VfB Stuttgart:Die Elf mit der kürzesten Zukunft der Welt

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Fassungslos: Die Spieler des VfB nach dem 0:4 gegen Augsburg (Foto: Bongarts/Getty Images)

Das "Modell Zorniger" in Stuttgart galt zu Saisonbeginn als zukunftsweisend, doch wie geht es mit dem überforderten und entnervten VfB weiter?

Kommentar von Christof Kneer

Zur Erinnerung: Gegen Mainz (2:0) war der VfB besser, gegen den HSV (2:1) gewann er um etwa sieben Tore zu niedrig, und in Paderborn (2:1) hat er sich mit spielerischen Mitteln aus einer existenziellen Drucksituation befreit. In diesen drei Wochen im Mai wirkte es wie ein groteskes Missverständnis, dass der VfB Stuttgart im Abstiegskampf steckte. In Wahrheit aber hat der VfB an den letzten drei Spieltagen der vorigen Saison exakt diese drei nervenaufreibenden Siege gebraucht, um nicht abzusteigen - aber wenigstens, das stand fest, würde es für eine Weile der letzte Abstiegskampf gewesen sein. Eine Elf, deren Offensive aus Didavi, Ginczek, Kostic und Werner besteht, sei ein Geheimtipp für die neue Saison, meinte der Experte Lucien Favre im Sommer. Und beim FC Bayern haben zwei nicht unprominente Funktionäre eine Wette abgeschlossen; der eine war sicher, dass der VfB unter den ersten Sechs landet.

Mit Spannung haben die Experten auf die Zukunft des VfB gewartet, sie konnten ja nicht ahnen, dass sie die Zukunft zu diesem Zeitpunkt bereits vollständig gesehen hatten. Vermutlich war der VfB die Elf mit der kürzesten Zukunft der Welt. Dem schönen Mai folgte noch eine euphorische Sommerpause, und vielleicht gehörten zur verheißungsvollen Zukunft auch noch ein paar turbulente erste Bundesligaspiele, hinter denen bei aller Attraktivität aber schon wieder das Abstiegsgespenst hervorgrinste.

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Das ist es, was der aktuellen Lage beim VfB eine klubhistorische Dramatik gibt: Es scheint, als habe diese Elf ihre Zukunft verspielt, ohne je eine Gegenwart gehabt zu haben. Selbst wenn sich der VfB am Ende wieder retten sollte: Spieler wie Didavi, Ginczek, Kostic oder Werner werden nicht das Gefühl haben, dass der VfB ein aufregendes Projekt ist, bei dem man dabei bleiben muss. Und wenn diese Spieler gehen, droht in der nächsten Saison der nächste Abstiegskampf.

In der Gegenwart müssen die Klubbosse aber erst mal die Frage beantworten, welchen Anteil der Trainer Zorniger am abrupten Ende der Zukunft besitzt. Spiele wie das 0:4 gegen Augsburg haben sich in 52 Jahren Bundesliga als solide Entscheidungshilfen bewährt; branchenüblicherweise bleibt ein Trainer nicht mehr lang im Amt, wenn seine Elf überfordert und entnervt wirkt und immer wieder dem Gegner in die Karten spielt. Allerdings haben die Bosse das "Modell Zorniger" im schönen Zukunftssommer so voll ernsthafter Überzeugung angepriesen, dass eine Trennung nun wie die Abwicklung einer vollmundig angekündigten Idee wirken würde.

Ansonsten gibt es zur Zukunft des VfB noch zu sagen, dass es nächsten Sonntag zu Borussia Dortmund geht.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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