VfB Stuttgart vor dem Bayern-Spiel:Hoffen auf Ronaldo und Messi

1. FC Koeln v VfB Stuttgart - Bundesliga

Trainer einer arg ungefährlichen Mannschaft: Stuttgarts Coach Huub Stevens.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der VfB Stuttgart hat unter Trainer Huub Stevens noch kein Tor im eigenen Stadion erzielt - und nun kommt Tabellenführer FC Bayern.
  • Wie viel Risiko verträgt das VfB-Spiel? Die Meinungen gehen auseinander.
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Von Matthias Schmid, Stuttgart

"Hey", schreit Huub Stevens plötzlich. Er blickt finster drein, mürrisch, die Stirn zerfurcht. "Einstellung!" "Druck!", fährt der Cheftrainer des VfB Stuttgart im Stakkato fort. "Ha!" Er blickt in die Runde und ruft: "Jetzt bin ich wieder der Knurrer von Kerkrade!"

Dieser Ruf eilte ihm voraus, als der Niederländer Ende November 2014 zum zweiten Mal den VfB übernommen hat, er soll den schwäbischen Traditionsklub wieder einmal vor dem Abstieg bewahren. Doch seit seiner Rückkehr, so haben tägliche Beobachter feststellen können, habe sich Stevens gewandelt: Entspannter sei er geworden, freundlicher, nahbarer. Sein Knurren begleitete am Freitagmittag auf der Pressekonferenz diesmal auch ein Lächeln: "Ich habe kein Problem damit, dass ich in der Öffentlichkeit so dargestellt werde."

Die Frage, die ihm am Tag vor dem Heimspiel gegen den FC Bayern kurzzeitig aus der Contenance brachte, betraf die Einstellung seiner Spieler bei den Heimauftritten. "Seit ich hier arbeite, war das noch nie ein Problem", knurrte Stevens. Tatsächlich ist das Problem ein viel Gravierenderes: Seit fünf Spielen warten die Stuttgarter auf ein Tor in der eigenen Arena.

Stevens erlebte in seinen drei Heimspielen fünf Gegentore, aber keinen eigenen Treffer - und jetzt kommt auch noch der Tabellenführer, die Mannschaft mit der besten Abwehr und dem besten Angriff. Dass der Rekordmeister nach der Winterpause ein wenig auf Sinnsuche ist, interessierte Stevens nicht.

Wie viel Offensive ist der VfB-Taktik zuträglich, um nicht die Ordnung und Stabilität in der Defensive zu verlieren - das fragen sich viele im Umfeld. Seit Stevens die Mannschaft trainiert, bekommt sie durchschnittlich nur noch ein Gegentor pro Partie, davor lag der Schnitt bei 2,17. Sein Faible für die Verteidigungsarbeit spricht ihm niemand ab.

Die Frage nach dem fehlenden Gespür für die Offensive ist dem Fußballlehrer allerdings nicht verständlich. "Ich stelle doch keine elf Spieler ins eigene Tor", sagt Stevens trotzig. Er meinte, seine taktische Grundausrichtung limitiere nicht das Spiel nach vorne. "Du kannst viel für die Offensive tun, aber du bist abhängig von den Spielern", fügt er hinzu.

Suche nach dem Mittelstürmer

An der mangelnden Qualität sind schon seine Vorgänger Armin Veh, Thomas Schneider und Bruno Labbadia verzweifelt - und gescheitert. Keiner von ihnen hat es geschafft, der Mannschaft dieses besondere Phlegma auszutreiben. Lässt ein VfB-Trainer mutiger, risikoreicher spielen, dann hagelt es Gegentore. "Es ist schwierig" gibt Stevens zu, "die richtige Balance zu finden."

Zuletzt beim grauenvollen 0:0 in Köln hatte er Martin Harnik als Mittelstürmer aufgeboten, Vedad Ibisevic wäre noch eine Alternative, doch der bosnische Nationalspieler sucht seit fast einem Jahr seine Form, die ihn zu einem der treffsichersten Stürmer der Bundesliga reifen ließ.

Stevens hat auch schon eine Idee, wie er den Bayern vielleicht überraschen könnte. "Ronaldo und Messi", sagte er, "wären nun bei uns gefragt." Er lächelte und machte eine Kunstpause, um zu sehen, wie die Reaktionen auf seine Antwort ausfallen. Es kam aber nichts. Also fuhr er fort: "Auch die beiden treffen nicht immer und wir haben andere Qualitäten."

Doch diese Qualitäten bleiben meist gut versteckt. "Um zu gewinnen, müssen wir aber einen Tick mehr Risiko nehmen, allerdings im richtigen Moment", sagt Kapitän Christian Gentner. Sportdirektor Robin Dutt traut seinen Spielern diese Entschlossenheit zu. Er sagt: "Der Kampf um den Klassenverbleib bedeutet: Ruhe bewahren, Vertrauen signalisieren und an außergewöhnliche Punkte zu glauben."

Huub Stevens hätte es nicht schöner formulieren können. Auch er sehnt das erste Tor im eigenen Stadion herbei. An das letzte Heimtor können sich ohnehin nur noch die wenigstens VfB-Fans erinnern. Am 18. Oktober war das, Martin Harnik traf zum 3:3 gegen Bayer Leverkusen. Der Trainer damals hieß noch: Armin Veh.

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