Sebastian Vettel in Ungarn:"Dieser Sieg ist für Jules"

Hungarian Formula One Grand Prix

Zufrieden mit dem Ergebnis: Sebastian Vettel

(Foto: dpa)
  • Es geht drunter und drüber am Hungaroring: Sebastian Vettel gelingt sein zweiter Sieg für Ferrari. Den Erfolg widmet er dem verstorbenen Jules Bianchi.
  • Lewis Hamilton patzt, sein Mercedes-Mitstreiter Nico Rosberg profitiert davon nicht.
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Von René Hofmann

Sebastian Vettels zweiter Sieg für Ferrari. Der 21 Jahre alte Russe Daniel Kwiat als Zweiter zum ersten Mal bei einer Formel-1-Siegerehrung. Dahinter auf Rang drei sein Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo. Der WM-Führende und souveräne Pole-Setter Lewis Hamilton lediglich auf Platz sechs, sein Mercedes-Mitstreiter Nico Rosberg noch zwei Positionen schlechter.

Bereits ein flüchtiger Blick in die Ergebnisliste verrät, wie ungewöhnlich und turbulent dieser 30. Große Preis von Ungarn war, nach dem der Sieger als erstes an einen verstorbenen Kollegen dachte. "Dieser Sieg ist für Jules", sagte Vettel in Gedenken an Jules Bianchi: "Früher oder später wäre er ein Teil des Ferrari-Teams geworden. Es war eine ganz harte Woche für uns alle, ein sehr, sehr großer Verlust."

Seit 1986 gastiert die Formel 1 in Ungarn. Die Strecke, auf der es seitdem rund geht, liegt in der Nähe der Hauptstadt Budapest. Auf dem Hungaroring gibt es viele Kurven und wenige lange Geraden. Spektakuläre Rennen sind dort selten. Dieses Mal aber ging es drunter und drüber.

Hamilton verpatzt den Start

Die erste Überraschung gab es bereits am Start. Dort stellte sich Lewis Hamilton, der am Samstag in der Qualifikation alle Rivalen um mehr als vier Zehntelsekunden distanziert hatte, ganz vorne auf. Neben ihm parkte Nico Rosberg. Als die Ampel ausging, richteten sich die Blicke aber schnell nicht mehr auf die beiden Mercedes-Männer. Die Ferrari-Fahrer stahlen den beiden die Show.

Sebastian Vettel und sein Teamkollege Kimi Räikkönen setzten sich mit Blitzreaktionen und klugen Lenkmanövern an die Spitze. Eine Situation, die offenbar vor allem Hamilton überraschte. Gleich im ersten Umlauf geriet er ins Kiesbett. "Das war Nicos Schuld", zürnte er am Funk, "man darf nur einmal die Linie wechseln." Eine Klage, die allerdings kein Experte teilte. Als das Feld aus der ersten Runde zurückkam, war Hamilton nur Zehnter.

"Sorry, mein Fehler"

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Augen zu und durch: Sebastian Vettel feiert seinen zweiten Sieg für Ferrari mit einer Champagnerdusche.

(Foto: Andrej Isakovic/AFP)

An der Spitze taten Vettel und Räikkönen das, was in den ersten neun Rennen dieser Saison meist die Mercedes-Fahrer getan hatten: Sie jagten scheinbar mühelos voraus. Trotz der Versuche-die-Lücke-zu-schließen!-Anfeuerung von der Box blieb Rosberg auf Distanz. Beim ersten Reifenwechsel, Hamilton hatte sich immerhin schon wieder auf Position fünf vorgearbeitet, entschied Mercedes, die Strategien zu splitten. Rosberg bekam die härtere Reifenmischung gereicht, Rabauke Hamilton erneut die soften Pneus.

Die so oft Gejagten übten sich in der Taktik der Jäger - Entscheidendes änderte sich damit an der Reihenfolge aber erst einmal nicht. Hamilton kam zwar an Ricciardo vorbei, Vettel aber blieb mit rund 30 Sekunden Abstand ein gelassen Führender. Erst in Runde 42 musste er zum ersten Mal fürchten, noch um die Früchte seiner umsichtigen Arbeit am Volant gebracht zu werden.

In jener Runde ereignete sich ein spektakulärer Unfall. Am Force India von Nico Hülkenberg brach auf der Start- und Zielgeraden der Frontflügel ab. Das Teil schob sich kurz unter die Vorderachse, so dass der 27-Jährige nicht so stark bremsen konnte, wie er sich das wünschte. Mit viel Schwung bohrte sich Hülkenbergs Rennwagen frontal in die Reifenstapel. Nach dem Bruch der Hinterachse am Auto von Sergio Perez im ersten Training war es die zweite aufsehenerregende Panne am neuen Auto des Rennstalls an diesem Wochenende. Hülkenberg blieb unverletzt. Sein knapper Kommentar zu dem Crash: "Unschön."

Die gleiche Vokabel dürfte Sebastian Vettel beim Anblick des Safety Cars gekommen sein; sein schöner Vorsprung war dahin. Beim fliegenden Neustart blieb er dann zwar vorne, aber die Chance auf einen Doppelerfolg für Ferrari zerstob. Räikkönen lahmte wegen eines Defektes an einem der Energie-Rückgewinnungs-Systeme. Der 35 Jahre alte Finne wurde durchgereicht.

Aus eigener Kraft katapultierte sich dagegen Lewis Hamilton nach hinten. Der Titelverteidiger wollte zu viel. Bei einem Duell mit Daniel Ricciardo agierte er ungeschickt. Hamilton demolierte sich die Spitze seines Silberpfeiles, musste den Australier ziehen lassen und bekam wegen der Überhärte in der Aktion von den Rennkommissaren noch eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt. "Sorry, mein Fehler", entschuldigte er sich kleinlaut beim Team.

Nico Rosberg, der vor dem Grand Prix in der Gesamtwertung mit 17 Punkten Rückstand Platz zwei belegt hatte, hätte von Hamiltons Schwäche profitieren und den Rückstand vor dem nächsten Auftritt am 23. August in Spa-Francorchamps in Belgien nicht unerheblich verkürzen können. Doch auch er geriet bei einer Aktion mit Ricciardo aneinander, schlitzte sich dabei einen Hinterreifen auf und fiel so auf den letzten Runden dorthin zurück, wo er nun wirklich nicht mehr sein will: hinter Hamilton, der die WM-Wertung nun mit 21 Punkten Vorsprung anführt.

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