Wer ein paar unbekannte Orte auf der europäischen Kontinentalkarte kennenlernen möchte, ist in der Europa League genau richtig. Hier wimmelt es geradezu von Charkows, Poltawas und Vasluis - sollte man von diesen Hochburgen des Kickens noch nie gehört haben, lohnt sich ein Streifzug durch den ersten Spieltag dieses hochinteressanten Wettbewerbs im Fußballsport.
Sieht aus wie Ajax, ist aber Alkmaar: Der ehemalige klub von Louis van Gaal war einer der Gewinner des Abends.
(Foto: dpa)Es war ein ereignisreicher Auftakt in die kleine Königsklasse, denn abgesehen von den deutschen Klubs bemühten sich die anderen Teams auch darum, Tore zu schießen. So gewann beispielsweise der neuerdings extrem neureiche französische Verein Paris St. Germain mit 3:1 (2:0) gegen RB Salzburg. Die Favoriten taten sich allerdings lange schwer gegen den österreichischen Vizemeister.
Der argentinische 43-Millionen-Einkauf Javier Pastore konnte nicht überzeugen, Torschützen waren dagegen Nene (34.), Kapitän Mathieu Bodmer (44.) und Jeremy Menez (68.). Ibrahim Sekagya erzielte den Ehrentreffer für Salzburg (87.). Paris führt die Gruppe F vor Athletic Bilbao an, das zeitgleich Slovan Bratislava 2:1 (2:1) schlug.
In der Gruppe von Hannover 96 setzte sich der FC Kopenhagen gegen Außenseiter - genau lesen - Worskla Poltawa mit 1:0 (0:0) durch. Erst ein verwandelter Foulelfmeter von Morten Nordstrand in der 54. Minute brachte die Entscheidung zugunsten der Dänen gegen den, sagen wir, Tabellensechsten der vergangenen ukrainischen Fußballsaison. Schalkes nächster Gegner Maccabi Haifa siegte unterdessen gegen AEK Larnaka 1:0 (0:0) - das liegt in Zypern. Muhamad Ghadir traf in der 54. Minute, Ander Murillo sah aufseiten der Gäste nach einer Notbremse die Rote Karte (82.).
Odense BK (richtig, Dänemark) mit dem deutschen Keeper Stefan Wessels gewann bei Wisla Krakau 3:1 (1:0). Die Halbzeitführung durch Andreas Johansson glich Andraz Kirm aus (54.), der Nigerianer Peter Utaka (80.) und Rasmus Falk (90.+2) schossen den Sieg für die Gäste heraus. Ex-Nationalspieler Robert Huth erreichte mit Stoke City gegen den ukrainischen Vizemeister Dynamo Kiew nur ein 1:1 (0:0). Die Führung der Engländer durch Cameron Jerome (55.) egalisierte Ognjen Vukojevic kurz vor Schluss (90.).
Stokes Liga-Rivale Tottenham Hotspur spielte bei PAOK Saloniki nur 0:0 und liegt damit bereits zwei Punkte hinter Rubin Kasan, das 3:0 bei den Shamrock Rovers aus Irland siegte. Lazio Rom kam ohne Miroslav Klose, der geschont wurde, überraschend nur zu einem 2:2 (1:0) gegen die rumänische Großmacht FC Vaslui, die Gruppe D führt Sporting Lissabon an (2:0 beim FC Zürich).
Geschlagene Österreicher
Doch es spielten an diesem Abend tatsächlich auch wirklich große Klubs: Bei Atletico Madrid standen gegen Celtic Glasgow die Neuzugänge im Fokus. Der 40 Millionen Euro teure Torjäger Radamel Falcao, der in der vergangenen Saison insgesamt 38 Tore für den FC Porto erzielt hatte, brachte den Europa-League-Champion von 2010 beim 2:0 (1:0)-Heimsieg gegen die Schotten in Führung (3.). Der ehemalige Wolfsburger Mittelfeldregisseur Diego machte mit seinem ersten Tor für den neuen Arbeitgeber den Sieg perfekt (68.). Einen hohen Sieg feierte derweil Besiktas Istanbul, die Türken setzten sich gegen Maccabi Tel Aviv aus Israel mit 5:1 (2:0) durch. Zwei Tore steuerte der ehemalige Bremer Bundesliga-Profi Hugo Almeida bei.
Auch die anderen britischen Teams erwischten keinen guten Start in die Europa League: Brimingham City unterlag zuhause gegen die Portugiesen von Sporting Braga mit 1:3 und Fulham schaffte lediglich ein 1:1 gegen Twente Enschede.
Twente war damit der einzige niederländische Klub, der nicht gewann. Der PSV Eindhoven schlug Legia Warschau 1:0 und AZ Alkmaar hatte beim 4:1 gegen Malmö FF keine Probleme. Ebenso erfolgreich präsentierte sich der belgische Fußball: Brügge siegte gegen Maribor mitt 2:0, Anderlecht gar 4:1 gegen AEK Athen. Außerdem gelang Udinese ein knappes 2:1 gegen Stade Rennes.
Für die Österreicher blieben an diesem Fußballabend wieder einmal nur Pleiten übrig: Neben der Salzburger Niederlage in Paris, musste sich auch Austria Wien zuhause mit 1:2 Metalist Charkow geschlagen geben. Nicht viel besser erging es Sturm Graz: Erst fiel im ehemaligen Arnold-Schwarzenegger-Stadion (sic!) das Flutlicht aus, weshalb die Partie mit einer Dreiviertelstunde Verspätung begann, dann drehte Lokomotive Moskau die Partie nach zwischenzeitlicher Grazer Führung um und gewann mit 2:1. Und so endete, mit etwas Nachsitzen, ein interessanter Kennenlern-Abend der europäischen Fußballkarte.