VfB Stuttgart:Der Mann der Stille verlässt den FC Bayern

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Wechsel zum VfB: der Münchner Kaderplaner Michael Reschke. (Foto: imago)
  • Michael Reschke ist der neue Sportvorstand beim VfB Stuttgart.
  • Er verlässt den FC Bayern, wo er stets im Stillen agierte, aber eine wichtige Personalie war.
  • Reschke will mehr Verantwortung übernehmen, einen Zusammenhang für seinen Weggang mit der Personalie Hasan Salihamidzic bestreitet er.

Von Benedikt Warmbrunn, Dortmund

Michael Reschke bekam am Samstag keine Blumen geschenkt, keine Pralinen, nicht einmal eine gerahmte Fotocollage (obwohl dafür bei circa vier weltweit vorhandenen Bildern von ihm ein sehr kleiner Rahmen gereicht hätte). Dafür bekam er die 88. Minute geschenkt. Sebastian Rudy stand da zunächst auf der rechten Seite, bereit zum Freistoß. Rudy flankte, zu Niklas Süle, der den Ball mit der Schulter gegen die Latte drückte, so kräftig, dass ein Getümmel entstand, aus dem heraus Joshua Kimmich mit einem Billardtor für den FC Bayern den Ausgleich im Supercup gegen Dortmund initiieren konnte.

Dieses Tor zum 2:2, das dem FC Bayern den Sieg im Elfmeterschießen ermöglichte, war vielleicht die schönste Würdigung, die sich Michael Reschke für seine Arbeit vorstellen konnte.

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Am Samstagmittag, wenige Stunden vor dem Supercup, hatte der VfB Stuttgart bestätigt, dass Reschke als neuer Sportvorstand kommen wird, und der FC Bayern hatte bestätigt, dass dieser Reschke nicht länger als Kaderplaner des Rekordmeisters arbeiten wird. "Er ist ein absoluter Glücksfall für unseren Verein", jubelte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsboss des FC Bayern, lobte in der Abschiedsmitteilung, dass Reschke "mit seinem Fachwissen, seiner Professionalität und seinem Netzwerk einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des FC Bayern geleistet" habe.

Warum der Aufsteiger aus Stuttgart sich von Reschke endlich wieder eine kontinuierliche sportliche Planung erhofft, und warum sie beim FC Bayern Reschke dankbar sind, das zeigte sich noch einmal in dieser 88. Minute in Dortmund: Rudy, Süle, Kimmich, das waren drei Transfers, wie Reschke sie am liebsten hat. Alle drei verpflichtete der Verein, bevor sich zu sehr herumgesprochen hatte, wozu die drei fähig sein könnten. Und über alle drei hatte Reschke schon lange Beobachtungen gesammelt, er hatte Gespräche geführt - eigentlich musste er sich nur noch das Okay der Vereinsbosse holen.

Reschke empfahl den neuen Rekordtransfer

Diese drei Spieler dürfen im Moment als seine weitsichtigsten Münchner Transfers gelten. Reschke selbst will seine Bilanz auch nicht geschmälert wissen, nur weil junge Spieler wie Kingsley Coman oder der an Juventus Turin ausgeliehene Douglas Costa auch einmal ein paar unauffälligere Monate haben. Auch auf diese Spieler hatte Reschke den Klub aufmerksam gemacht, zuletzt empfahl er Corentin Tolisso, den neuen Rekordtransfer.

Sobald die Spieler dann vorgestellt wurden, verschwand Reschke im Hintergrund; er blieb in seinen drei Jahren in München stets ein Mann im Stillen.

Dass es jetzt am Wochenende so laut wurde um Reschke, hätte er selbst gerne vermieden. Aber es war eben auch ein Transfer mit Knalleffekt. In Stuttgart folgt er auf Jan Schindelmeiser, von dem sich der VfB am Freitag getrennt hatte. Und in München geht er wenige Tage, nachdem Hasan Salihamidzic als neuer Sportdirektor vorgestellt wurde - wobei Reschke darauf besteht, dass zwischen dieser Personalie und seinem Abgang kein Zusammenhang bestehe. Schon Mitte Juli hatte er mit der Vereinsführung über seine eigene Zukunft gesprochen. "Dass ich gehe, hat nichts mit dem FC Bayern zu tun. Das hat nur mit mir zu tun", sagt Reschke, "ich habe einfach schon seit Längerem einen inneren Antrieb gespürt, noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen."

Er wollte wieder - wie zuvor jahrelang in Leverkusen - mehr Verantwortung übernehmen. Obwohl er auch Anfragen aus dem Ausland vorliegen hatte, reizte es ihn am meisten, einen namhaften Verein in der Bundesliga zu etablieren. Dafür nimmt er es sogar in Kauf, als Sportvorstand aus dem Hintergrund so weit nach vorn rücken zu müssen, dass Fotocollagen von ihm schon bald einen größeren Rahmen benötigen werden.

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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