Weltcup in Gröden:Ein Österreicher!

Weltcup in Gröden: Flugshow: Der Österreicher Max Franz gewinnt das Rennen in Gröden.

Flugshow: Der Österreicher Max Franz gewinnt das Rennen in Gröden.

(Foto: Gabriele Facciotti/AP)

Max Franz gewinnt überraschend auf der Saslong in Gröden und erlöst seine Ski-Nation nach 21 sieglosen Monaten in der Abfahrt. Es ist der erste Weltcupsieg für den 27-Jährigen, der dafür ein besonderes Lob bekommt.

Von Gerald Kleffmann, Gröden

Die Saslong hat schon herrliche Überraschungen erlebt. 1993 fuhr der Liechtensteiner Markus Foser sensationell zum Exoten-Sieg mit einer der hintersten Startnummern. 2004 gelang dem Deutschen Max Rauffer Ähnliches, noch heute gelten diese beiden Erfolge als Beispiele dafür, dass auf der Weltcup-Abfahrt in Gröden bis zum Schluss so manches möglich ist. Nun ist zwar Max Franz vom Rang her kein Foser, kein Rauffer. Die Skibranche kennt ihn schon gut. Aber als er am Samstagmittag durchs Ziel schoss, nach einem letzten Sprung, und die Arme hochriss, war die Verblüffung nicht nur bei ihm groß. Franz fährt ja für eine Nation, die man in der Abfahrt seit geraumer Zeit zynisch betrachtet als Außenseiter einstufen kann. Obwohl sie aus den Bergen kommen. Franz ist Österreicher.

Der erste Weltcupsieg von Max Franz, 27, war prompt eine Erlösung der höheren Art. Denn wenn die Österreicher, für diese Dramatik muss man sie einfach lieben, länger nicht in ihrer Lieblingsdisziplin siegen, sind Sondersitzungen, Krisenstäbe und Trauerprozessionen nicht mehr allzu fern. Vorerst braucht es das alles nicht.

Svindal unterlaufen viele Fehler

Der Jubel der vielen österreichischen Fans im Zielraum speiste sich allein schon aus der jüngeren Statistik: In den letzten 13 Abfahrten waren die Österreicher nur dreimal auf dem Podest gelandet. In Gröden siegte letztmals 2009 mit Michael Walchhofer ein ÖSV-Athlet in der Abfahrt, die aufgrund der technischen Besonderheiten wie den Kamelbuckeln und der rumpligen Ciaslat-Wiese zu den schwierigsten Strecken im Weltcup zählt. Seit fast 21 Monaten blieben die Österreicher in der Abfahrt grundsätzlich sieglos (Hannes Reichelt gewann damals in Kvitfjell). Im vergangenen Rennen in Gröden erlebten die Österreicher gar ein Trauma, ihr Olympiasieger Matthias Mayer war im Dezember 2015 fürchterlich gestürzt und nur knapp einer Querschnittslähmung entgangen. Im Herbst war Mayer extra zur Saslong gereist, um seinen Unfall besser verarbeiten zu können. Als Vierter im Super-G und 17. in der Abfahrt gelang ihm das respektabel.

Die größte Anerkennung aber bekam natürlich Franz. "Ich habe gesehen, so muss man hier fahren, wenn man gewinnen will", sagte Aksel Lund Svindal, nachdem er Franz auf der Videoleinwand bei dessen Siegfahrt staunend zugeschaut hatte.

Svindal gegen den Rest, so ist ja die Konkurrenz unterteilt, wenn nichts Verwegenes dazwischen kommt oder Svindal sich verletzt, wie zweimal in den vergangenen drei Jahren. Am Freitag, im Super-G, kam etwas Technisches dazwischen, da raste der Branchenprimus im Speed mit Zwischenbestzeit unkontrolliert durch ein Tor und schied aus; es siegte dafür sein norwegischer Landsmann Kjetil Jansrud. Am Samstag allerdings schien sich Svindal sofort zu revanchieren, mit der Startnummer fünf fuhr er Bestzeit, wenngleich er viele Fehler beging. Und er hielt die Bestzeit. Bis zur Nr. 26.

Die deutschen Fahrer enttäuschen

Dann kam der Klagenfurter Franz, der bislang in seiner Karriere zweimal Zweiter war, und distanzierte Svindal mit 1:56,60 Minuten um 0,04 Sekunden. Dritter wurde Steven Nyman (+0,41), der Amerikaner hatte ja schon dreimal in Gröden auf seiner Lieblingsstrecke gesiegt. "Ich hab' es einfach nicht glauben können", sagte Franz später, und weil er es dann doch irgendwie glauben musste, sagte er nur noch: "Ist schon cool!" Ja, die Österreicher müssen sich erst wieder ans Siegen gewöhnen, zumindest in der Abfahrt. In den technischen Disziplinen haben sie ja ihren Marcel Hirscher, der am Sonntag beim Riesenslalom in Alta Badia (9.30/12.30 Uhr) wieder auf Sieg fahren wird.

Die deutschen Fahrer schnitten am Samstag bei weitem nicht so erfreulich ab wie noch am Freitag im Super-G, als drei unter den Top 20 platziert waren: Andreas Sander (5.), Josef Ferstl (13.) und Thomas Dreßen (17.). Bester wurde diesmal der junge Dreßen (26.), Ferstl wurde 31., Sander 33.; Klaus Brandner trat nicht an. "Das ist schon ein bisschen enttäuschend, ich habe mich besser gefühlt als im Training und habe einige Passagen besser erwischt", sagte Sander in der ARD. "Aber wenige Fehler zu machen, ist in Gröden oft nicht gut."

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