Viktoria Asarenka:Vollbremsung für die berühmteste Mama im Tennis

Wimbledon 2017 - Day One - The All England Lawn Tennis and Croque

In Wimbledon reiste Leo mit ihr: Viktoria Asarenka

(Foto: dpa)
  • Viktoria Asarenka hat eine überraschende und komplizierte Hürde zu meistern.
  • Die Tennisspielerin streitet mit ihrem Ex-Partner um das Sorgerecht um ihren Sohn.
  • Womöglich kann sie nicht zu den US Open reisen.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Tennisprofi Viktoria Asarenka, 30, hat einen emotionalen Brief veröffentlicht. "So wie es derzeit aussieht, werde ich nur an den US Open teilnehmen können, wenn ich Leo zurück in Kalifornien lasse - dazu bin ich jedoch nicht bereit", schreibt sie. Leo ist ihr acht Monate alter Sohn: "Es ist für Eltern nicht leicht, Karriere und Kinder zu vereinen, doch es ist eine Herausforderung, die ich annehme und der ich mich stelle. Ich unterstütze jeden, der weiß, dass es in Ordnung ist, eine berufstätige Mutter oder ein berufstätiger Vater zu sein. Niemand sollte sich zwischen Karriere und Kind entscheiden müssen. Wir sind stark genug, beides zu schaffen."

Asarenka ist die zurzeit berühmteste Tennismama; die schwangere Serena Williams dürfte sie demnächst mit diesem Titel ablösen. Bevor Leo geboren wurde, gewann Asarenka zweimal die Australian Open, die zu den vier Grand Slams zählen. 2012 war die Weißrussin die Nummer eins in der Weltrangliste. Asarenka ist eine charismatische Person, eloquent, unterhaltsam, tiefgründig. Daher hatte die Branche sie vermisst, als sie sich im vergangenen Jahr schwanger zurückgezogen hatte. Umso größer war die Freude, als sie diesen Sommer, nur ein halbes Jahr nach der Niederkunft, beim Turnier in Mallorca zurückkehrte. Sie spielte noch nicht ganz überzeugend, aber sie war zurück.

Das Kind darf Kalifornien nicht verlassen

Und nun hat diese umjubelte Frau eine überraschende, komplizierte Hürde zu meistern. Ihre Karriere legt gerade eine Vollbremsung hin. Es geht um das Sorgerecht. Da ist oft vieles kompliziert. Auch für eine Tennisgröße, die reich ist.

Viktoria Asarenka und Billy McKeague, der Vater des Kindes, haben sich nach Wimbledon, wo Asarenka im Achtelfinale ausgeschieden war, getrennt. Seitdem streiten sie darum, wer sich um den Sohn kümmern darf. Asarenka hatte zuletzt ihre Absagen an die Turniere in Stanford und Cincinnati mit einer Viruserkrankung und vage mit privaten Problemen begründet - und damit für Spekulationen gesorgt. Nun ist klar: Es geht um Leo.

McKeague, 27, hatte während der Schwangerschaft seine Anstellung als Golflehrer auf Hawaii aufgegeben und war nach der Geburt des Kindes in Asarenkas Haus in Manhattan Beach gezogen. Er kam im April mit ins Trainingslager nach Minsk. Asarenka sagte dort der New York Times: "Er liebt Leo sehr und ist sehr warmherzig. Er kapiert, was ich gerade machen will. Er ist bereit, in den nächsten fünf, sechs Jahren seine Zeit für mich zu opfern, bis ich das Kapitel als Tennisspielerin beendet haben werde." Nun hält sie McKeague für unfähig, sich ums Kind allein zu kümmern und will es keinesfalls während der US Open bei ihm lassen.

"Das Wichtigste ist, dass beide Eltern dauerhaft präsent sind"

McKeague hat vor zwei Wochen bei einem Gericht in Leos Geburtsstadt Los Angeles das Sorgerecht für den Sohn beantragt. Ein Richter beschloss, dass das Kind den Bundesstaat Kalifornien nicht verlassen dürfe, solange verhandelt wird. Asarenka darf deshalb per Gerichtsbeschluss nicht für die Reisekosten von McKeague aufkommen, damit während der US Open alle drei in New York sein könnten. Ein Urteil aus Weißrussland, demzufolge Asarenka das Sorgerecht für Leo zugesprochen wird, hat der Richter nicht anerkannt.

Es könnte drei Monate bis zu einer Entscheidung dauern; sollte Asarenka nicht ohne ihren Sohn verreisen wollen, wäre die Saison für sie wohl beendet: "Ich bleibe zuversichtlich, dass Leos Vater und ich in den kommenden Tagen unsere Differenzen ausräumen (...) und zu einer Einigung kommen, bei der wir alle drei reisen können und bei der ich an Turnieren teilnehmen kann. Das Wichtigste ist, dass beide Eltern dauerhaft präsent sind."

Asarenkas Anwältin verteidigt gerade auch Angelina Jolie

Asarenka präsentiert sich als Opfer, wegen ihrer Prominenz kann sie diese Karte in dem Machtkampf leicht ausspielen. Aufgrund ihrer Weltranglistenposition (204.) ist sie nicht automatisch zur Teilnahme an den US Open berechtigt. Aber sie hätte die Möglichkeit dazu, immer noch. Zwar hat sie keine Wildcard in New York erhalten, aber sie könnte sich einen Startplatz über die Regel des Protected Rankings sichern; diese sieht vor, dass lange Verletzte oder wie in ihrem Fall Schwangere nicht komplett aus dem Ranking fallen und bei einigen Turnieren ihrer Wahl wieder antreten können. Noch hat Asarenka den endgültigen Verzicht auf die US Open nicht verkündet: "Ich hoffe, dass ich bald positive Nachrichten bekomme, dass diese schwierige Situation gelöst wird und ich wieder an Wettkämpfen teilnehmen kann."

Die Bekanntmachung der Details erhöht den öffentlichen Druck auf McKeague, nicht als böser Partner dazustehen, der es seiner ehemaligen Partnerin verwehrt, eine berufstätige Mutter zu sein. Genau das könnte das Ziel von Asarenkas Anwältin Laura Wasser sein, die gerade auch Angelina Jolie bei ihrer Trennung von Brad Pitt vertritt und als knallharte und bestens vernetzte Anwältin gilt. Sie hat bereits erklärt, Billy McKeague auch wegen möglicherweise entgangener Einnahmen bei den verpassten Turnieren verklagen zu wollen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: