VfL Wolfsburg:Kapitän Benaglio führt Wolfsburgs Team jetzt von der Ersatzbank aus

VfL Wolfsburg - 1. FC Heidenheim

Diego Benaglio will noch etwas in Wolfsburg bleiben.

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Nach acht Jahren ist der Torhüter nur noch die Nummer zwei beim VfL - doch lukrative Angebote lehnt er ab.

Von Carsten Scheele

Der 26. Oktober wird vermutlich der nächste reguläre Arbeitstag für Diego Benaglio sein. Klar, er wird zwischendurch im Training zwischen den Pfosten stehen, doch sein nächster Pflichtspieleinsatz ist erst für die zweite Runde des DFB-Pokals geplant. Der VfL Wolfsburg spielt dann bei Zweitligist 1. FC Heidenheim, mit Benaglio im Tor.

Der Schweizer ist nur noch Wolfsburgs Pokal-Torhüter, so hat es Trainer Dieter Hecking verkündet. Seinen Job in der Bundesliga erfüllt neuerdings Koen Casteels, 24, neun Jahre jünger als Benaglio, der ist 33. Benaglio war acht Jahre lang die Nummer eins, seine Zeit scheint langsam dem Ende entgegenzutrudeln. Ein ganz normaler Prozess also?

Nicht ganz, denn Benaglio ist mehr als ein normaler Ersatzkeeper im Karriereherbst. Sein Standing in der Mannschaft ist nach wie vor groß. Er ist immer noch Wolfsburgs Kapitän, alles hört auf ihn, wenn er seine tiefe Stimme erhebt. Er hat seinen Vertrag im Sommer sogar bis 2019 verlängert, als feststand, dass Casteels die neue Nummer eins werden würde. Ohne jedes Murren. So viel Loyalität ist selten geworden im Fußballgeschäft. Er habe ein "lukratives Angebot", vom AS Monaco gehabt, verriet Benaglio, mit der Aussicht auf ein sehr anständiges Gehalt - und den Status als Stammkraft.

Im Gegensatz zu Wolfsburg spielt Monaco sogar in der Champions League - trotzdem sagte Benaglio ab. "Ich habe immer betont, wie verbunden ich mit dem Verein und mit der Region bin. Wolfsburg ist meine zweite Heimat", erklärte der gebürtige Zürcher der Sport Bild. Eigentlich kommen eher Fußballer in die Schlagzeilen, die Wolfsburg verlassen möchten - Julian Draxler etwa, der es einen ganzen Sommer lang versuchte, weil ihm Stadt und Verein zu klein geworden schienen.

Anders Benaglio. Man kann dem Torhüter abnehmen, dass er Wolfsburg tatsächlich lieb gewonnen hat. So lieb, dass er nicht mehr wegmöchte. Er lebt hier mit seiner Ehefrau, beide haben zusammen zwei Kinder. Er mag es, Ausflüge ins Umland zu machen, er gewann 2009 die Meisterschaft und 2015 den Pokal. Und er schätzt es sehr, dass er in Wolfsburg zwar hier und da erkannt wird, ansonsten aber ein unaufgeregtes Privatleben führen kann. Er werde hier "normal behandelt", sagt Benaglio. Darauf will er nicht mehr verzichten.

Auch Casteels ist von Benaglio begeistert. "Ich finde es klasse, wie Diego sich verhält", sagte Casteels dem Kicker: "An unserem Verhältnis im Training und in der Kabine hat sich überhaupt nichts verändert." Der Belgier wird wieder im Tor stehen, wenn Wolfsburg am Dienstagabend in der Bundesliga auf Borussia Dortmund trifft. Benaglio sitzt dann auf der Bank. Doch er hadert nicht. Falls er nach dem Spiel etwas zu sagen hat, wird trotzdem jeder hinhören.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: