Vorwurf der Steuerhinterziehung:Messi und der mahnende Minister

Die Anschuldigungen wegen Steuerbetrugs gegen Weltfußballer Lionel Messi werden zum Politikum. Für Spitzensportler galten in Spanien lange großzügige Ausnahmen. Sportminister José Ignacio sagt nun, das Gesetz sei für alle gleich: "Auch für die Nummer eins."

Der Fall Messi hat die Politik erreicht. Am Donnerstag äußerte sich Spaniens Sportminister José Ignacio Wert zu den Vorwürfen, die gegen den viermaligen Weltfußballer erhoben werden, der im Dienst des FC Barcelona steht. "Lasst uns Geduld haben, was die Untersuchung ergibt", mahnte der Minister, "natürlich ist das Gesetz gleich für alle, auch für die Nummer eins. Aber es gilt die Unschuldsvermutung, in diesem Fall genauso wie in allen anderen!"

Am Mittwoch hatte die Nachrichtenagentur EFE berichtet, die Sonderstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte habe dem 25-Jährigen und dessen Vater Jorge Horacio Steuerbetrug zur Last gelegt und ein Klagegesuch eingereicht. In den Jahren 2007, 2008 und 2009 sollen die beiden rund 4,1 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Laut EFE soll Messi, dessen Jahressalär auf 15 Millionen Euro taxiert wird, Teile seines Einkommens über Unternehmen in Belize und Uruguay abgewickelt haben.

Es geht dabei um Lizenzgebühren für Bildrechte, die Messi an Scheinfirmen abgetreten haben soll. Architekt der Konstruktion soll der Vater gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft wird zitiert, dass "die Initiative zum Steuerbetrug von Jorge Messi ausging".

Bereits 2005 - damals war Lionel Messi noch minderjährig - soll sein Vater eine erste Scheinfirma zum Zweck der Steuerhinterziehung beauftragt haben. Mit Beginn der Volljährigkeit soll Messi junior aber selbst darüber informiert gewesen sein, dass für die Bildrechte, die pro Jahr 19 Millionen Euro wert gewesen sein sollen, drei Jahre lang keine Einkommenssteuer gezahlt wurde. Messi unterliegt dem Spitzensteuersatz von 56 Prozent. Sein Vater fungiert auch als sein Manager.

Die Messis weisen die Anschuldigungen zurück. Über Facebook verbreiteten sie: "Wir sind immer unseren Steuerverpflichtungen nachgekommen gemäß den Empfehlungen unserer Steuerberater, die auch jetzt für uns diese Angelegenheit klären werden." Ein von Lionel Messi beauftragter Anwalt wies im Gespräch mit der Zeitung El Mundo die Vorwürfe ebenfalls zurück. Er betonte, sein Klient habe "seine Steuern immer pünktlich gezahlt". Jorge Messi sagte der Zeitung AS: "Das ist alles ein Irrtum. Ich kümmere mich gar nicht um diese Dinge."

Spanische Medien bemühen sich um Sachlichkeit

Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, drohen den Messis im schlimmsten Falle Gefängnisstrafen zwischen zwei und sechs Jahren und eine Strafzahlung, die mehr als das Sechsfache der unterschlagenen Summe betragen kann.

Lionel Messi galt bisher als unbescholten. Dieses Image sei nun "beschmiert", urteilte El Mundo. Die Sportzeitung Marca titelte: "Symbol unter Verdacht". Für die Zeitung El Pais spielt Messi fortan unter "finanzieller Manndeckung" durch die Staatsanwaltschaft. Die spanischen Medien griffen den Fall am Donnerstag groß auf, blieben dabei aber größtenteils sachlich und bemüht, darauf hinzuweisen, dass Messi bisher lediglich verdächtigt sei und noch keineswegs überführt.

Lionel Messi FC Barcelona Steuerhinterziehung

Unter Verdacht: Lionel Messi.

(Foto: dpa)

Die spanischen Finanzämter hatten bei Profi-Kickern lange Großzügigkeit walten lassen. Das sogenannte "Beckham-Gesetz" erlaubte es zeitweise, dass im Ausland verpflichtete Stars wie David Beckham nur einen reduzierten Steuersatz zahlten. Angesichts der Massenarbeitslosigkeit im Land lenkt die Regierung nun um. Lionel Messi ist nicht der erste Spitzensportler, der Ärger mit den Steuerbehörden bekommt. Der Portugiese Luis Figo musste 2,5 Millionen Euro Steuern nachzahlen, die einstige Tennis-Größe Arantxa Sánchez-Vicario 3,5 Millionen.

Ein systematisches Fehlverhalten will Sportminister José Ignacio Wert aber nicht erkennen. Er sagt: "Es sind individuelle Verhaltensweisen von Sportlern, in diesem Fall als Steuerzahler, aber das steht nicht in Verbindung mit dem Sport."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: