VfB Stuttgart:Großkreutz entschuldigt sich unter Tränen

  • Nach dem Rauswurf beim VfB Stuttgart wegen einer nächtlichen Schlägerei verabschiedet sich Kevin Großkreutz. Es wird eine emotionale Rede.
  • Er wolle "erstmal mit Fußball nichts mehr zu tun haben", sagte der 28-Jährige.
  • In der Nacht zum Dienstag war der frühere Nationalspieler nachts in eine Schlägerei verwickelt und im Krankenhaus gelandet.

Mit einem emotionalen Auftritt hat sich Kevin Großkreutz beim VfB Stuttgart verabschiedet. Der Zweitliga-Tabellenführer hatte zuvor das Ende der Zusammenarbeit mit dem Profi nach dessen nächtlichem Ausflug bestätigt. In der Nacht zum Dienstag war der frühere Nationalspieler mit Jugendlichen unterwegs gewesen. Bei einem Angriff einer anderen Gruppe wurde der 28-Jährige so verletzt, dass er ins Krankenhaus musste. Bilder seiner Kopfverletzungen kursierten danach im Internet.

"Ich wollte ein paar Sätze sagen, weil es mir wichtig ist, ich wollte nicht einfach so abhauen", begann Großkreutz, dem mehr als einmal die Stimme zitterte. Er wolle sich bei Familie und Freunde entschuldigen, weil sie sich Riesensorgen gemacht haben, "ich bin froh, dass ich überhaupt noch hier bin".

Mit der Konsequenz des Rauswurfs müsse er nun leben, sagte Großkreutz. Er wolle "erst mal mit Fußball nichts mehr zu tun haben", sagte der 28-Jährige. Der Weltmeister entschuldigte sich für sein Verhalten bei der Mannschaft und den Fans. Großkreutz bat unter Tränen um Rücksicht, auch für seine Familie. "Ich hoffe, die Presse lässt meine Familie und mich jetzt einfach mal in Ruhe. Dass ich nachdenken kann. Bitte, tut mir den Gefallen."

Er entschuldigte sich auch bei seinen Mannschaftskollegen, weil wegen ihm so viel Unruhe entstanden sei. Er werde nun die Spiele des VfB im Fernsehen schauen und hofft, "dass die Mannschaft aufsteigt und ich dann hoffentlich eingeladen werde und mit den Jungs feiern kann". (Hier die gesamte Rede im Video)

Zuvor hatte Sportvorstand Jan Schindelmeiser erklärt, dass "die Vorgänge aus Sicht des VfB Stuttgart nicht folgenlos bleiben konnten. Gerade die Spieler der ersten Mannschaft haben eine besondere Vorbildfunktion für den Verein im Allgemeinen und unsere Jugendspieler im Besonderen", sagte Schindelmeiser. Großkreutz wisse, dass er "großen Mist gebaut hat".

Großkreutz und seine Eskapaden

Zweieinhalb Jahre nach dem Triumph von Rio de Janeiro, wo er im Finale fast für Bastian Schweinsteiger eingewechselt worden wäre, steht damit die Karriere des sechsmaligen Nationalspielers mehr denn je auf dem Spiel.

Es ist nicht das erste Mal, dass Großkreutz außerhalb des Stadions in die Schlagzeilen geraten ist. In seiner Zeit bei Borussia Dortmund hatte er nach dem verlorenen Pokalfinale 2014 in die Lobby eines Hotels uriniert. Kurz davor hatte er mit der "Döner-Wurf-Affäre" für Aufregung gesorgt. Bundestrainer Joachim Löw nahm ihn trotzdem mit zur WM nach Brasilien, wo er allerdings als einer von drei Feldspielern nicht zum Einsatz kam.

Seinen geliebten BVB hatte Großkreutz, der die Dortmunder Skyline auf seine rechte Wade tätowiert hat, im Sommer 2015 verlassen müssen. Nach zahlreichen Verletzungen war er unter Trainer Thomas Tuchel nicht mehr für die erste Mannschaft berücksichtigt worden. Großkreutz wechselte zu Galatasaray Istanbul, wo er mit Nationalmannschaftskollege Lukas Podolski zusammenspielen wollte. Doch weil der Klub den Transfer erst 48 Sekunden nach Ende der Frist bei der Fifa meldete, durfte Großkreutz zunächst nicht ran.

Was ist genau passiert?

Heimweh plagte ihn, er schloss sich ohne einen Einsatz in der Türkei im Januar 2016 gegen eine Ablöse von 2,2 Millionen Euro dem VfB an, mit dem er im Sommer aus der Bundesliga abstieg. Dennoch wurde die Kämpfernatur Großkreutz in Stuttgart - auch wegen seiner offenen, ehrlichen Art - rasch zum Publikumsliebling und Stammspieler. In der aktuellen Saison hat er 17 Pflichtspiele bestritten, zuletzt fehlte er wegen einer Sehnenreizung.

Was genau Anfang der Woche passiert ist, liegt im Dunkeln. VfB-Präsident Dietrich sprach nach einer ersten Unterredung mit Großkreutz und anderen Beteiligten von einem "diffusen Gesamtbild". Allerdings, betonte er, könne der Verein "nicht zur Tagesordnung übergehen". Jetzt hat der Klub die Konsequenzen gezogen.

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