Max Kruse:Vier Tore mit Grazie und Anstand

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Max Kruse feiert sein viertes Tor. (Foto: imago/Jan Huebner)
  • Max Kruse schießt alle vier Tore beim 4:2 des SV Werder Bremen beim FC Ingolstadt.
  • Auf der Tribüne beobachtet Joachim Löws Co-Trainer Thomas Schneider die Leistung des verbannten Stürmers.
  • Kruse selbst bleibt nach seinem bemerkenswerten Auftritt bescheiden.

Von Thomas Gröbner, Ingolstadt

Man muss Max Kruse dankbar sein. Nicht nur, weil er für einen denkwürdigen Nachmittag im Ingolstädter Sportpark gesorgt hatte, in dem noch nicht viele solcher Momente zu bestaunen waren. Sondern auch für die Art und Weise, in der er mit einem Viererpack für den 4:2-Sieg in Ingolstadt gesorgt hat - für eine Mannschaft, die für vier Tore gerade einmal neun Torschüsse benötigte. Er tat es mit kühlem Herzen. Mit Grazie. Und mit Anstand. Doch bevor es Max Kruse gelang, dieses Spiel zu einem Nachweis seines überbordenden Talents umzudeuten, hatte er in der ersten Halbzeit fast verzweifelt gewirkt, niedergedrückt von der Last, das ganze Bremer Spiel schultern zu müssen. In Abwesenheit des Regisseurs Zlatko Junuzovic versuchte Kruse sich als Ein-Mann-Pressing-Maschine, als Flügelläufer, als kreativer Gestalter. Das Verwunderliche: Auch das gelang ihm.

Den Ausgleich bereitete er von fünf Gegnern umringt vor, tief in der eigenen Hälfte kippte das Spiel aus seinem Fußgelenk auf die andere Seite, wo Startelfdebütant Kainz sich alleine Richtung Ingolstädter Tor aufmachen durfte. Nur per Foul konnte dort der einschussbereite Fin Bartels gestoppt werden. Am Ende der Verwertungskette stand wieder Max Kruse, der den fälligen Elfmeter kühl zum Ausgleich verwandelte (43.). Die erneute Ingolstädter Führung konterte Kruse in Mittelstürmer-Manier, auch das beherrscht er: Als ihm Ingolstadts Torwart Hansen den Ball vor die Füße legte, ja, dann schoss er ihn halt ins Tor (81.). Kurz darauf der Beweis, dass derzeit alles klappt: Einen Drehschuss von der Strafraumgrenze versenkte Kruse ins entfernte Eck (87.).

Erster Bremer Viererpack seit 1986

Und als dann in der Nachspielzeit Kruse sich noch einmal zu einem 100-Meter-Sprint in Richtung des leeren Ingolstädter Tores aufmachte und der arme Hansen hinter ihm her hechelte, da verzichtete Kruse auf eine Demütigung des bemitleidenswerten Gegners und auf eitle Mätzchen und schoss den Ball einfach ins Tor (90.+4). Zum ersten Viererpack eines Bremers in der Bundesliga seit 1986 (Frank Neubarth, beim 7:3 gegen Fortuna Düsseldorf).

Kruses bemerkenswerter Auftritt ist ein Sinnbild des bemerkenswerten Bremers Aufschwungs. Allein sieben Tore erzielte Kruse in den letzten fünf Spielen, seit zehn Spielen ist Werder unbesiegt. In den vergangenen zwei Monaten hat sich Werder von einem Abstiegskandidaten zu einem Europapokal-Anwärter verwandelt. Und doch musste man die Verantwortlichen danach fast zur Euphorie zwingen. Einzig Trainer Nouri entfuhr es dann doch: "Wenn es für einen dieser Plätze reicht, ja dann: Geil!"

Nach dem Spiel, als er vor die Kameras gezogen wurde, da gab sich der Vier-Tore-Mann Kruse dann unbeeindruckt von sich selbst. "Ich brauche mich nicht aus der Mannschaft hervorheben", sagte er, er habe nur "meinen Teil beigetragen". Auch wenn Kruse danach seinen Anteil an diesem Sieg versuchte herunterzuspielen, sein Talent überstrahlte an diesem Tag alles. So sehr, dass es auch Bundestrainer Joachim Löw schwer fallen dürfte, die Wandlung des Stürmers zu ignorieren, den er aus der Nationalmannschaft verbannt hatte. Zwei Vertreter der Nationalmannschaft wurden auf der Ingolstädter Tribüne entdeckt, einer davon Löw-Assistent Thomas Schneider. Er dürfte Löw einiges zu berichten haben.

© SZ vom 23.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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