VfB Stuttgart:Kiel ist nicht Manchester

Holstein Kiel v VfB Stuttgart  - DFB Cup

Spiel gedreht: Daniel Ginczek bringt den VfB nach 0:1-Rückstand gegen Kiel mit 2:1 in Front. Dabei bleibt es, Stuttgart gewinnt.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Vor einer Woche, beim Sieg gegen City, hatten die Schwaben noch Zorniger-Fußball gespielt. Holstein aber ließ das nicht zu, der VfB mühte sich zum 2:1.

Es ist der Fluch der guten Tat. "Manchester ist jetzt die Messlatte", hatte Alexander Zorniger gesagt am Tag vor dem Duell seines VfB Stuttgarts bei Holstein Kiel. Vor einer Woche hatten seine Spieler die Millionentruppe von Manchester City mit 4:2 aus dem Stadion gefegt. Die Stuttgarter hatten genau den Fußball gespielt, den ihr Trainer so liebt. Die Spieler hatten kompromisslos Ball und Gegner gejagt, bis der eine im Tor und den anderen der Kopf brummte. Manchester ist jetzt also die Messlatte bei den Schwaben.

Am Samstag mussten sie aber in Kiel ran. Von Stuttgart geographisch mit einigem guten Willen immerhin auf halbem Weg nach Manchester verortbar. Aber fußballerisch ist Holstein Kiel das genaue Gegenteil des Premier-League-Klubs. Kiel ist ein unangenehm zu spielender, kompakt stehender Gegner, der kein Problem damit hat, sich einzuigeln und auf den richtigen Moment für den Gegenangriff zu warten. Als Bundesligist gegen eine Mannschaft wie Kiel kompromisslos jeden Ball zu jagen ist in etwa so lustfördernd wie bei 40 Grad einen 30-Kilometer-Lauf zu absolvieren. Den Ball dann auch noch ohne große Umschweife und langes Hin- und Hergeschiebe ins Tor zu befördern in etwa genau so anstrengend.

Um dem Drittligisten dennoch zwei Tore einzuschenken, bedurfte es am Samstag beim 2:1 (1:1) individuelle Qualität, zwei Geistesblitze und schöne Tore. Und ganz großen Willen, das Spiel nach dem Rückstand noch zu drehen. Kurz: Der VfB gewann das Pokalspiel mit den Mitteln, die ihm in der Schlussphase der letzten Saison doch noch den Klassenerhalt gebracht hatten. Im Kollektiv kämpfend und dank der Tore von Daniel Didavi (41.) und der personifizierten VfB-Lebensversicherung Daniel Ginczek (60.). Der Stürmer hatte zuvor schon mit einem klugen Pass in die Gasse Didavi freigespielt und sein Tor per Lupfer vorbereitet.

"Letztendlich ist auch bei uns das Ergebnis entscheidend"

Vor allem bei den zwei Offensiven musste sich Zorniger am Ende bedanken, dass sein Pflichtspieldebüt nicht in die Hose ging. Didavi war in der ersten Halbzeit mit Abstand auffälligster Spieler, Ginczek blühte nach seiner Vorlage auf. Kiels Rafael Czichos hatte Holstein in der 37. Minute zwischenzeitlich in Führung gebracht. Doch nach dem Ausgleich war den Kielern ein wenig der Mut oder die Kraft verloren gegangen.

"Es tut uns gut, dass wir weitergekommen sind. Es war das erste Pflichtspiel in dieser neuen Konzeption, letztendlich ist auch bei uns das Ergebnis entscheidend", sagte Zorniger. Nicht sehr glücklich, aber passt schon, so hörte sich das an.

"Ich bin selbst gespannt, die Mannschaft jetzt richtig kennenzulernen", hatte Zorniger ebenfalls gesagt vor dem Pokalspiel. Gemeint hatte er damit wohl auch die Einstellung seiner Mannschaft in lästigen Pflichtspielen. Die stimmte in Kiel, auch wenn die Mannschaft zu viele Zweikämpfe verlor. Ob seine Mannschaft auch in einem Pflichtspiel Zorniger-Fußball praktizieren kann oder nur gegen Manchester City, wird der Trainer in den nächsten Wochen herausfinden müssen.

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