VfB-Keeper:Stuttgarts Tyton - der Letzte im Bild

VfB Stuttgart v SV Darmstadt 98 - Bundesliga

Przemyslaw Tyton kassierte auch im Spiel gegen Darmstadt 98 keinen Treffer.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Zunächst schien Stuttgarts Ersatztorwart Tyton zum Opfer der hohen VfB-Verteidigung zu werden. Er verursachte Elfmeter und sah Rot.
  • Nun hat er sich ins Team gekämpft, Sportchef Dutt lobt seine "Routine".
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Von Christof Kneer

Am Montag kam die Meldung, auf die viele in Stuttgart lange gewartet haben. Torwart Mitch Langerak stehe nach langer Verletzungspause wieder auf dem Trainingsplatz, teilte der VfB Stuttgart mit und unterlegte die Botschaft mit einem kleinen Beweisvideo, auf dem man Langerak beim Bällefangen sieht. Vor ein paar Wochen hätte die Macht eines solchen Bildes ausgereicht, um die Anhänger des Klubs an eine bessere Zukunft glauben zu lassen. Nun würde Langerak also endlich den Polen mit dem unaussprechlichen Vornamen ablösen, und endlich würde dann kein Torwart mehr Elfmeter verursachen oder dauernd im Strafraum ausrutschen. Bestimmt würde sich der VfB mit Langerak weniger Gegentore einfangen, und vielleicht würde das die Krise irgendwie beeindrucken, und sie würde sich endlich mal um andere Vereine kümmern.

Es gehört in Deutschland zu den gängigen Mustern der Sportberichterstattung, demjenigen die Schuld zu geben, der als Letzter im Bild ist. Oft werden Innenverteidiger zur Rechenschaft gezogen, obwohl man das Mittelfeld wegen unterlassener Hilfeleistung anklagen müsste. Oder es werden Torhüter mit unaussprechlichen Vornamen verurteilt, obwohl auch der Rest des Teams locker dranzukriegen wäre.

"Tytons Routine tut uns gut", sagt Sportchef Robin Dutt

Der oft kritisierte Torwart Przemyslav Tyton hat dem VfB am 11. Spieltag drei Punkte gerettet, mit mehreren Paraden sicherte er das 2:0 gegen Darmstadt 98. Der Aufsteiger schafft es ja auf beachtliche Weise immer, die Gegner auf sein Niveau zu holen, und so sind die Stuttgarter gegen Darmstadt nicht etwa ins Verderben gestürmt wie zuletzt in Leverkusen; sie haben sich auf ein verbissenes Hand- und Fußgemenge eingelassen und am Ende so glücklich gesiegt, wie sie zuletzt unglücklich verloren haben.

Abgesehen vom tollkühnen 3:4 in Leverkusen hat der VfB jetzt dreimal zu null gespielt, gegen Ingolstadt (1:0) und Darmstadt (2:0) sowie beim 2:0 im DFB-Pokal in Jena. Es waren keine zornigen Sturmläufe mehr, es waren zähe Veranstaltungen, denen man das Fehlen der verletzten Stürmer und Dränger Ginczek und Kostic deutlich ansah. Es waren, kurz gesagt, Spiele, wie sie ein Torwart liebt.

Tyton, 28, zuletzt Stammkeeper beim spanischen Erstligisten FC Elche, ist seit Sommer in Stuttgart, und man kann nicht sagen, dass er viel Zeit hatte, um anzukommen. Ursprünglich sollte er sich mit dem früheren Dortmunder Langerak um die Nachfolge des nach München verschwundenen Sven Ulreich duellieren, aber dann geriet er in einen Film, den er nicht mehr stoppen konnte. Langerak verletzte sich, und plötzlich fand sich Tyton als Stammtorwart hinter einer Abwehr wieder, die auf Geheiß des Trainers Zorniger so weit vorn herumturnte, dass Tyton sich ständig in grotesk offene Räume schmeißen musste, was zu Elfmetern, einer roten Karte sowie weiteren Kollateraltapsigkeiten führten.

Tyton ist ein Vertreter der klassischen Torwartschule, seinem Spielstil kommt das hohe Verteidigen nicht so entgegen, aber mit bemerkenswerter Ruhe hat er sich in diesen Film hineingekämpft. "Er hat sich nicht aus der Bahn werfen lassen", sagt Sportchef Robin Dutt, "seine Routine tut uns gut." Aber die nächsten Herausforderungen warten schon auf Przemyslaw Tyton: Mitch Langerak kehrt jetzt zurück, und am Samstag geht's zum FC Bayern.

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