Vierter Titel in der Formel 1:Vettel ist stets seiner Zeit voraus

Sebastian Vettel

Geht's noch höher? Für Sebastian Vettel scheint es kein Limit zu geben.

(Foto: AFP)

Jüngster Grand-Prix-Teilnehmer, jüngster Sieger, jüngster Weltmeister, jüngster Titelverteidiger, jüngster Viermal-Weltmeister: Auch wenn Kritiker monieren, dass Sebastian Vettel durch das viele Geld von Red Bull das beste Auto fahren darf, muss er in der Formel 1 keinen Vergleich mehr fürchten. Auch nicht mit Fangio, Schumacher oder Prost.

Ein Kommentar von René Hofmann

Was der Sieger eines Formel-1- Rennens bei der Fahrt über die Ziellinie zu hören bekommt, ist immer spannend. An Sebastian Vettel ergingen in Indien am Sonntag in dem Moment per Funk zwei Botschaften: "Du hast es mit Stil gemacht", ließ Red-Bull-Teamchef Christian Horner Vettel wissen. Und: "Du gehörst nun zu den ganz Großen!"

Vier WM-Titel oder mehr können nur Juan Manuel Fangio, Alain Prost und Michael Schumacher vorweisen. Vier in Serie nur Fangio und Schumacher. Geht es nach der Quantität des Erfolgs, ist Vettels Status in der Geschichte des Sports damit geklärt. Aber ganz so einfach ist es nicht. Der Stil wird bei der Frage, wer letztlich als der Größte gilt, ja auch immer mitbewertet. Und in den Augen vieler interessierter Beobachter kam Sebastian Vettel da nicht nur gut weg.

Letztlich sei gar nicht er es, der die vielen Erfolge einfahre, heißt es gelegentlich. Er profitiere bloß von dem überlegenen Auto, das ihm Red Bull mit viel, viel Geld zusammenbaue, heißt es dann - vielleicht sogar mit mehr Geld, als es ein Gentlemen's Agreement zwischen allen Teams erlaube. Bei der reinen Fahrkunst sei ihm womöglich Lewis Hamilton voraus, in puncto Entschlossenheit vermutlich Fernando Alonso.

Solche Urteile halten sich hartnäckig. Auch, weil sie nicht zu widerlegen sind. In der Formel 1 treten die Rivalen eben mit unterschiedlichen Autos gegeneinander an. Das beste Paket zu finden, ist ein wichtiger Teil des Spiels. Und nach allem, was sich objektiv beurteilen lässt, hat sich Sebastian Vettel dabei bisher keinen einzigen Fehler geleistet.

Gewiss, Red Bull hat mehr Ressourcen als die meisten anderen Rennställe. Aber wie viele Rennen hatte die Mannschaft gewonnen, bevor Vettel einstieg? Kein einziges. Erst mit ihm wandelte sich die Party-Truppe zum Sieger-Team, das inzwischen vier mal in Serie die Konstrukteurswertung gewann. Was Vettel leistete, ist durchaus vergleichbar mit der Aufbauhilfe, die Michael Schumacher nach seinem Wechsel von Benetton bei Ferrari glückte. Wahrscheinlich ist es sogar mehr wert: Sebastian Vettel half nicht nur, ein eingeschlafenes Traditionsteam zu wecken. Er half bei der Gründung eines neuen Erfolgsmodells - und das, obwohl er zu dem Zeitpunkt wesentlich unerfahrener war als Schumacher seinerzeit.

Jüngster Grand-Prix-Teilnehmer, jüngster Sieger, jüngster Weltmeister, jüngster Titelverteidiger, jüngster Dreimal- und jüngster Viermal-Weltmeister: In einem Sport, in dem die Stoppuhr das Ergebnis bestimmt, heißt das was. Es heißt: Vettel ist ein Ausnahmetalent, das wahrscheinlich in jeder Epoche des Sports eine gute Figur abgegeben hätte.

Eine Spekulation, wie er im direkten Duell mit Fangio in den fünfziger Jahren oder mit Prost in den achtziger Jahren abgeschnitten hätte, ist ebenso müßig wie ein Vergleich mit Michael Schumacher zu dessen Hochzeit. Die Technik ändert sich rasend schnell, in jeder Periode sind andere Fähigkeiten gefragt. Was sich aber sagen lässt: In den vergangenen vier Jahren ist Sebastian Vettel jedes Mal der Beste gewesen. Keinen seiner Titel hat er alleine durch Glück gewonnen. Aus Fehlern hat er stets gelernt.

Egal, wie überlegen er schon war: Er wurde stets noch besser.

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