Vettel gewinnt in Abu Dhabi:Donuts für die Scheichs

Sebastian Vettel Formel 1 Abu Dhabi

Ihre Hoheit ist erfreut: Sebastian Vettel bei der Siegerehrung in Abu Dhabi

(Foto: dpa)

Die Dominanz von Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel ist derzeit absurd. Auch in Abu Dhabi hängt er seine Konkurrenz schnell ab. Dann tut er das Verbotene, schon wieder: Er lässt seinen Wagen auf der Stelle kreiseln, dass die Reifen rauchen, und provoziert damit den Verband.

Von Michael Neudecker, Abu Dhabi

Den Großen Preis von Abu Dhabi gibt es seit fünf Jahren, und man kann nicht sagen, dass sie hier nicht verstanden hätten, wie Formel 1 funktioniert. Sie haben das Fahrerlager, das aus modernen Bungalows besteht, neben den Yachthafen gebaut, damit nebeneinanderliegt, was zusammengehört, PS und Protz.

Auf den Yachten wird hier jeden Abend irgendetwas gefeiert, mit Musik, prickelnden Getränken und so weiter, am Samstagabend zum Beispiel war eine besonders lustige Feier hinter dem Bungalow von Red Bull zu beobachten: Da lag eine Yacht mit einem Plakat des Australiers Mark Webber an der Seite, daneben ein sehr kleines Boot mit einem aufblasbaren, gelben Känguru drauf; auch vor dem kleinen Boot lag ein roter Teppich auf dem Steg, Stil muss sein. Es war laut, es wurde getanzt, getrunken, das gelbe Känguru wippte manchmal ein bisschen, wenn eine Welle kam.

Die Fans und Begleiter von Mark Webber hatten am Samstagabend Grund zu feiern: Er hatte sich die Pole Position geholt, zum zweiten Mal in den vergangenen drei Rennen. Die Pole Position ist eine gute Voraussetzung in der Formel 1, um ein Rennen zu gewinnen. Eigentlich.

Sebastian Vettel brauchte keine drei Sekunden, um Mark Webber zu überholen. Vettel, Zweiter des Qualifyings, zog direkt am Start an Webber vorbei, der Rest war wie immer. Sebastian Vettel ist seit seinem Sieg in Indien vergangene Woche zum vierten Mal in Serie Weltmeister, und er gewann auch in Abu Dhabi, es ist sein siebter Rennsieg hintereinander, er egalisiert damit einen neun Jahre alten Rekord von Michael Schumacher. Sein Vorsprung auf Webber betrug 30,8 Sekunden; Dritter wurde Nico Rosberg, der damit wichtige Punkte im Kampf um Platz zwei in der für die Geldverteilung entscheidende Konstrukteurs-WM gegen Ferrari sammelte.

30,8 Sekunden. Die Dominanz von Sebastian Vettel derzeit ist absurd.

"Brillant", rief ihm Teamchef Christian Horner über Funk zu, im inzwischen dunkel gewordenen Himmel von Abu Dhabi explodierte ein prächtiges Feuerwerk, und dann tat Vettel das Verbotene, schon wieder. Er fuhr auf seiner Ehrenrunde neben die Strecke und ließ sein Rennauto auf der Stelle kreiseln, dass die Reifen rauchten.

Donut heißt so was in der Rennfahrersprache, in der Formel 1 ist das verboten. Vettel hat es auch in Indien schon gemacht, der Weltverband Fia hat das Team danach mit einer Geldstrafe belegt, 25 000 Euro.

"Ja, ja, ja, ich weiß, was ich tue"

Christian Horner hat sich in Abu Dhabi noch vor dem Rennen ein wenig über die Strafe beschwert, man hätte da Fingerspitzengefühl beweisen müssen, sagte Horner, das seien doch genau die Bilder, die um die Welt gingen, zumal sie ja im Überschwang der Emotionen entstanden, die eben da seien, wenn man Weltmeister wird.

Man mag es langweilig finden, dass die Formel 1 zurzeit eine Rennserie ist, in der immer Sebastian Vettel gewinnt. Bei Vettel selbst aber löst auch der siebte Sieg hintereinander noch Überschwang aus. "Die Leute sehen nur die sieben Rennen", sagte Vettel nach dem Rennen, "aber sie sehen nicht, wie groß die Herausforderung jedes Mal ist, dass immer alles passen muss."

Er sprach ruhig, atmete immer wieder durch, er wirkte, tatsächlich: überwältigt. Im Publikum waren diesmal auch seine Eltern, sie sind sehr selten da. "Ich möchte ihnen diesen Sieg widmen", sagte Vettel, es sah aus, als sei er den Tränen nah.

Es ist davon auszugehen, dass die Fia Vettel erneut für seine Donuts bestrafen wird, und diesmal, so teilte Horner Vettel über Funk mit, könne er die Strafe selbst bezahlen. Sein Renningenieur hatte ihn ja angewiesen, das Auto bitte in die Garage zu bringen, aber Vettel antwortete: "Lass mich Kimi zitieren: Ja, ja, ja, ich weiß, was ich tue." Räikkönens Ausspruch gegenüber seinem Ingenieur, er möge ihn gefälligst alleine lassen, fiel im vergangenen Jahr, er ist Kult in der Formel 1.

Die Sache mit den Donuts haben sie bei der Fia wahrscheinlich als Provokation empfunden, aber Sebastian Vettel hat damit mal wieder Bilder geschaffen, die in Erinnerung bleiben. Und das ist ja auch eine beachtliche Leistung: auch dann noch für Bilder und Emotionen zu sorgen, wenn die WM längst entschieden ist.

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