Vettels Triumph beim GP in Südkorea:Führungswechsel zur rechten Zeit

Singapur, Japan, Südkorea - dank einer fehlerfreien Fahrt in Yeongam gelingt Sebastian Vettel der dritte Sieg nacheinander. Damit hat der Titelverteidiger in der WM nun alles selbst in der Hand: In die letzten vier Saisonrennen startet er mit sechs Punkten mehr als Ferrari-Fahrer Fernando Alonso. Der ärgert sich genauso wie Michael Schumacher.

René Hofmann

F1 Grand Prix of Korea

Sektdusche für sich selbst: Für Sebastian Vettel wurde es nach seinem dritten Sieg in Serie feucht. 

(Foto: Getty Images)

Es wurde viel geredet am Funk, als Sebastian Vettel beim Großen Preis von Südkorea als einsam Führender auf die letzten Runden ging. Der einzige Gesprächsstoff: der Zustand des rechten Vorderreifens an seinem Red-Bull-Rennwagen. Dem Pneu ging es nicht gut. Die Männer im Kommandostand mahnten Vettel deshalb eindringlich, es bloß nicht zu übertreiben. "Wir sind ziemlich besorgt", musste der 25-Jährige sich sagen lassen. Und: "Wenn es zu spät ist, wird sich das nicht ankündigen."

Vettel hörte die Worte wohl, ließ sich davon aber nicht allzu sehr bremsen. Trotz des Handicaps drehte er kurz vor Schluss noch seine schnellste Runde. Trotzdem hielt der Reifen durch; nach 1:36:28,651 Stunden donnerte Vettel mit einem "Yoohooooo"-Schrei als Erster an Rapper Psy vorbei, der die Zielflagge schwenkte. Vettels Red-Bull-Kollege Mark Webber folgte mehr als acht Sekunden später, Ferrari-Fahrer Fernando Alonso war als Dritter fast 14 Sekunden zurück.

Als Felipe Massa (4./Ferrari), Kimi Räikkönen (5./Lotus) und Nico Hülkenberg (6./Force India) ins Ziel kamen, hatte Vettel fast schon seine Ehrenrunde beendet, nach der er ein paar Rap-Schritte auf seinem Wagen vorführte und diesen anschließend einige Streicheleinheiten zukommen ließ.

"Einfach nur phantastisch" fand er das Ergebnis, was nicht weiter überraschte: Nach den Triumphen in Singapur am 23. September und dem am vergangenen Wochenende in Japan war es Vettels dritter Sieg nacheinander. Mit ihm zieht er in der WM-Wertung an Fernando Alonso vorbei, der das Klassement seit dem Großen Preis von Europa im Juni angeführt hatte.

"Wir müssen die Dinge einfach halten und nur auf uns schauen. Man hat dieses Jahr ja oft gesehen, wie schnell sich die Dinge ändern können", bemühte Vettel sich zwar, die Bedeutung des Wechsels an der Spitze herunterzuspielen, so ganz konnte er die Genugtuung über die Rückeroberung der Nummer eins aber nicht überspielen. Mit einem schelmischen Grinsen meinte Vettel: "Ich freue mich aufs nächste Rennen." Das findet in zwei Wochen in Indien statt. Anschließend folgen im November noch die Auftritte in Abu Dhabi, Austin/Texas und São Paulo.

So, wie es aktuell für den Titelverteidiger läuft, hat er wirklich allen Anlass, sich auf diese Ausfahrten zu freuen. In Südkorea waren die Rennwagen von Red Bull, die dank etlicher neuer Aerodynamik-Teile bereits in Japan die Konkurrenten hatten langsam aussehen lassen, erneut die überlegenen Maschinen. Wie in Japan gingen die beiden besten Startplätze an Red Bull: Mark Webber parkte an der Startampel vor Sebastian Vettel; der Australier war am Samstag 74 Tausendstelsekunden schneller gewesen.

Alonso einfach ausgebremst

Den Vorsprung verschenkte der 36-Jährige am Sonntag aber schon gleich auf den ersten Metern: Webber erwischte einen schlechteren Start als Vettel, der auf dem Weg in die erste Kurve eine strategisch kluge Linie wählte. Webber blieb nichts anderes übrig, als seinen Teamkollegen vorbeizulassen und sich darauf zu konzentrieren, den von Startplatz vier aus heranstürmenden Fernando Alonso auszubremsen. Dies war die entscheidende Szene des Rennens, das in der Folge ohne viel Aufregung dahinrollte.

McLaren-Titelaspirant Lewis Hamilton konnte seinen guten dritten Startplatz nicht nutzen. Ein defekter Stabilisator an der Hinterachse ließ ihn sukzessive zurückfallen; das Ziel erreichte er lediglich als Zehnter. Sein Teamkollege Jenson Button wurde ebenso wie Mercedes-Fahrer Nico Rosberg ein Opfer des zuletzt viel gelobten Sauber-Fahrers Kamui Kobayashi, der sich in der ersten Runde beim Bremsen verschätzte und einen Unfall verursachte, bei dem die Splitter flogen.

"Schnell abhaken" wollte seine Erlebnisse in Yeongam auch Michael Schumacher, der mit seinem Mercedes lediglich 13. wurde. "Es gibt Rennen, in denen einfach nichts zusammen passt. Dies war so eines", sagte der 43-Jährige. Eine auffallend stark ansteigende Formkurve zeigte dagegen Felipe Massa: Der 31 Jahre alte Brasilianer, der auch 2013 gerne weiter für Ferrari fahren würde, war mitunter so schnell wie Sebastian Vettel an der Spitze, wurde vom Kommandostand aber eingebremst - er solle sich ja nicht unterstehen, dem vor ihm fahrenden Fernando Alonso nahe zu kommen. Massa hielt sich brav an die Dienstanweisung.

Red Bull Erster und Zweiter: Der erste Doppelerfolg für das Team 2012 kam nach den Trainingseindrücken wenig überraschend. Red-Bull-Technikchef Adrian Newey hatte sich auf den Gang zur Champagnerdusche bei der Siegerehrung offenbar gut vorbereitet - er erschien mit einer Taucherbrille zum Schutz seiner Augen. Das Bild, das er abgab, passte gut zu der spielerischen Überlegenheit, mit der seine Konstruktionen gerade der Konkurrenz davoneilen.

Es stand aber auch in einem deutlichen Gegensatz zu der Ernsthaftigkeit, mit denen die Protagonisten des sich zuspitzenden Titelduells einander zunehmend begegnen: Sebastian Vettel und Fernando Alonso hatten sich unmittelbar nach dem Rennen wenig zu sagen.

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