Wachsendes Vereinsregister des FC Bayern:Mitglieder bevorzugt

DFB-Pokal FC Bayern München - VfB Stuttgart

Immer mehr Bayern-Fans werden auch Mitglied beim Rekordmeister.

(Foto: dpa)

Als erster deutscher Sportverein hat der FC Bayern München die Mitgliedermarke von 200.000 überschritten. Dabei ist die rasante Steigerung in der vergangenen Saison nicht nur dem Triple oder Pep Guardiola zuzuschreiben.

Von Johannes Knuth

Der Neue war noch nicht in München erschienen, da rollte das erste Vorbeben heran. Anfang Januar gab der FC Bayern München bekannt, Pep Guardiola werde bald die Fußballer trainieren. Nur eine Woche später hatten sich 3000 neue Mitglieder dem Verein angeschlossen. Wenn Guardiola in München eintrifft, mutmaßte Präsident Uli Hoeneß damals, könne man bald vielleicht Mitglied Nummer 200.000 begrüßen. Diese Prognose ist aufgegangen.

217.241 Mitglieder zählt der FC Bayern mittlerweile, das verkündete Hoeneß am Mittwoch beim 2:0 im Testspiel gegen den FC Barcelona. Übertroffen wird die Zahl nur noch von Benfica Lissabon. Sie machen derzeit wirklich vor nichts Halt bei den Bayern. Das Triple? Ganz nett. Den erfolgreichsten Trainer auf dem Globus verpflichtet? Kann man machen. Jetzt jagen sie auch noch den Titel des mitgliederreichsten Klubs.

Allein in der abgelaufenen Saison sind ihnen 30.000 neue Anhänger zugelaufen (der TSV 1860 München wird von 19.950 Mitgliedern unterstützt). "Wenn es so weitergeht", sagte Hoeneß am Mittwoch, "ist es nur noch ein kleiner Schritt, um der mitgliedsstärkste Verein der Welt zu werden." Bleibt die Frage: Woher kommen sie, die neuen Mitglieder? Und vor allem: warum so plötzlich? Eine Antwort geben Fans wie Philipp Würtz.

39.500 Plätze sind für Dauerkarteninhaber reserviert

Der 24 Jahre alte Saarländer unterstützt den FCB seit 1995. Mitglied war Würtz in all den Jahren aber nicht, die Fan-Liebe definiert sich nicht über einen jährlichen Obulus, klar. Im vergangenen Oktober entschied sich Würtz dann doch, dem FC Bayern München e.V. beizutreten, "eigentlich, um den Verein zu unterstützen", sagt er. "Aber dass man leichter an Tickets rankommt, das ist definitiv auch ein Faktor." Das ist wohl wahr.

71.137 Zuschauer dürfen die Heimspiele des FC Bayern besuchen. 39.500 Plätze sind für Dauerkarteninhaber reserviert. Bleiben noch ein paar Tickets für Normalsterbliche. Wobei Vereinsmitglieder wie Würtz bevorzugt werden - für den FCB ist eine Mitgliedschaft das einzige verfügbare Kriterium, Menschen auszuwählen, die ein Ticket verdient haben oder nicht. Würtz kann also Karten aus einem Mitgliederpool beantragen. Meistens übersteigt auch hier die Nachfrage das Angebot, der FC Bayern verlost dann die entsprechenden Karten. Mitglieder müssen aber deutlich weniger Konkurrenz befürchten als Nicht-Mitglieder.

Nur noch passiv Sport treiben

Zwei Mal hat sich Würtz seit seinem Vereinseintritt um Karten beworben, zwei Mal hatte er Glück: beim Pokal-Viertelfinalspiel gegen Borussia Dortmund und bei der Champions-League-Partie gegen Juventus Turin. "Bei Vorbestellungen werden mit Priorität Mitglieder bedient", sagt FCB-Pressesprecher Markus Hörwick. Dass die meisten Fans deshalb dem Verein beitreten, bestätigt Hörwick indirekt: "Viele Fans sehen einfach ein, dass es sich rentiert, schnell zu sein und eine Mitgliedschaft abzuschließen."

Fast scheint es, als sei in westlichen Gesellschaften nahezu alles im Überfluss vorhanden - bis auf Karten für Fußballspiele eben. Das beweisen auch Nutzer, wenn sie ihre Tickets in sozialen Netzwerken wie Schätze ausstellen. Beim FC Bayern, einem Verein mit Abteilungen von Basketball bis Tischtennis, hängt die Mitgliederentwicklung stark vom Fußball ab. Als der Klub 2005 in die neue Arena zog, wuchs die Zahl sprunghaft, von 104.000 auf 121.000. Nun ist die kombinierte Sogwirkung von Triple und Guardiola fast zweimal so groß wie die des Stadions.

Dass sich nahezu alle Neumitglieder der Fußballabteilung anschließen? Egal! Die Vereine der Gegenwart sind offenbar nicht mehr dazu da, um aktiv Sport zu betreiben. Passiv genügt. Und ein Mitglied hat bei den Bayern auch schon einen Antrag gestellt, den Jahresbeitrag (derzeit 60 Euro) auf mindestens 61 Euro anzuheben. In München gibt es ja schon einen Verein, dessen Name die Sechzig enthält.

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