an den schwer gestürzten Thomas Morgenstern. "Das wünscht man keinem. Ich hoffe, dass es ihm gut geht", sagte Severin Freund nach einem turbulenten Wochenende in Titisee-Neustadt, an dem die deutschen Skispringer erstmals im Olympia-Winter ohne Podestplatz geblieben waren. Doch angesichts der Sorgen um den Österreicher Morgenstern geriet das sportliche Abschneiden ohnehin in den Hintergrund.

Morgenstern verlor am Sonntag nur 24 Stunden nach seinem Sieg auf der Hochfirstschanze nach einem Flug auf 141 Meter das Gleichgewicht und rutschte mit dem Kopf voran den Hang herunter. Der dreimalige Olympiasieger stand zunächst auf, knickte aber nach zwei Schritten ein und fiel benommen zu Boden. Morgenstern musste auf einer Trage in ein Zelt gebracht werden, nach 30 Minuten wurde er mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus nach Schwenningen gebracht.

Am Abend durfte Morgenstern immerhin aufatmen. "Erste Diagnose: Kleiner Finger gebrochen, schwere Prellungen, Cuts im Gesicht. Weitere Untersuchungen folgen, schaut aber nach Glück im Unglück aus", schrieb der "Bruchpilot" bei Facebook. Zuvor hatte bereits der österreichische Skiverband "vorsichtige Entwarnung" gegeben. Fast zur Nebensache geriet somit der Sport. Eine Woche nach seinem Sieg in Lillehammer war Freund als Fünfter und Achter jeweils bester DSV-Adler, vom Treppchen aber deutlich entfernt.

"Meine Sprünge waren nicht so gut, dass es zum Podest gereicht hätte. Das war aber auch nicht unsere Schanze", sagte Freund. Auch Bundestrainer Werner Schuster wollte zwei Wochen vor Beginn der Vierschanzentournee nicht von einem Rückschlag sprechen. Freuen durfte Schuster sich erneut über eine geschlossene Team-Leistung. Richard Freitag (Aue) belegte beim Heimspiel die Plätze neun und elf und unterstrich nach zehnwöchiger Verletzungspause seine gute Form. "Auf einer Großschanze ist es noch etwas anders. Dennoch war das ein wertvolles Wochenende, mit dem ich zufrieden bin", sagte der Sachse. Routinier Michael Neumayer (Berchtesgaden) schaffte am Sonntag als 13. erstmals die halbe Olympia-Norm.

Auch Freund konnte nach der ersten Enttäuschung über das zweimal verpasste Podest und dem Schock über den Sturz wieder lachen. "Wenn man weiß, dass man noch Potenzial hat und trotzdem Fünfter wird, dann kann man sich nicht beklagen", sagte der 25-Jährige und musste die Überlegenheit des zweiten Tagessiegers Kamil Stoch aus Polen anerkennen: "Das war sensationell von Kamil." Der Weltmeister siegte am Sonntag klar vor Simon Ammann (Schweiz) und dem 41 Jahre alten Japaner Noriaki Kasai.

Nach dem Springen im Schwarzwald, wo erstmals seit 2007 wieder ein Weltcup stattfand, liegt im Gesamtweltcup weiter Gregor Schlierenzauer mit 298 Punkten vor dem neuen Zweiten Freund (256). Der Topfavorit aus Österreich musste sich in Titisee allerdings mit den Rängen vier und acht begnügen. Marinus Kraus (180) und Andreas Wellinger (173) liegen ebenfalls in den Top Ten. Tragischer Held des Wochenendes war aber Morgenstern, der noch am Samstag ausgiebig gefeiert hatte.

"Nach einem langen, steinigen Weg bin ich am Ziel. Das war ein emotionaler Moment", so der ÖSV-Adler. Zuletzt oben auf dem Treppchen gestanden hatte der Tournee-Sieger von 2010/2011 vor fast zwei Jahren. In diesem Jahr hatten den 27-Jährigen auch private Probleme wie die Trennung von Dauer-Freundin Kristina und dem gemeinsamen Kind aus der Bahn geworfen. Die Freude über den Sieg währte aber nur kurz. Als Gewinner des Wochenendes durfte sich trotz des faden Beigeschmacks durch den Sturz auch der Gastgeber Titisee-Neustadt fühlen. "Die Rückmeldungen der Nationen waren äußerst positiv. Alles war optimal vorbereitet", sagte FIS-Renndirektor Walter Hofer. Die Organisatoren hoffen nun, auch im kommenden Jahr einen Weltcup ausrichten zu dürfen. Vielleicht dann ja mit einem deutschen Sieger - und ohne Sturz.

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