Volleyball:Kurzes Brüllen

13 07 2014 Wiedigsburghalle Nordhausen Volleyball European League 2014 Deutschland vs Griechenl; Carina Aulenbrock

Schule und Sport: Angreiferin Carina Aulenbrock weiß das Straubinger Modell zu schätzen.

(Foto: Conny Kurth/Imago)

"Ich würde natürlich am liebsten sofort aufsteigen": Trainer Frank will mit Nawaro Straubing in die Bundesliga.

Von Julian Ignatowitsch

Er kann also auch laut. Diese Erkenntnis hat sich nach den ersten beiden Pflichtspielen der Saison bei den Straubinger Volleyballerinnen schnell breitgemacht. Sie haben zwar beide Spiele gegen Stuttgart II (3:2) in der zweiten Liga und gegen Sonthofen (2:0) im bayerischen Pokalfinale gewonnen, aber nicht alles lief so, wie es sich Trainer Benedikt Frank vorgestellt hatte. "Irgendwann haben wir diesen Ruck gebraucht, eine emotionale Ansprache", sagt er. "Und dann musst du solche knappen Spiele mit Moral und Kampf gewinnen."

Untypische Worte für einen, der in Straubing bei seiner Vorstellung als Systemtrainer gepriesen wurde. Manchmal ist es eben einfacher: gebrüllt, getan. Der neue Trainer ist damit nach zweimonatiger Vorbereitung endgültig in Straubing angekommen. Vor dem nächsten Ligaspiel gegen den VCO Dresden (Sonntag, 16 Uhr) lässt er nun wieder ruhige Töne anklingen und akribisch arbeiten. Annahme, Aufschlag und Spielzüge - Frank kombiniert im Training strukturelle und individuelle Maßnahmen nach Tageszeit. Dieses zweigleisige Programm ist aus der Not geboren: Vormittags, wenn manche Spielerinnen ihrem Job oder Studium nachgehen, geht er einzeln auf die Stärken und Schwächen der verfügbaren Athleten ein, abends trifft sich dann die ganze Mannschaft zum schematischen Teil.

Der Erfolg gegen Sonthofen war ein erstes gutes Zeichen

"Es ist ja überhaupt etwas besonderes, dass wir als Zweitligist regelmäßig zwei Einheiten am Tag anbieten", erklärt Frank. Im semi-professionellen Volleyballsport, wo Danica Markovic als Kindergärtnerin arbeitet oder Carina Aulenbrock für ihr Fachabitur lernt, ist das die Ausnahme. Und nur bei den Teams normal, die sich zu Höherem berufen fühlen. "Alles eine Frage der Organisation", sagt Frank. Und Angreiferin Aulenbrock weiß zu schätzen, dass sie in Straubing Schule und Sport gemeinsam ausüben kann und sich "der Trainer auch mal erkundigt, wie es einem geht".

Straubing will zurück in die Bundesliga. "Ich würde natürlich am liebsten sofort aufsteigen", sagt Frank. "Ich habe drei Jahre Vertrag, in dieser Zeit wollen wir das Ziel Aufstieg auf jeden Fall schaffen." So direkt hat das seit dem finanziell bedingten Zwangsabstieg 2016 keiner mehr in Straubing angesprochen. Die wirtschaftlichen Bedingungen sind der eine Teil. Straubing hat seinen Pool an Sponsoren im Vergleich zum Vorjahr ein bisschen ausbauen können. Die Kosten für Kader und Mitarbeiter sind klar kalkuliert, nicht noch einmal möchte man den Fehler machen, zu viel zu investieren wie im Bundesligajahr. Zukünftig setzt man mehr auf junge Spieler und Talentförderung als teure ausländische Verpflichtungen. Das ist günstiger und nachhaltiger.

Auf Liebschner und Müller sollen weitere Eigengewächse folgen

Nun ist die Frage, wie weit man sportlich mit diesem Ansatz kommt. Reicht es zu einem Spitzenplatz in der zweiten Liga? Diese Frage stellt sich Frank beinahe täglich und ist überzeugt: "Wir haben definitiv das Zeug dazu, unter die ersten Drei zu kommen." Der Erfolg im Pokal gegen den bayerischen Konkurrenten Sonthofen, der ebenfalls oben mitspielen will, war so gesehen ein gutes Zeichen. Aber gegen Stuttgart II hat Frank auch die Schwächen seines Teams beobachten können. "Zwischenzeitlich ist uns die Annahme ziemlich weggebrochen", sagt er. "Wir hatten auch etwas zu viel Respekt, weil wir nicht genau wussten, was uns erwartet." So ist das mit einer Mannschaft, deren Durchschnittsalter nur knapp jenseits der 20 Jahre liegt.

Weil der namhafteste Zugang Celine Stöhr (Mittelblock) sich noch von einer Schulterverletzung erholt und die Amerikanerin Kendall Walbrecht (Außen) krank im Bett liegt, muss Frank schon früher als erwartet auf die ganz Jungen in der Startaufstellung zurückgreifen: Die beiden 19-jährigen Franziska Liebschner (Außen) und Laura Müller (Mittelblock) machten ihre Sache ordentlich, sind von Bundesliganiveau aber noch ein gutes Stück entfernt. "Genau daran arbeiten wir täglich", sagt Frank, der für die Talente aus den Nachwuchsmannschaften wöchentlich ein Techniktraining anbietet und sie auch mal beim A-Kader mit trainieren lässt. Auf Liebschner und Müller sollen weitere Eigengewächse folgen, die dann noch schneller Fuß fassen.

Der neue Trainer hat in Straubing also schnell seine neue Philosophie eingebracht. Die ersten Ergebnisse stimmen, spielerisch gibt es aber noch Luft nach oben. Zum viel diskutierten Thema Systemtrainer sagt Frank gelassen: "Struktur ist wichtig, ja. Aber individuelle Stärke, Moral, Teamgeist, da stehe ich mindestens genauso drauf."

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