Wechseltheater um Robert Lewandowski:Dortmund schließt die Hintertür

Borussia Dortmund v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Final

Wohin geht er? Dortmunds Stürmer Robert Lewandowski wird jetzt erst einmal heiraten. 

(Foto: Getty Images)

Die endlose Seifenoper um Europas begehrtesten Stürmer setzt sich fort. Nachdem sich ein sofortiger Transfer von Robert Lewandowski nach München nicht zu realisieren scheint, untersagt der BVB dem Polen einen Wechsel ins Ausland. Die Bayern beobachten das Treiben interessiert.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Angeblich hat es Robert Lewandowski am Wochenende bei seinem Junggesellenabschied im südfranzösischen Cannes mit einer Truppe von Kumpels ordentlich krachen lassen. Der polnische Torjäger will am nächsten Wochenende seine langjährige Lebensgefährtin Anna heiraten.

Und Ablenkung tut dieser Tage auch sonst sicher gut, denn seit Sonntag ist klar, dass es mit dem geplanten vorzeitigen Abschied aus Dortmund in diesem Sommer endgültig nichts wird. BVB-Vorstandschef Hans-Joachim Watzke sagt: "Robert wird nun definitiv in der nächsten Saison bei Borussia Dortmund spielen. Wir brauchen Planungsklarheit."

Der von so ziemlich allen europäischen Topklubs begehrte Torjäger hatte in den vergangenen zwei Wochen für eine Springflut an immer neuen Gerüchten gesorgt, vor allem, nachdem Watzke und sein Sportdirektor Michael Zorc zwar einem Sommer-Transfer in Richtung Bayern München eine endgültige Absage erteilt hatten, aber Lewandowski und seinen beiden Beratern noch die Hintertür eines Wechsels zu einem ausländischen Klub geöffnet hatten.

Nun darf Lewandowski, der beim BVB noch einen Vertrag bis 2014 erfüllen muss, auch mit dieser Chance nicht mehr rechnen. "Wir beginnen in gut zwei Wochen mit der Vorbereitung", sagt Zorc, "wir wollen Klarheit in dieser Frage haben."

Offenbar gehen Watzke und Zorc intern davon aus, dass Lewandowskis Berater ihren Klienten schon seit einiger Zeit fest an den FC Bayern gebunden haben. Das englische Boulevard-Blatt The Sun berichtet zwar, dass nun auch der kapitalkräftigste der englischen Klubs, Manchester City, in den Wettlauf um Lewandowski eingestiegen sei - aber sollte die seit längerem verbreitete Botschaft richtig sein, wonach der Stürmer bei den Bayern längst eine zivilrechtlich bindende Vereinbarung unterschrieben hat, dann wären die Fantastillionen von Manchesters Scheich ohnehin fiktiv. Lewandowski könnte sowieso nicht mehr zu City oder zu Real Madrid oder zum FC Chelsea, selbst wenn er wollte.

Schon am Wochenende hatten Watzke und Zorc vehement dementiert, dass es eine schriftliche Zusage an Lewandowski für einen Bayern-Wechsel in diesem Sommer gebe. "Es gibt keine solche Zusage, weder mündlich und schon gar nicht schriftlich", sagt Watzke, "das ist faktisch eine Lüge."

Auch die auf dem Boulevard verbreitete Nachricht, wonach Lewandowski ab sofort ein verdreifachtes Gehalt beziehe, dementiert Sportchef Zorc: "Das ist völliger Unsinn. Uns ist natürlich klar, dass Roberts derzeitiges Leistungsniveau von seinem bisherigen Gehalt nicht mehr korrekt abgebildet wird. Deswegen haben wir Gesprächsbereitschaft signalisiert, Roberts Bezüge eventuell anzuheben." Das werde aber keinesfalls in dieser Größenordnung passieren, "eher leistungsgekoppelt". Ohnehin dürfte es Dortmunds Hauptproblem sein, den Torjäger bei Laune zu halten.

Braucht Guardiola den Polen überhaupt?

Dass es auf dem hysterischen Transfermarkt schwierig ist, Lewandowski auf Anhieb gleichwertig zu ersetzen, wird den Entschluss der Dortmunder bestärkt haben, lieber auf eine Ablösesumme zu verzichten. Dennoch werden beim BVB derzeit zwei Modelle durchgespielt. Das eine ist aus der vergangenen Saison bekannt: Falls Lewandowski seine Leistung reduziert, würde Marco Reus in die Sturmspitze wechseln, Ilkay Gündogan auf die Position zehn rücken und Nuri Sahin auf seine angestammte Position des offensiven Sechsers.

So oder so will Dortmund aber, neben mindestens zwei neuen Mittelfeldspielern, schon seit Wochen auch einen "Back-up"-Angreifer für Lewandowski holen. Ähnlich war man vor drei Jahren verfahren, als der Pole noch ein unbeschriebenes Blatt war und im Schatten des etablierten Torjägers Lucas Barrios eine Eingewöhnungszeit genoss. Nun soll einer kommen, der sich hinter - womöglich auch neben - Lewandowski eingewöhnt; Watzke und Zorc sollen mit Absicht 30 bis 40 Namen auf ihrer Liste haben - um Spielern und Beratern zu signalisieren, dass sie mehrere Möglichkeiten besitzen und keine über- höhten Forderungen erfüllen müssen.

Welche Rolle bei all dem der FC Bayern spielt, scheint sich allmählich herauszustellen. Münchens Sportvorstand Matthias Sammer, das wird in Dortmund nicht bestritten, hatte bei seinem alten Mannschaftskameraden Zorc angerufen und dabei offenbar lapidar die Frage in den Raum gestellt: "Was ist denn jetzt mit Lewandowski?" Darauf soll Zorc geantwortet haben: "Was soll sein? Wenn Bayern ein Angebot machen will, müssen wir das schriftlich haben - und zwar binnen 48 Stunden." Seither herrscht offenbar Funkstille.

Der Grund soll nach Informationen aus Sammers Umfeld folgender sein: Mit Lewandowski waren die Bayern schon vor der Verpflichtung des neuen Trainers Pep Guardiola handelseinig. Guardiola soll aber ein "Barcelona-System" favorisieren - mit Thomas Müller und Mario Götze als verkappten Stürmern und den beiden Flügelspielern Ribéry und Robben.

Für Lewandowski besteht da zumindest kein unmittelbarer Bedarf. Aber wenn man im Sommer 2014 ablösefrei einen Stürmer bekommen kann, der vier Tore in einem Spiel gegen Real Madrid geschossen hat, dann hat niemand etwas dagegen - auch Guardiola nicht. So gesehen, gestaltet sich die Lage für Bayern durchaus komfortabel: Sie können Lewandowski holen, sie müssen es aber nicht zwingend und nicht sofort.

Sollte es 2014 keine Verwendung für Lewandowski geben, könnte man ihn gegen eine sehr gute Ablösesumme auch wieder loswerden. Es sei denn, er würde nächste Saison in Dortmund marktwertschädigend auf der Tribüne sitzen. So weit dürfte die Sache nicht entgleiten. Auch nicht für die Bayern.

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