Volleyball:Erstickte Euphorie

VOLLEYBALL VBL Tirol vs Ingersoll INNSBRUCK AUSTRIA 21 OCT 17 VOLLEYBALL VBL Hypo Tirol Alpe

„Man kann nicht sagen, dass wir ein Team im Team sind“, sagt Douglas da Silva. Der 34-Jährige, einer von vier Basilianern in der Mannschaft, ist eine Identifikationsfigur bei den Alpenvolleys.

(Foto: Andreas Pranter/imago/GEPA pictures)

Wenig Heimzuschauer, überlegener Gegner: Die Alpenvolleys verlieren ihre Premiere in Innsbrucks Olympiahalle mit 1:3. Der VfB Friedrichshafen ist für den neuen Bundesligaklub noch eine Nummer zu groß.

Von Sebastian Winter

Sie hatten die Tribünen der Olympiahalle in Innsbruck auf zwei Seiten großzügig abhängen lassen, die Verantwortlichen der Hypo Tirol Alpenvolleys, ihr Manager Hannes Kronthaler hat ein Gespür für seine Heimat und die dortige Volleyballbegeisterung. Er wusste also, dass die 4000 - oder bei Bedarf noch viel mehr - Zuschauer fassende Arena nicht ausverkauft sein würde. Trotz des großen Gegners VfB Friedrichshafen. Mit knapp der Hälfte hatte Kronthaler gerechnet an diesem Mittwochabend, unter der Woche ist es ja immer etwas schwieriger, Publikum zu locken. Dass dann offiziell nur 1248 Fans kamen, dürfte allerdings auch Kronthaler etwas enttäuscht haben nach dem erstmaligen Umzug aus der kleineren Heimstätte am Flughafen ins Stadtzentrum. Aber allein, dass Sport 1 die Partie übertragen hat, ist für den Bauunternehmer und Investor ein Segen. Dort sagte er schon während des Spiels: "Die deutsche Bundesliga ist für mich eine der besten Ligen Europas. Und in Innsbruck müssen mindestens 3000 Zuschauer möglich sein."

Kronthaler möchte die Euphorie für seinen in Österreich lange Jahre unterforderten Dauermeister, der dank einer Wildcard und der Lizenz seines Partnervereins TSV Unterhaching in dieser Saison erstmals in der Bundesliga spielt, anfachen. Und er möchte seiner Stadt Spitzenvolleyball präsentieren, und nicht mehr nur allzu schnelle 3:0-Siege gegen überforderte Gegner aus der Heimat. Jene Zuschauer, die da waren, gingen jedenfalls keinesfalls enttäuscht nach Hause, im Gegenteil. Die Alpenvolleys, Tabellenfünfter der Bundesliga, boten dem in bislang allen wettbewerbsübergreifend 16 Saisonspielen ungeschlagenen Spitzenreiter ordentlich Gegenwehr - verloren die Partie dann aber doch mit 1:3 (25:22, 17:25, 22:25, 18:25).

Die Alpenvolleys hatten Personalprobleme, Zuspieler Danilo Gelinski fehlt nach wie vor wegen seiner Sprunggelenksverletzung, für ihn stellte Winterzugang Daniel Koncal. Außerdem war der wichtige Außenangreifer Stefan Chrtiansky junior grippegeschwächt. Dennoch begannen sie stark in ihrer noch überdimensionierten neuen Heimstätte, schon beim 10:11 spürte das Publikum, dass das Team auf Augenhöhe mit dem Favoriten vom Bodensee spielen kann. Als Diagonalmann Rudy Verhoeff sein Team mit einem Ass 18:16 in Führung brachte, wurde die Stimmung auch bei den Trommlern im Unterrang immer besser. Friedrichshafen machte ungewohnte Angriffsfehler, auf der anderen Seite brillierte Mittelblocker und Kapitän Douglas Duarte da Silva - die Alpenvolleys hatten ihren ersten Satz überhaupt in der Bundesliga gegen Friedrichshafen gewonnen.

Danach übernahmen die etwas pikierten Friedrichshafener die Regie. Schnell führten sie 10:4, später gar 22:12, die Alpenvolleys brachten kaum einen Ball auf den gegnerischen Boden. Erst zum Ende des zweiten Satzes erholten sie sich ein wenig, aber nur deshalb, weil Friedrichshafen in den Entspannungsmodus schaltete. Nach dem Satzausgleich wurde es bitter für die Gastgeber: Denn nachdem sie erneut klar in Rückstand geraten waren (10:16), hatten sie diesen beim 22:23 auch durch mehrere starke Blocks fast aufgeholt. Ein Missverständnis zwischen Libero Lucas Provenzano de Deus und Außenangreifer Igor Grobelny beim Baggern bescherte Friedrichshafen zwei Satzbälle, Grobelnys Annahme über das Netz ließ die Gäste endgültig jubeln. Im vierten Satz spielten sie dann wieder souverän - und ernteten verdient drei Punkte bei ihrem ersten Ligaspiel auf ausländischem Boden.

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