Vorwort:Dompteur, Guru, Mysterium

Es war eine debattenreiche Zeit, in der sich der FC Bayern und Pep Guardiola aufeinander einließen. Die Sonderausgabe "Die Pep-Jahre" fasst eine besondere Beziehung zusammen.

Von Klaus Hoeltzenbein

Was war? Was bleibt? Was wird? Fragen wie diese stehen stets am Ende einer Etappe, von der man noch nicht zu sagen wagt, ob es eine stilbildende Ära oder doch eher ein flamboyantes Intermezzo war. Bleibt da was? Oder wird alles wie früher? Sammeln die Münchner ihre Kräfte wieder im folkloristischen Mia-san-mia, und Pep Guardiola, der Trainer-Guru, der vom FC Barcelona kam, zieht einfach weiter? Um einen anderen Klub, um Manchester City zu reformieren? Es waren debattenreiche Jahre, in denen sich der FC Bayern und der Tiki-Taka-Experte aufeinander einließen. In denen der Rekordmeister seinen Rekord ausbauen konnte mit der 24., der 25. und der 26. Deutschen Meisterschaft; in denen sich allerdings nicht alles erfüllte, was man gemeinsam erträumte.

Ausgeblieben ist der Gewinn der Champions League, dabei deutet in der Rückschau alles darauf hin, dass dieses Ziel zumindest in der Abschieds- und Trennungssaison hätte erreicht werden können. In den Halbfinal-Duellen mit Atlético Madrid präsentierten die Münchner (fast) alles, was sie unter Guardiola hinzu gelernt hatten: jenes aggressive Pressing, das den Gegner einschnüren, jenen Kurzpasswirbel, der den Gegner ermüden soll. Und dennoch hat es nicht gereicht. Im letzten großen internationalen Drama prallten die Bayern ab an einer intelligent gestaffelten Abwehrmauer und erlagen den Giftkontern der Madrilenen. Ein Meistertrainer hatte seinen Meister gefunden - es war ein Scheitern auf höchstem fußballerischen Niveau.

Die digitale Sonderausgabe "Die Pep-Jahre" der Sportredaktion der Süddeutschen Zeitung fasst die drei Jahre dieser Trainer-Klub-Beziehung zusammen. Vom Tag, an dem der damals als Präsident agierende Uli Hoeneß in geheimer Mission nach New York reiste, um Guardiola zur Beendigung seines Sabbatjahres zu überreden. Wie der Trainer dann im Sommer 2013 die Nachfolge von Jupp Heynckes antrat, der ihm das schwere Erbe des Triple-Triumphes (Meisterschaft, Pokal, Champions League) auf die Schultern packte. Bis zum letzten Vorhang in diesem Weltsport-Theater: dem 4:3-Sieg im Elfmeterschießen am 21. Mai 2016 im Berliner DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund.

Wären "Die Pep-Jahre" ein Buch, wäre es ein sehr, sehr dickes Buch geworden.

Die Digital-Edition schildert die Pep-Bayern-Beziehung nicht chronologisch von ihrem Anfang her, sondern beginnt mit deren Ende. Sie startet mit der Abschieds-Reportage von Christof Kneer ("Trotz und Wasser"), die direkt nach dem Berliner Pokalsieg auf der Seite Drei der Süddeutschen Zeitung erschienen ist. Anschließend werden die Pokal- und Champions-League-Highlights präsentiert, dann folgen die Bundesliga-Spielzeiten 2014 bis 2016. Das Finale bildet das große Pep-Lexikon von A bis Z.

Die SZ-Redakteure sind für diese Edition noch einmal tief ins Archiv gestiegen. Sie haben alles ausgewertet, was in der Süddeutschen Zeitung stand, was online auf SZ.de und in der digitalen SZ-Zeitung "Sport am Wochenende" zu lesen war. Ausgewählt wurden Spielberichte, Reportagen, Kommentare, aber auch die besten Guardiola-Comics des Zeichners Guido Schröter. Nicht allein von Triumph und Niederlage wird erzählt, sondern auch von den großen Affären (Stichwort: Hoeneß-Prozess, Katar-Reise, Ärztestreit) dieser konfliktreichen Zeit. Zum Stöbern und Studieren eignen sich zudem die großen SZ-Interviews der Guardiola-Phase mit Philipp Lahm, Xavi Alonso, Manuel Neuer, Karl-Heinz Rummenigge und Jérôme Boateng. Hunderte Fotos spannen "Die Pep-Jahre" in einen bunten Bilderrahmen.

Was also bleibt? Natürlich die Erinnerung an den Thriller gegen Atlético, auch jene Szenen von den spektakulären Halbfinal-Niederlagen gegen Real Madrid (2014) und den FC Barcelona (2015). Oder bleibt am Ende doch der letzte Eindruck prägend? Jene Jubelfotos aus Berlin, die zeigen, wie die Mannschaft ihren immer fordernden, immer anstrengenden Dompteur nach dem Pokalsieg in die Berliner Luft wirft? Und wie dieser Taktik-Grübler, der auch im Abschied ein Mysterium blieb, am Tag danach auf dem Münchner Rathausbalkon erklärte: "Es war eine unfassbar schöne Zeit hier. Vielen Dank, Deutschland." Und wie er demütig anfügte: "Ich weiß, ich war nicht in der Lage, den schönsten Titel zu erreichen, die Champions League."

Was war? Was wird? Das entscheidet jeder Fan, jeder Kritiker von Pep Guadiola und des FC Bayern am Ende selbst. Die SZ-Edition "Die Pep-Jahre" bündelt für diese Debatte, die noch sehr lange andauern wird, die besten Argumente.

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