Video-Schiedsrichter:Schiedsrichter Zwayer und Stieler zeigen, wie es geht

Frankreich - Spanien

Instruktionen ins Ohr: Felix Zwayer (links) war der erste deutsche Schiedsrichter auf Nationalmannschafts-Ebene, der den Videobeweis in Anspruch nahm.

(Foto: dpa)

Die deutschen Referees erweisen dem Fußball beim Testspiel in Paris einen großen Dienst. Mit gut vorbereiteten Video-Schiedsrichtern wird der Sport einfach nur fairer.

Kommentar von Claudio Catuogno

"Chaos!" - "Klamauk!" - "Technopfusch!" Um einzuschätzen, welchen Dienst die deutschen Schiedsrichter Felix Zwayer und Tobias Stieler dem Fußball am Dienstagabend erwiesen haben, muss man sich noch mal die Schlagzeilen der spanischen Sportzeitungen vergegenwärtigen. Die aus dem vergangenen Dezember, als der Videobeweis bei der Klub-WM in Japan erstmals auf der großen Bühne zum Einsatz kam, unter anderem im Halbfinale zwischen Real Madrid und CF América aus Mexiko.

Da wurde ein Real-Treffer in der Nachspielzeit vom Schiedsrichter erst gegeben, dann vom Videoassistenten wegen Abseits wieder aberkannt, das Spiel lief weiter, dann irgendwann der nächste Pfiff - doch Tor! Niemand blickte mehr durch. Im anderen Halbfinale zwischen Kashima Antlers und Nacional de Medellín übersah der Schiedsrichter ein Foul im Strafraum, nach 44 Sekunden erfuhr er das vom Videoassistenten, also stapfte er zum Spielfeldrand und sah sich die Szene auf einem Monitor an. Pfiff Elfmeter - hatte aber das klare Abseits kurz vor dem Foul übersehen.

Es ist also nicht so einfach mit dem Videobeweis, selbst wenn er nur bei vier entscheidenden Spielsituationen überhaupt angewandt wird: bei Tor, Elfmeter, Platzverweis oder Spielerverwechslung. Zwayer (auf dem Platz) und Stieler (im Van vor dem Stadion) haben nun gezeigt: Wenn man gut vorbereitet ist, die Entscheidungen schnell und richtig trifft und sie professionell kommuniziert - dann überwiegt der Nutzen bei Weitem die kurzen Phasen der Verwirrung.

Die Videotechnik macht den Fußball fairer - wenn sie funktioniert

Dass die spanischen Zeitungen diesmal jubelten (El Mundo: "Willkommen, Herr Video!"), mag auch daran liegen, dass die spanische Elf beim Test in Paris zweimal profitierte. Wichtiger war, dass auch die unterlegenen Franzosen - Spieler, Trainer, Publikum - die neue Wahrheitsfindung guthießen.

In der Bundesliga, wo nach einem halben Jahr Testbetrieb gerade eine sanfte Einführung begonnen hat, ehe das Verfahren zur neuen Saison Standard wird, hat der DFB ausgerechnet: Von 44 offenkundig falschen Pfiffen in der Hinrunde hätten 33 leicht korrigiert werden können. Nur elf blieben auch mit Video strittig. Es gibt immer noch eine Romantik-Fraktion, die der Meinung ist, Videotechnik mache den Fußball kaputt. Tatsächlich macht sie ihn einfach nur fairer - wenn sie funktioniert.

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