Vorrundenbilanz zur Fußball-WM:Wenn Japan spielt, wird aufgeräumt

Die japanischen Fans verblüffen mit ihrem besonderen Sinn für Ordnung. Brasiliens Coach gibt sich plötzlich ungewohnt redselig - und beim Eröffnungsspiel können vermeintlich behinderte Fans plötzlich wieder laufen und springen. Zehn Kuriositäten aus der WM-Vorrunde.

Gesammelt von der SZ.de-Sportredaktion

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Vorrundenbilanz zur Fußball-WM:Diego Maradona

Diego Maradona

Quelle: dpa

Die japanischen Fans verblüffen mit ihrem besonderen Sinn für Ordnung. Brasiliens Coach gibt sich plötzlich ungewohnt redselig - und beim Eröffnungsspiel können vermeintlich behinderte Fans plötzlich wieder laufen und springen. Zehn Kuriositäten aus der WM-Vorrunde.

Einen Seuchenvogel gibt es eigentlich in jeder Fußballrunde. Man erkennt ihn ganz leicht daran, dass Tore für die eigene Mannschaft immer nur dann fallen, wenn er gerade nicht im Raum ist, sich ein Bier holt oder selbiges loswerden muss. So ähnlich verhält es sich mit Diego Maradona - glaubt zumindest Julio Grondona, Präsident des argentinischen Fußballverbands. Als Beweis dient Grondona das Spiel der Albiceleste gegen Iran. Das gewannen die Argentinier zwar mit 1:0, das entscheidende Tor erzielte Lionel Messi allerdings erst, als Maradona das Stadion bereits verlassen hatte.

Grondona sagte nach dem Spiel: "Als der Seuchenvogel weg war, haben wir gewonnen." Er sagte außerdem noch andere unschöne Dinge über Maradonas Mutter, die an dieser Stelle nichts zur Sache tun, aber bei der Bewertung der Reaktion des vermeintlichen Seuchenvogels berücksichtigt werden sollten. Maradona nämlich bezeichnete Grondona daraufhin in seiner TV-Sendung als "armen Dummkopf" und schickte noch einen Gruß in die Kamera: seinen mittleren Finger, den bösen.

(bero)

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Vorrundenbilanz zur Fußball-WM:Ivan Rakitic und Stéphane Mbia

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Quelle: AFP

Ivan Rakitic und Stéphane Mbia kennen sich gut. Sie kicken gemeinsam beim FC Sevilla, genauer gesagt: sie kickten. Denn Rakitic wechselt zur kommenden Saison zum FC Barcelona. So war die seltene Aktion nach dem 4:0 von Rakitics Kroaten gegen Mbias Kameruner auch als Abschiedsgeste zu verstehen. Beide gaben sich betont innig, umarmten sich, tauschten noch auf dem Platz die Trikots. Etwas später, im Kabinengang, machten sie sich dann auch den Spaß und tauschten ihre Hosen. Wenn schon, dann richtig - die Aktion rief entsprechend großes Echo hervor. Mbia hatte noch eine Art Radlerhose drunter. Rakitic stand fast nackt da, nur noch bekleidet mit einem ziemlich knappen Slip.

(ebc)

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Vorrundenbilanz zur Fußball-WM:Fußballwunder - oder Ticketbetrug

Brazil v Croatia: Group A - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

Für viele ereignete sich das bislang einzige echte Fußballwunder 1954 in der Schweiz, wo der Außenseiter Deutschland die unermesslich hoch favorisierten Ungarn im Finale 3:2 besiegte und Weltmeister wurde. Doch möglicherweise hat sich nun, 60 Jahre später, im brasilianischen São Paulo eine noch bemerkenswertere Geschichte zugetragen. Beim Eröffnungsspiel zwischen dem Gastgeber und Kroatien (3:1) war zu beobachten, wie vermeintlich gehbehinderte Zuschauer plötzlich aus ihren Rollstühlen aufsprangen, um zu jubeln. Nachdem die englische Zeitung The Telegraph auf die Vorfälle aufmerksam machte, begann die Polizei von São Paulo zu ermitteln. Die Beamten vermuten, dass die Fans die für Behinderte vorgesehenen Tickets auf dem Schwarzmarkt erworben hatten. Sollte sich der dreiste Fall von Ticketbetrug bewahrheiten, dürfte das Etikett "Fußballwunder" exklusiv beim WM-Finale von 1954 verbleiben.

(fued)

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Vorrundenbilanz zur Fußball-WM:David Villa

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Quelle: AFP

Es ging etwas Großes zuneige, als die sonst so wunderbaren Spanier bei dieser WM in der Vorrunde scheiterten. Auf einmal war das Kurzpassinferno des Tiki-Taka nicht mehr gut genug, plötzlich wirkten stolze Sieger wie traurige Verlierer. Einer, der in den vergangenen Jahren alle Erfolge der Selección miterlebt hatte, ist Stürmer David Villa. Nachvollziehbar, dass ihm der Abschied besonders arge Probleme bereitete. Bei seiner Auswechslung im unbedeutenden letzten Gruppenspiel gegen Australien fiel der Rekord-Torschütze seines Landes seinem Trainer mit Tränen in den Augen um den Hals. Er weinte sogar auf der Ersatzbank, hemmungslos. Den Spaniern weinte nach ihrem Auftritt in der Vorrunde allerdings kaum jemand nach.

(jbe)

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Vorrundenbilanz zur Fußball-WM:Vicente del Bosque

Spain's national head coach del Bosque attends a news conference before his team's practice at the Arena Fonte Nova stadium in Salvador

Quelle: REUTERS

Der Untergang des Tiki-Taka-Landes kam für viele überraschend. Doch dass "La Roja" in die Jahre gekommen ist, das war nicht nur auf dem Platz deutlich zu sehen. Man denke nur an Trainer Vicente del Bosque - er tappste, nun ja, etwas alterssenil durch die Gegend. Nach der deftigen Auftaktpleite gegen Holland (1:5) wollte der inzwischen 63-Jährige ganz vorbildich die nächsten beiden Gegner beobachten. Doch beim Betrachten der Aufzeichnung des Spiels Chile gegen Australien ratzte del Bosque einfach weg. Und dann auch noch das Malheur nach der zweiten Niederlage gegen Chile (0:2). Der spanische Coach wäre glatt in den Mannschaftsbus der Südamerikaner gestiegen, hätte ihn nicht ein freundlicher Altenpfleger, äh, Helfer darauf hingewiesen, dass es sich nicht um das Gefährt der Spanier handelte. Auf Kaffeefahrt kann del Bosque wohl vorerst dennoch nicht gehen. Dem Vernehmen nach soll er Trainer der Spanier bleiben.

(bero)

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Vorrundenbilanz zur Fußball-WM:Belgiens Königin Mathilde

'Red Devils' last training ahead to World Cup in Brazil

Quelle: dpa

Auch das belgische Königshaus muss sich erst noch daran gewöhnen, dass ihr kleines Land neuerdings eine formidable Ansammlung von Kickern beisammen hat. Jahrelang ist es nicht aufgefallen, wenn jemand von Fußball keine Ahnung hatte - das ganz große Thema war der Sport nicht, mangels Erfolgen. Jetzt steht Belgien locker im Achtelfinale, und das Unwissen von Königin Mathilde fiel sofort auf. Beim Händeschütteln mit den Nationalspielern nach dem 1:0 gegen Russland verwechselte sie Romelu Lukaku mit Divock Origi, dem Schützen des Siegtreffers. "Bravo, dank Ihrem Tor haben wir gewonnen, nicht wahr?", fragte Mathilde, während sie Lukakus Hand schüttelte. Der lachte nur - und zeigte feixend auf Origi, berichtet die belgische Zeitung Het Nieuwsblad. Was wäre es für ein Fest, würde Kanzlerin Angela Merkel zu Mario Götze sagen: "Na, was machen Ihre alten Knochen, Herr Klose?"

(ebc)

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Vorrundenbilanz zur Fußball-WM:Falscher Scolari

Wladimir Palomo / Scolari-Doppelgänger (2)

Quelle: Facebook

Wladimir Palomo will kein Betrüger sein, das ist ihm wichtig. Er habe nie behauptet, Brasiliens Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari zu sein, sagt er. Er habe auch kein Interview gegeben - er habe ja nicht einmal gewusst, dass er mit einem Journalisten spreche. Der Journalist war Mário Sergio Conti und saß neben Palomo auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Sao Paulo. Er konnte sein Glück kaum fassen, als der mit ihm ganz offen über Fußball, die WM und "schöne Mulattinnen" im Mannschaftsquartier der Deutschen plauderte. Ist Brasiliens Nationaltrainer Scolari, auch Felipão genannt, doch sonst eher der verschwiegene Typ. Gleich nach seiner Ankunft machte sich Conti an die Veröffentlichung des Gesprächs - was ihm freilich jede Menge Häme und Spott einbrachte. Er hätte schließlich nur auf die Visitenkarte schauen müssen, die ihm Palomo im Flugzeug überreicht hatte. Auf der steht: "Doppelgänger von Felipão". Denn Palomo ist kein Betrüger.

(bero)

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Vorrundenbilanz zur Fußball-WM:Daryl Janmaat

Netherlands v Chile: Group B - 2014 FIFA World Cup Brazil

Quelle: Getty Images

Nicht, dass die starken Niederländer nach drei Siegen in der Vorrunde irgendwelche Tricks nötig hätten. Aber vielleicht sollte Bondscoach Louis van Gaal mal darüber nachdenken, sich elf Daryl Janmaats zu schnitzen. Denn wenn der Abwehrspieler auf dem Feld ist, verlieren die Holländer nicht. Für Janmaat war das 2:0 gegen Chile das 19. Länderspiel - bei keinem seiner Auftritte im orangefarbenen Trikot verließ er je den Platz als Geschlagener. Damit brach der Rechtsverteidiger von Feyenoord Rotterdam den Rekord von Hedwiges Maduro, der in seinen ersten 18 Partien für die Niederlande unbesiegt geblieben war. Mit Janmaat auf dem Feld gewannen die Niederlande 14 Mal, fünfmal spielten sie Remis. Stellt sich nur noch die Frage, wie man mit elf Rechtsverteidigern Weltmeister wird.

(jbe)

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Vorrundenbilanz zur Fußball-WM:Spiel ohne Hymnen

World Cup 2014 - Frankreich - Honduras

Quelle: dpa

Eines der beherrschenden Themen dieser WM-Vorrunde war der menschliche Makel. Die Schiedsrichter schienen sich gegenseitig mit schlimmsten Fehlentscheidungen zu überbieten - wie gut, dass auf die Technik immer Verlass war. Fast immer. Im Spiel zwischen Frankreich und Honduras feierte einerseits ein neues Spielzeug der Fifa seine Premiere: die Torlinientechnik. Der Treffer zum 2:0 für Frankreich war mit bloßem Auge nicht als solcher zu erkennen, der Videobeweis gab Aufschluss. Dafür versagte jedoch eine altbewährte Technik: die Lautsprecheranlage. Vor dem Anpfiff herrschte Stille. Die Spieler standen ordentlich aufgereiht, die Stimmbänder waren gelockert, die Lippen befeuchtet - doch die Hymnen ertönten nicht. Im Fall der französischen Marseillaise ist das nicht gar so schlimm, kennt man sie doch inzwischen recht gut, und wird sie im Verlaufe des Turniers vermutlich auch noch das ein oder andere Mal hören. Doch "Deine Fahne ist ein Licht des Himmels", das Liedchen der Honduraner, ist nach nur zweimaligem Hören wohl den wenigsten im Ohr geblieben.

(bero)

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Vorrundenbilanz zur Fußball-WM:Japanische Fans

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Quelle: AP

Dass man mit Vorurteilen immer vorsichtig sein muss, weiß seit dieser WM auch TV-Moderator Steffen Simon, der beim Spiel zwischen Nigeria und Iran Letzteren bescheinigte: "Das sind Südländer, da ist nicht alles perfekt organisiert." Der Shitstorm für Simon ließ nicht lange auf sich warten. Hätte er die Partie Japan gegen Griechenland kommentiert, wäre ihm das sicher nicht passiert. Denn die Japaner präsentierten sich als außerordentlich perfekt organisiert. Sie hatten Müllsäcke mit ins Stadion gebracht, die sie während der 90 Minuten zum Jubeln benutzten - nach dem Spiel sammelten sie ihren eigenen Unrat von den Tribünen auf und entsorgten diesen darin. Blitzblank hinterließen die Japaner ihre Fanblocks, sodass Brasiliens Presse jubelte: "Erziehung und Disziplin charakterisieren die Japaner bei der WM."

(fued)

© SZ.de/ebc
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