Wahl zum Weltfußballer:Die Münchner fehlen bei der großen Gala

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Die bayerischen Fußball-Profis Robert Lewandowski, Mario Götze und Manuel Neuer (v.l.) sind beim Tennisturnier in Doha Augenzeugen des Endspiels zwischen Novak Djokovic und Rafael Nadal. (Foto: dpa)
  • Die Wahl zum Weltfußballer findet ohne einen Bayern-Profi statt.
  • Jérôme Boateng bedauert das: "Die Offensivspieler machen halt die Tricks."
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Von Benedikt Warmbrunn, Doha

Was den Wert von Tricks angeht, ist die Welt der Fußballer eine einzige große Ungerechtigkeit, zumindest für all jene, die unter Tricks nicht nur Übersteiger, Flanken mit dem Außenrist oder Tore mit der Hacke verstehen. Es ist ja zum Beispiel nicht so, dass Jérôme Boateng nicht doch ein paar brauchbare Tricks drauf hätte, er spielt weite Pässe, die keiner erwartet, er lässt allein durch seinen Körper den Raum um ihn herum viel enger erscheinen, als er ist, und außerdem kann er unausgeschlafen aussehen und doch ganz wach sein.

Alles schön und gut, das weiß auch Boateng, er weiß aber auch, dass das natürlich nichts ist gegen einen Übersteiger, eine Flanke mit dem Außenrist oder gar ein Hackentor. Zumindest nicht, wenn es um die mehr oder weniger gerechte Antwort auf die Frage geht, wer denn nun der beste Fußballspieler auf diesem Planeten ist.

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Von Benedikt Warmbrunn, Doha

An diesem Montag wird in Zürich bei einer Gala des Weltverbands Fifa der beste Spieler des vergangenen Jahres geehrt, nominiert sind die Angreifer Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Neymar, nicht nominiert ist der Abwehrspieler Jérôme Boateng. "Die Offensivspieler schießen die Tore, die machen die Tricks", sagt Boateng, er versteht das ja alles, "die Abwehrspieler sind dagegen nicht so im Fokus, weil sie nicht groß Tricks machen können und weil sie nicht so viele Tore schießen." An dieser Ungerechtigkeit wird Boateng nie etwas ändern können, aber aufmerksam werden die Wählenden bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres ja nicht nur auf Tricks und auf Tore. Sondern, und darin liegt Boatengs Außenseiterchance, auch auf Titel.

In den vergangenen beiden Jahren hat der FC Bayern jeweils einen Spieler zur Gala nach Zürich fliegen lassen, stets aus dem Trainingslager in Katar, in diesem Januar jedoch bleiben alle Spieler in Doha; nicht einmal Trainer Pep Guardiola wird sich auf den Weg machen, er hat bei der Wahl zum Welttrainer allerdings auch geringe Chancen, weil bei der Trainerwahl Titel halt doch mehr zählen als Tricks oder Tore. 2014 flog Franck Ribéry zur Wahl, es war das Jahr nach dem Champions-League-Sieg des FC Bayern, der Franzose war mit vielen Tricks und Toren einer der entscheidenden Spieler. Dennoch wurde er nur Dritter. Vergangenen Winter setzte sich Manuel Neuer ins Flugzeug, ganz ohne Tor, aber er war Weltmeister geworden, und er hatte mit Tricks wie Ausflügen bis an die Mittellinie das Torwartspiel in neue Dimensionen gebracht. Auch er: Wurde nur Dritter.

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Von Benedikt Warmbrunn, Doha

2015 war für den FC Bayern ein Jahr mit nicht ganz so vielen Titeln, es fehlten dafür ein paar Tricks und Tore, und so reden am Sonntag in der Mittagspause in Doha Jérôme Boateng und Manuel Neuer als neutrale Außenstehende über die anstehende Weltfußballer-Gala. "In einer Saison, in der kein Turnier stattfindet, ist es für einen Torwart grundsätzlich schon schwierig, unter die ersten Drei zu kommen", sagt Neuer. Für die Aussichten 2017, sagt Boateng, wäre ein großer Titel "nicht schlecht".

Dass das alles mit diesen Auszeichnungen nicht ganz so tragisch ist, das wissen Boateng und Neuer natürlich auch; Boateng kann sich ja mit der Annahme trösten, dass zurzeit keiner an ihm vorbeikäme bei der Wahl zum Weltabwehrspieler des Jahres; und Neuer kann sich damit trösten, dass auch dieses Mal keiner an ihm vorbeikam bei der Wahl zum Welttorhüter des Jahres. Allerdings darf Neuer nicht zur Auszeichnung nach Zürich fliegen, "mit einem Auge", sagt er, schaue er natürlich dennoch hin. "Das ist ja das Größte für einen Torwart, Welttorhüter zu werden. Ich finde es schade, dass ich nicht dort sein kann."

Mit dem anderen Auge sieht Neuer aber auch genau, dass der FC Bayern, die deutsche Nationalmannschaft und er selbst im nächsten halben Jahr gute Möglichkeiten haben, neben ein paar Tricks auch den einen oder anderen Titel zu gewinnen. Vielleicht ja wieder die Champions League. Oder die Europameisterschaft

Extraschichten im Trainingslager

Den eigentlich trainingsfreien Samstag in Doha hat Neuer daher doch mit Training gefüllt, im Kreis der anderen Torhüter hat er spezifische Übungen gemacht. Während des Mannschaftstrainings bleiben den Torhütern meist nur knapp 25 Minuten für sich selbst, dann werden sie zu den Übungen der Feldspieler dazu gezogen, "da brauchst du schon auch mal eine Extraschicht", sagt Neuer, er würde das Torwartspiel ja gerne noch um die eine oder andere Dimension weiterentwickeln.

Seit fünf Tagen bereitet sich Neuer nun in Doha auf die Aufgaben im nächsten Halbjahr vor, bisher ist er zufrieden, er hat daher auch schon Bundestorwarttrainer Andreas Köpke geschrieben. Er schrieb, dass in Doha der Grundstein gelegt werde. Und dass es dann im Sommer schon passen werde.

© SZ vom 11.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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