Volleyball:Ein Neuer für alles

Nach dem großen Umbruch im Sommer treten Sonthofens Zweitliga-Volleyballerinnen solide auf. An einen Aufstieg denkt im Allgäu allerdings niemand, seit die Konkurrenz im Süden der Republik stärker geworden ist.

Von Katrin Freiburghaus

Eigentlich wollte Camilo Glober am vergangenen Samstag beim Spiel gegen den SV Lohhof gerne "gewinnen und feiern". Dass es für Sonthofens Zweitliga-Volleyballerinnen gegen den Tabellenzweiten dann doch anders kam, überraschte aber weder den 50-Jährigen noch sonst jemanden im Verein. "Ganz ehrlich", sagte Glober nach dem 1:3, "ich habe damit gerechnet, dass wir im Tabellenkeller stehen - schauen Sie sich meinen Kader an".

Der Brasilianer ist ein Mann der direkten Sprache, und er hat auch nicht im Sommer im Allgäu unterschrieben, um Komplimente zu verteilen. Drei Siege und vier Niederlagen stehen bislang für Sonthofen zu Buche, das entspricht Platz sieben und exakt der Tabellenmitte. Für ein Team, das nur zehn Spielerinnen umfasst, von denen eine häufig fehlt, ist das ordentlich.

Von Kapitänin Veronika Kettenbach und Hana Kovarova abgesehen hat Glober zudem kaum noch belastbare Bundesliga-Erfahrung in der Mannschaft. "Ich habe zwei aus der Regionalliga, zwei Mittelblockerinnen, die letztes Jahr nur Ersatz waren, und eine Angreiferin, die nie gespielt hat", bilanziert er schonungslos. Doch man muss ihn dafür nicht bedauern. "Er denkt langfristig und weiß, was in unseren Talenten steckt", sagt Sonthofens neuer Geschäftsführer Christian Feger. Aus diesem Grund ist die Zusammenarbeit mit Glober auf mindestens zwei Jahre angelegt.

"Eine Mannschaft wie im Vorjahr konnten wir uns nicht leisten", sagt Geschäftsführer Feger

Im ersten Jahr, so kommunizierte es der Verein, gibt es keinen Ergebnisdruck. Sonthofens ansehnliche Platzierungen der Vorjahre taugen nach dem Umbruch im Sommer nicht mehr als Maßstab. Dritter waren die Allgäuerinnen zuletzt - für Globers Geschmack zu wenig: "Mit dem Kader aus der vergangenen Saison hätten die alles 3:0 gewinnen müssen." In dieser Spielzeit geht es vorrangig darum, als Mannschaft zusammenzufinden. Ganz freiwillig erfolgte der Umbruch jedoch nicht, wie Geschäftsführer Feger einräumt.

"Es hat sich so ergeben, und wir mussten dann so planen", sagt er, "eine Mannschaft wie im Vorjahr konnten wir uns nicht leisten." Ein wichtiger Sponsor hat sich verabschiedet, und obwohl ein Stromunternehmen die Finanzen zumindest abfedert, muss der Verein laut Feger vorerst "kleinere Brötchen backen". Mögliche Verstärkungen für Block und Außenangriff hat er bis zum Ende des Jahres trotzdem noch in Aussicht gestellt. Allerdings hat die Konkurrenz im Süden der Republik zugenommen, seit es mit Aufsteiger DJK München-Ost einen weiteren bayerischen Rivalen neben Lohhof gibt. Das bekam Sonthofen bereits vor der Saison zu spüren, als Sandra Baier und Anne Paß den Verein in Richtung des derzeitigen Tabellenvorletzten DJK verließen.

Angesichts der aktuellen Kaderstärke ist taktische Flexibilität gefragt. Zuspielerin Kettenbach etwa setzt Glober immer wieder im Außenangriff ein. Auch er selbst erfüllt mehrere Aufgaben. Bereits während seiner Zeit als Co-Trainer beim ehemaligen Männer-Erstligisten Haching hatte er parallel als Personaltrainer gearbeitet. In Sonthofen zeichnet er neben seinen Aufgaben als Cheftrainer für Ernährungsberatung, Kraft- und Konditionseinheiten verantwortlich. "Was Fitness angeht, sind wir ganz vorn dabei", lobt Feger. Dieser Umstand ist entscheidend, weil das Team Verletzungen kaum kompensieren könnte.

Beim Training schlüpft Glober sogar hin und wieder in seine alte Rolle als Volleyballprofi. "Die Mädels brauchen ja einen Gegner", sagt er. Spielsituationen lassen sich so aber nicht nachstellen. Glober hat sich mit der Mannschaft deshalb auf eine pragmatische Lösung geeinigt: "Sechs gegen sechs trainieren wir einfach am Spieltag."

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