Was war da los in Darmstadt? :Plötzliche Gelbsucht

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Gelbe Karte: Fünf Darmtädter sahen im Spiel gegen Leverkusen ihre fünfte und fehlen somit im nächsten Ligaspiel gegen Bayern München. (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)

Das gibt eine Menge Gesprächsstoff: Bei den Lilien kassieren gleich fünf Spieler eine Gelb-Sperre fürs Bayern-Spiel - ist das nur Zufall?

Von Frank Hellmann, Darmstadt

Das Gemurmel, Getuschel und Geraune ging hinterher sogar im VIP-Raum weiter. In den übereinander gestapelten Containern diskutierten sich sogar eingefleischte Lilien-Anhänger die Köpfe heiß, wie das passieren konnte: Alle fünf vorbelasteten und von Sperren bedrohten Spieler des SV Darmstadt 98 hatten sich am Samstagnachmittag beim 1:2 (1:0) gegen Bayer Leverkusen eine gelbe Karte eingehandelt.

Beim Verlierer holten sich mit Jerome Gondorf (37.), Aytac Sulu (84.), Marcel Heller (85.), Peter Niemeyer (88.) und Konstantin Rausch (90. +2) alle gefährdeten Akteure die Verwarnung ab - größtenteils für überflüssige Fouls in der Schlussphase. Nur der gelbe Karton gegen Jan Rosenthal (69.) blieb folgenlos. Speziell bei Niemeyer und dem spät eingewechselten Rausch lag der Verdacht nahe, dass die Strafe durch Schiedsrichter Jochen Drees sogar gewollt war. Beweisen lässt sich die Mutmaßung wahrscheinlich niemals, aber Fakt ist: Das Quintett fehlt nun geschlossen beim ohnehin recht ausweglosen Auswärtsspiel beim FC Bayern, ist aber dann eine Woche später - bei der viel wichtigeren Partie - beim SV Werder Bremen wieder dabei.

"Elf Mann kriegen wir noch zusammen", sagt Sandro Wagner grinsend

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt? Absicht gar? Sulu reagierte auf den Vorwurf angefasst. Wer sage denn, dass Darmstadt in München chancenlos sei - man habe bei den Bayern doch nur mit 0:1 im DFB-Pokal verloren. Und auch Trainer Dirk Schuster umschiffte alle heikle Fragen zu dieser Causa und antwortete allein pragmatisch: "Da hat das eine nichts mit dem anderen zu tun." Doch Schuster hatte sich sofort zu Leverkusens Coach Roger Schmidt gewandt, als der sich wegen des Niemeyer-Checks - der Mittelfeldmann sah dafür die zehnte Gelbe - am Spielfeldrand heftig erregt hatte. Erklärte Schuster unter Kollegen den wahren Hintergrund des rüden Einsteigens?

Nicht doch. Schuster antwortete auf Nachfrage in der Pressekonferenz, ob die "Block"-Sperre ein Vor- oder Nachteil sei? "Wir haben eine Reihe von Akteuren aus der zweiten Reihe, die mal dran sind, aufs Feld geschickt zu werden. Und dann werden wir versuchen, die Bayern im Zaum zu halten." Sein Torjäger Sandro Wagner, der gebürtige Münchner, versprach schelmisch grinsend: "Elf Mann kriegen wir noch zusammen." Doch der plötzlichen Gelbsucht werden noch Debatten folgen, die die bisherigen Sympathiewerte des Aufsteigers gefährden könnten. Am Sonntagmorgen tritt Leverkusens Sportchef Rudi Völler in der Sport1-Talkrunde "Doppelpass" am Münchner Flughafen auf, wo gewiss das Darmstädter Vorgehen breit erörtert wird. Ein Verdacht steht im Raum. Spricht Völler ihn aus?

© SZ vom 14.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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