Wechsel nach Japan:Poldi sagt "Konnichiwa"

Lukas Podolskis triumphale Ankunft in Kobe zeigt: Der Weltmeister ist der neue Fixpunkt in Japans Liga. Was ihn erwartet? Frühere Bundesligaspieler haben da ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Von Daniel Timm

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(Foto: dpa)

Der Mann, auf den sie alle gewartet hatten, kam in einer kurzen roten Hose und in einem Langarm-Shirt mit der Nummer "10". Als Lukas Podolski am Flughafen in Kobe landete, lauerten schon hunderte Fans und skandierten seinen Namen - den des Weltmeisters, der künftig in Japans erster Liga spielen wird, bei Vissel Kobe. Es ist die vierte Auslandsstation in der Karriere des Kölners nach dem FC Arsenal, Inter Mailand und dem Istanbuler Klub Galatasaray. Und was machte Poldi? Er stellte sich erst mal standesgemäß vor: "Konnichiwa, Podolski desu" ("Guten Tag, ich bin Podolski"), sagte der 32-Jährige gut gelaunt auf seiner ersten Pressekonferenz.

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(Foto: AFP)

Kobe ist derzeit nur Elfter der Liga, die 18 Teams umfasst. Podolski will das ändern. "Ich will mit dem Verein Erfolg haben", sagte er, als er über sein Ziel für die kommenden zweieinhalb Jahre sprach. Dazu gehöre, sich mit der Mannschaft für die Champions League zu qualifizieren. Er werde "alles geben", versprach Podolski. Auf die Frage, worauf er sich außer Fußball noch freue, sagte er zur Begeisterung der Japaner: Nach der Pressekonferenz werde er als erstes das berühmte Kobe-Rind probieren.

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(Foto: Buddhika Weerasinghe/Getty)

Ansonsten gab Podolski Autogramme, stellte sich für Fotos bereit und lächelte viel. Ein guter Empfang sei das, rief Podolski Reportern zu. Und irgendwann begann er, mit japanischen Babys im Arm zu posieren. Der erste deutsche Profi, der in Japan spielte, war übrigens ebenfalls lange Profi in Köln...

Pierre Littbarski

JEF United Ichihara Chiba (1993-1995)

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(Foto: imago sportfotodienst)

Pierre Littbarski ist so etwas wie ein Gründungsmitglied der J1 League. Als die japanische Fußball-Liga 1993 ins Leben gerufen wurde, suchte man nach ausländischen Namen, die dem Sport in Japan zu größerer Popularität verhelfen würden. In Littbarski, dem Veteranen des 1. FC Köln, fand man da genau den Richtigen: Der gebürtige Berliner erzielte das Tor des Jahres 1985, wurde 1990 Weltmeister und traf in 406 Bundesligaspielen 116 Mal. In 92 Partien für JEF United Ichihara Chiba gelangen dann allerdings nur 15 Treffer.

Uwe Bein

Urawa Red Diamonds (1994-1996)

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(Foto: imago)

Uwe Bein war aufgrund seiner zurückhaltenden Art eher kein Kandidat fürs japanische Bohei um Kicker aus Europa. Obwohl er unter Kennern als einer der technisch besten Mittelfeldspieler der Bundesliga-Geschichte galt, dürfte der japanische Markt erst spät auf ihn aufmerksam geworden sein. 150 Spiele als Eintracht-Frankfurt-Legende und schließlich die WM-Trophäe 1990 - das bekam man auch in Fernost mit. Littbarski hatte es vorgemacht, 1994 wechselte schließlich auch Bein nach Japan und unterschrieb bei den Urawa Red Diamonds. Dort traf er in 68 J1-League-Spielen immerhin 25 Mal.

Guido Buchwald

Urawa Red Diamonds (1994-1997, 2004-2006)

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(Foto: imago)

Spätestens beim Namen Guido Buchwald lässt sich folgende These belegen: Für deutsche Weltmeister von 1990 war Japan ein extrem attraktiver Ort. Der Innenverteidiger, der Diego Maradona an jenem Finalabend von Rom gänzlich neutralisierte, wechselte 1994 gleichzeitig mit Bein zu den Urawa Red Diamonds. Anders als sein DFB-Kollege blieb "Diego" Buchwald drei Jahre und wuchtete den Ball als Innenverteidiger ganze elf Mal über die Linie. Nach 127 Einsätzen ließ er seine Karriere anschließend beim Karlsruher SC ausklingen, bevor er 2004 als Trainer zu Urawa zurückkehrte. Zwei Pokalsiege und eine japanische Meisterschaft später war er der erfolgreichste Übungsleiter der Vereinsgeschichte.

Michael Rummenigge

Urawa Red Diamonds (1993-1995)

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(Foto: imago)

Abgerundet wurde die deutsche Grüppchenbildung von Michael Rummenigge bei den Urawa Red Diamonds. Der ist zwar kein Weltmeister, war aber der erste deutsche Spieler, den es in die für ihre Textilindustrie bekannte Stadt verschlug. Der Lippstädter verbrachte seine Bundesliga-Karriere zu gleichen Teilen beim FC Bayern und Borussia Dortmund und konnte dementsprechend alle hiesigen Titel in seinem Lebenslauf notieren. In Urawa reichte es trotzdem nur für 42 Einsätze, ehe eine schwere Verletzung die Karriere des Mittelfeldspielers zu früh beendete.

Holger Osieck

Urawa Red Diamonds (1995-1996, 2007-2008)

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(Foto: imago)

Da die Mannschaft der Urawa Red Diamonds nun - nach der Verpflichtung der Profis aus Deutschland - eher nicht auf Japanisch hätte trainiert werden können, war die Verpflichtung von Holger Osieck als Trainer fast die logische Konsequenz. Der sprach nicht nur die Muttersprache der Beins und Buchwalds, sondern hatte Fenerbahçe Istanbul im Vorjahr zum nationalen Pokaltitel geführt. In Urawa wurde er zunächst Fünfter, aber hinterließ einen so bleibenden Eindruck, dass er 2007 erneut verpflichtet wurde - als Nachfolger eines gewissen Guido Buchwald. Noch im gleichen Jahr gewann er mit Urawa die asiatische Ausgabe der Champions League. Zwei Niederlagen zum darauffolgenden Saisonbeginn waren trotzdem genug, um entlassen zu werden.

Cacau

Cerezo Osaka (2014-2015)

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(Foto: imago/AFLOSPORT)

Auch der Mann, den sie "Helmut" nannten, spielte einst in Japan. Cacau war lange Zeit das Gesicht des VfB Stuttgart und der letzte Große Name, der die schick dekorierte Bundesliga-Karriere in Japan ausklingen ließ. Nach dem deutschen Meistertitel 2007 und 80 Toren in 263 Spielen unterschrieb er einen Einjahres-Vertrag bei Cerezo Osaka. Die in Pink spielende Mannschaft war einst die beste des Landes, doch sie musste sich in den Neunzigern mit der sportlichen Bedeutungslosigkeit anfreunden. Genauso wie Cacau: In 24 Spielen gelangen dem Deutsch-Brasilianer nur sieben Tore. Am Saisonende stand der Abstieg als Tabellenvorletzter.

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