VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Brandlöscher und Ballmagnete

Sven Ulreich verbringt einen Abend wie das Berliner Wetter, Martin Harnik ist eindeutig der beste Österreicher auf dem Platz und Ibrahmia Traoré verursacht auf ganz plumpe Weise einen Elfmeter. Der VfB Stuttgart im Pokalfinale in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Berlin

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Sven Ulreich

DFB-Pokal FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Sven Ulreich verbringt einen Abend wie das Berliner Wetter, Martin Harnik ist eindeutig der beste Österreicher auf dem Platz und Ibrahmia Traoré verursacht auf ganz plumpe Weise einen Elfmeter. Der VfB Stuttgart im Pokalfinale in der Einzelkritik.

Sven Ulreich: Von den Stuttgarter Fans schon auf der S-Bahn-Fahrt zum Stadion als Erfolgsfigur seines Klubs angepriesen ("Hajo, am Ulreich hat's net geleget desch Jahr"). Unterstrich Volkes Meinung dann sogleich mit einer besonnenen Abwehraktion im Eins-gegen-Eins mit dem heranstürmenden Alaba. Ließ nachher aber ähnliche Souveränität vermissen. Hatte zwischenzeitlich gar nicht so viel zu tun und musste trotzdem noch einmal hinter sich greifen. Verbrachte einen Abend wie das Berliner Wetter: mäßig.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Antonio Rüdiger

DFB-Pokal FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Antonio Rüdiger: Rückte anstelle des Japaners Gotoku Sakai als Überraschungsgast in die Startelf des VfB - vielleicht auch, weil er sich als Rechtsverteidiger gegen Franck Ribéry in der Liga schon einmal ganz tapfer geschlagen hatte. Und diesmal? Versuchte er erneut, den Lustgewinn des Franzosen mit jugendlichem Elan zu minimieren und traute sich sogar sporadisch nach vorne ins Feindesland. Auch wenn er Ribéys Dribblings nicht immer unterbinden konnte, ist ihm insgesamt zugute zu halten: An beiden Bayern-Treffern war dieser frisch berufene U21-Nationalspieler schuldlos.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Georg Niedermeier

FC Bayern Muenchen VfB Stuttgart - DFB Cup Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Georg Niedermeier: Trägt einen Namen, der an die gute alte Zeit erinnert, als Verteidiger noch Schwarzenbeck, Förster oder Kohler hießen - oder eben Niedermeier. Und irgendwie ähnelt dieser Niedermeier sogar in seiner Spielweise den berühmten Vorgängern: Wo die Modernisten der Abwehrzunft schön spielen, pflegt er Altbewährtes wie Rempler oder Grätschen. Verwendet diese Stilmittel zuweilen in der Offensive, wie bei seiner Stocherchance in der ersten Halbzeit zu bewundern war. Musste im weiteren Verlauf feststellen, dass gegen diese Bayern reines Rustikalwerk nicht ausreicht. Kam ähnlich wie die Kollegen oft zu spät, dabei sind die Schwaben doch sonst solche Frühaufsteher.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Serdar Tasci

FC Bayern Muenchen VfB Stuttgart - DFB Cup Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Serdar Tasci: Bleibt er oder geht er? Und überhaupt: Wie fit ist er? Der Abwehrchef der Schwaben ist seit seiner Achillessehnen-Verletzung zum Dauerthema geworden. Verpackte seinen maladen Fuß in einen Spezialschlappen, um überhaupt spielen zu können - vielleicht ein Signal, dass er doch nicht im Sommer ins ferne Istanbul wechselt. Trat auf dem Feld erst einmal als Tadelmeister gegen den etwas zu leicht purzelnden Robben in Erscheinung, danach auch als Brandlöscher in höchster Not gefragt. War letztlich aber sogar überfragt und konnte die weiteren Einschläge im eigenen Gehäuse nicht mehr verhindern.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Cristian Molinaro

DFB-Pokal FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Cristian Molinaro: Hat seit dem 0:2 des VfB in der Bundesliga gegen die Bayern einen Eintrag im Bilderbuch der bizarren Fehlpässe. Damals servierte er Mario Mandzukic formschön den Führungstreffer. War auch diesmal nicht unbeteiligt am Stuttgarter Unheil: Ließ sich vor dem 0:1 von einem simplen Doppelpass überrumpeln und kam nicht mehr hinterher. Machte auch beim zweiten Treffer der Münchner nicht gerade "bella figura" und wird sich wohl in Zukunft wünschen, nicht mehr so oft gegen diese rote Unglücksmaschine antreten zu müssen.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Christian Gentner

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Quelle: AFP

Christian Gentner: Betätigte sich in Bezug auf die Feierlichkeiten des Gegners nach dem Champions-League-Sieg als nüchterner Realist, in dem er prophezeite: "Ich glaube nicht, dass die Bayern im Pokalfinale alkoholisiert antreten." Behielt mit dieser Einschätzung Recht, obwohl er sich vielleicht gewünscht hätte, es wäre anders. War in der Mitte um Klarheit bemüht, was nicht immer gelang. Insgesamt als Weissager des Bayern-Pegels deutlich treffsicherer als mit seinem sportlichen Auftritt.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Arthur Boka

FC Bayern Muenchen VfB Stuttgart - DFB Cup Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Arthur Boka: Ist seit seiner Versetzung in die defensive Schaltzentrale etwas aufgeblüht, weil dort seine Malochermentalität besser zur Geltung kommt. Versuchte immer wieder, Löcher zuzustellen und das Spiel zu ordnen, was ihm aber nur peripher gelang. Erlitt wie die anderen Leichtmatrosen des VfB schließlich Schiffbruch im heftigen Wellengang der Bayern-Angriffe - da half es auch nichts, dass er sich wegen eines ausgebliebenen Elfer-Pfiffes noch ein breitbrustiges Schubsduell mit Schweinsteiger lieferte.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Martin Harnik

FC Bayern Muenchen VfB Stuttgart - DFB Cup Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Martin Harnik: Anders als erwartet wurde es zunächst nichts mit dem österreichischen tete-a-tete zwischen ihm und Bayerns Linksgespann Alaba und Ribery (auch ein halber Österreicher!). Harnik kam über links, wo er sich Philipp Lahm gegenüber sah (waschechter Münchner!). Doch die Rochade flog schnell auf, weshalb sich zwischen Harnik und seinem Flügelpendant Traore bald eine Art Wechselspiel entwickelte. Als er dann mal wieder rechts auftauchte, köpfelte er immerhin das 1:3 für sein Team. Und im Anschluss, mittlerweile wieder links, sogar das 2:3. War damit eindeutig bester Österreicher auf den Platz.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Alexandru Maxim

DFB-Pokal FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Alexandru Maxim: Setzt beim VfB die Tradition osteuropäischer Freigeister fort - dort, wo schon Balakow, Lisztes, Hleb oder zuletzt Hajnal reüssierten, gibt jetzt der filigrane Rumäne den Strippenzieher. Verlieh der Offensive der Schwaben in der starken Anfanfsphase Eleganz und Ballsicherheit, auch wenn nicht alles funktionierte - zum Beispiel bei einer Volleyabnahme, die zu Beginn neben das Tor trudelte. Verlor in der Folge aber seine Kunstfertigkeit und wirkte eher wie ein überforderter Handwerks-Lakaie. Die Konsequenz: Hatte schon nach einer Stunde Feierabend.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Ibrahima Traoré

Ibrahima Traoré

Quelle: dpa

Ibrahima Traoré: Sein Aufgabenprofil sah für diese Partie folgendes vor: Druck machen über außen und im Verbund mit Harnik ständig die Seiten zu wechseln. Das gelang anfangs recht fluide, erforderte dann aber einiges an Absprache. Mehr als einmal standen plötzlich beide an der selben Ecke des Platzes. Von soviel Organisationskram schien der Guineaner schließlich etwas irritiert - und so verursachte er gegen Lahm auf plumpe Weise den Elfmeter. Musste später vom Platz und lernte damit auch noch eine weitere Ecke des Platzes kennen.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Vedad Ibisevic

FC Bayern Muenchen VfB Stuttgart - DFB Cup Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Vedad Ibisevic: Ohne seine Tore wäre der VfB diese Saison wohl in arge Kalamitäten geraten, gleiches gilt für seine Qualitäten als Ballmagnet und Verteiler im Stuttgarter Überfall-System. Doch an diesem Abend fehlte ihm ein wenig die Anziehungskraft. Ablagen auf die Kollegen gelangen ihm gegen den bayerischen Leuchturm Van Buyten nur selten, kleben blieben die Bälle an seinen Füßen kaum, die Tore schossen andere - Stuttgarts Bosnier verlebte schon bessere Abende.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Shinji Okazaki

FC Bayern Muenchen VfB Stuttgart - DFB Cup Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Shinji Okazaki: Durfte zur Freude der zahlreichen japanischen Berichterstatter nach einer Stunde für Maxim aufs Feld. Hinterließ in der kurzen Zeit einen recht lebendigen Eindruck und bereitete mit einem Pfostenschuss das 2:3 vor.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Gotoku Sakai

FC Bayern Muenchen VfB Stuttgart - DFB Cup Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Gotoku Sakai: Noch ein Japaner, noch ein Grund zum Hinschauen für die Reporter aus Fernost. Kam in der 65. Minute für Molinaro und pinselte Harnik immerhin noch ein schönes Flankengemälde auf den Kopf, das der zum 1:3 nutzte.

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VfB Stuttgart in der Einzelkritik:Cacau

DFB-Pokal FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Cacau: Der Mann, den sie immer noch "Helmut" nennen, durfte endlich wieder mitmachen. Feierte nach ewiger Verletzungszeit immerhin noch sein Comeback.

© Süddeutsche.de/mkoh
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