Verstappen in der Formel 1:"Telefon-Gate": Mercedes will Verstappen bremsen

F1 Grand Prix of Brazil

Stellte schon vor dem Rennen klar, dass sich an seiner Herangehensweise "überhaupt nichts" ändern werde: Max Verstappen.

(Foto: Getty Images)
  • Die Formel 1 diskutiert über einen Anruf des Mercedes-Motorsportchefs beim Vater von Max Verstappen.
  • Jos Verstappen sollte mäßigend auf das Temperament seines Sohnes einwirken, um das Titelrennen der Mercedes-Piloten Hamilton und Rosberg nicht zu gefährden.
  • "Das ist schlechter Stil", sagt Red-Bull-Berater Marko.

Von Dominik Fürst

Bevor die Saison in der Formel 1 in zwei Wochen ihr Ende nimmt, hat Max Verstappen schon einen Titel sicher. Nach dem Großen Preis von São Paulo wählten ihn die Besucher der Formel-1-Homepage zum achten Mal zum "Fahrer des Tages". Weder Nico Rosberg noch Lewis Hamilton können in dieser Kategorie mithalten: Die Mercedes-Piloten streiten zwar noch um den WM-Titel, der beim Finale in zwei Wochen in Abu Dhabi vergeben wird, doch die Sympathien der Fans gehören dem 19-jährigen Niederländer.

Das hat mit seiner für sein Alter erstaunlich abgebrühten, teilweise spektakulären Fahrweise zu tun. Einerseits. In São Paulo fuhr Verstappen zwischenzeitlich an Rosberg vorbei auf Platz zwei, fiel nach einem zusätzlichen Reifenwechsel wieder zurück und rauschte schließlich mit insgesamt elf Überholmanövern in 16 Runden zurück aufs Podest: Platz drei. "Das war ein unglaubliches Rennen", sagte er hinterher.

"... dann kann Mercedes seine Rennen um 11 Uhr austragen, und der Rest ist um 14 Uhr dran"

Andererseits genießt Verstappen die Aufmerksamkeit und Liebe der Zuschauer, weil er in zuverlässiger Weise Gesprächsstoff bietet. Und so drehte sich am Rennwochenende in Brasilien, vom Titelkampf zwischen Rosberg und Hamilton einmal abgesehen, alles um ein Telefonat, das Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff mit Verstappens Vater Jos geführt hat. Die Aufregung war groß: Wolff rief tatsächlich an, um Vater Verstappen, der von 1994 bis 2003 selbst in der Formel 1 fuhr, zu bitten, das Temperament seines Sohnes auf der Strecke zu zügeln. Nicht, dass Sohnemann Max beim Saisonfinale noch einen der beiden Mercedes-Piloten "abschießt" und somit direkt ins Titelrennen eingreift.

Es sei einfach nur ein normaler Anruf gewesen, mehr nicht, sagte Wolff zwar hinterher. "Ich hatte ein nettes Gespräch mit Jos, wie ich schon viele nette Gespräche mit Jos in der Vergangenheit hatte." Verstappens Rennstall betrachtete die Angelegenheit aber nicht so entspannt. "Ich habe so eine Einmischung noch nie erlebt. Den Vater eines Fahrers anzurufen, um ihn zu manipulieren. Das ist schlechter Stil", empörte sich Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. Schnell war vom "Telefon-Gate" die Rede.

Die Stimmung der Formel-1-Akteure ist bisweilen gereizt, wenn es um Verstappen geht. Zuletzt hatte sich Sebastian Vettel über schlechten Stil des Niederländers beklagt. Nun kam der Anruf von Toto Wolff hinzu, in dem er Jos Verstappen schilderte, wie schade es wäre, wenn ein unbedachtes Manöver seines Sohnes die Fahrer-WM entschiede. "Wir sind ja in der glücklichen Situation, dass auf jeden Fall ein Mercedes-Fahrer gewinnt", sagte Wolff. Seine Piloten sollen sich ungestört um den Titel duellieren dürfen.

Im kommenden Jahr zählt auch Verstappen zu den Favoriten

Den aufregendsten Formel-1-Piloten dieser Tage einzubremsen, ist jedoch das Letzte, das sie bei Red Bull im Sinn haben. "Wenn wir da freiwillig zurückstecken sollen, dann kann Mercedes sein Rennen um 11 Uhr austragen, und der Rest ist dann um 14 Uhr dran", sagte Marko und nahm Max Verstappen in Schutz. Der Niederländer selbst sah ebenfalls nicht ein, wieso er zurückstecken sollte und stellte noch kurz vor dem Rennen in Brasilien klar, dass sich an seiner Herangehensweise "überhaupt nichts" ändern werde. Dann fuhr er im strömenden Regen von São Paulo dieses spektakuläre Rennen - ein Triumph für Verstappen und Red Bull.

Mercedes darf dann am 27. November wieder jubeln, wenn einer der Piloten des Rennstalls in Abu Dhabi Weltmeister wird. Entweder erringt Lewis Hamilton seinen vierten Titel oder Nico Rosberg erfüllt nach zehn Jahren in der Formel 1 seinen größten Traum. Die Aufmerksamkeit wird zumindest für ein paar Tage dem Champion gehören. Max Verstappen steht vom kommenden Jahr an wieder im Fokus: Er zählt dann selbst zu den Titelfavoriten.

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