Vital Heynen:"Da wird nichts passieren"

Vital Heynen

"Ich war überzeugt, dass Volleyball ein sauberer Sport ist": Vital Heynen, Coach der deutschen Volleyball-Männer.

(Foto: Czarek Sokolowski / AP)

Der Volleyball-Bundestrainer über den Doping-Fall Markin, der das deutsche Team noch zu den Spielen nach Rio bringen könnte.

Interview von Sebastian Winter

An diesem Dienstag wollte der Volleyball-Weltverband FIVB den russischen Nationalspieler Alexander Markin zur Anhörung laden. Markin war beim Olympia-Qualifikationsturnier im Januar in Berlin, das Russland gewann, positiv auf Meldonium getestet worden. Die deutschen Volleyballer, die Vierter wurden, würden von einem Ausschluss Russlands profitieren, auf Platz drei des Berliner Turniers rücken und in Japan Ende Mai eine letzte Qualifikations-Chance bekommen. Doch aus der Anhörung wird vorerst nichts - die FIVB hat den Termin offenbar auf unbestimmte Zeit verschoben. Merkwürdigkeiten gab es auch in den Klub-Wettbewerben: Im Halbfinale des CEV-Pokals, den am Ende Berlin als erste deutsche Männer-Mannschaft gewann, fehlten beim Markin-Klub Dynamo Moskau weitere wichtige Spieler, ebenso im Finale beim russischen Klub Surkut. Vor rund einer Woche fehlten in der Champions-League-Endrunde der Frauen zwei Profis von Dynamo Kasan, darunter die Schlüsselspielerin Jekaterina Gamowa. Männer-Bundestrainer Vital Heynen zeigt sich im Interview mit der SZ frustriert über die Situation.

SZ: Sind Sie von den Dopingvergehen russischer Volleyballer überrascht?

Vital Heynen: Absolut. Ich habe niemals etwas von Doping im Volleyball gehört - und ich war zwanzig Jahre Spieler und bin seit zehn Jahren Trainer in diesem Sport und überall in Westeuropa unterwegs. Ich war überzeugt, dass Volleyball ein sauberer Sport ist, der diese Mittel nicht braucht, weil er sehr technisch ist. Das ist vielleicht meine Naivität. Aber selbst ich, der ja ganz naiv ist, habe plötzlich Fragen. Zu vieles ist Zufall im Moment. Heute weiß ich mehr.

Warum gibt es so viele russische Fälle?

Ich denke, dass nicht so viel kontrolliert wird in Russland. Einer meiner Spieler, Philipp Collin, war ein Jahr gesperrt, weil er dreimal die Kontrolle verpasst hat. Die Debatte ist nicht ehrlich, weil die Anzahl der Kontrollen nicht vergleichbar ist. Wir dürfen nicht aufhören, in Deutschland zu kontrollieren. Aber wir müssen umgekehrt fragen, wie woanders kontrolliert wird.

Passt es ins Bild, dass Markins Anhörung bei der FIVB offenbar abgesagt ist?

Wie heißt das auf Deutsch: Auf die lange Bank schieben? Man schiebt das ganz weit weg, und irgendwann kommt eine Lösung heraus, die den Beteiligten nicht so viele Schmerzen macht. Ich glaube generell, dass nicht viele Sportler gesperrt werden in dieser ganzen Meldonium-Geschichte.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat ihre Regeln nun gelockert und akzeptiert in Proben vor dem 1. März 2016 eine Konzentration von bis zu einem Mikrogramm pro Milliliter Blut. Markin hatte angeblich nur 300 Nanogramm.

Regeln sind heutzutage offenbar da, um sie wieder zu ändern. Es ist ja nicht die Diskussion, ob russische Volleyballer Meldonium nehmen. Und ich denke, dass es Folgen haben muss, wenn man Sachen macht, die nicht stimmen. Für mich war logisch, dass die Mannschaft ein Spiel verliert, wenn einer ihrer Spieler gedopt ist.

Auch die Bestimmungen der FIVB sind schwammig: Die Kommission kann bei Dopingvergehen die gesamte Mannschaft bestrafen, muss es aber nicht. Haben Sie noch Hoffnung, dass Russland tatsächlich von den Spielen ausgeschlossen wird?

Da wird nichts passieren, davon bin ich überzeugt. Ich kann daran nichts ändern, diese Dinge werden auf einer anderen Volleyball-Ebene entschieden. Aber das gibt ein schlechtes Gefühl.

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