Veröffentlichung der Zielvereinbarungen:Innenminister Friedrich gibt Abwehrhaltung auf

Minister Hans-Peter Friedrich will keine Strafe zahlen - und kann sich deshalb vorstellen, die Zielvereinbarungen für die deutsche Olympia-Mannschaft zu veröffentlichen. 400-Meter-Läufer Manteo Mitchell verletzt sich schwer - und rennt trotzdem weiter. Ein französischer Olympionike wird wegen eines Dopingvergehens aus dem Team ausgeschlossen.

in Kürze

London 2012 - Olympische Spiele

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich bei den Schwimm-Wettbewerben in London Anfang August: "Werden keine Strafe zahlen"

(Foto: dpa)

Sportförderung: Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will die Zielvereinbarungen für die deutsche Olympia-Mannschaft veröffentlichen, wenn das Innenministerium vor Gericht keinen Aufschub erwirken kann. "Wenn wir keine Rechtsmittel mehr haben mit aufschiebender Wirkung, werden wir keine Strafe zahlen, sondern werden entsprechend auch veröffentlichen", sagte Friedrich am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Er gehe davon aus, dass auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der die Vereinbarungen mit den Sportverbänden trifft, in nächster Zeit bereit sein werde zu veröffentlichen. Das Berliner Verwaltungsgericht hatte dem Bundesinnenministerium ein Zwangsgeld in Höhe von 10.000 Euro angedroht, falls dieses nicht bis Freitag, 15 Uhr, die von vielen Verbänden als "sehr ambitioniert" kritisierten Medaillenvorgaben für die deutsche Olympia-Mannschaft in London öffentlich macht. Journalisten der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" hatten das Recht auf Auskunft vor dem Gericht erstritten.

Doping: Der 5000-Meter-Läufer Hassan Hirt ist wegen eines Dopingvergehens aus der französischen Olympia-Mannschaft ausgeschlossen worden. Eine Probe Hirts vom 3. August, die vor seiner Anreise nach London in Rouen in Nordfrankreich entnommen worden war, wies ihm Epo-Missbrauch nach. Einen entsprechenden Bericht der Sporttageszeitung L'Equipe bestätigte eine Quelle im Olympiateam der Nachrichtenagentur AFP. Der 32-jährige Hirt war in London im 5000-m-Vorlauf gescheitert.

Kanu: 1000-Meter-Olympiasieger Sebastian Brendel hat bei der olympischen Premiere der Sprint-Wettbewerbe den Einzug in das Finale des Einer-Canadiers verpasst. Der Potsdamer musste sich im Halbfinale auf dem Dorney Lake nach 200 Meter mit Platz vier begnügen. Ronald Rauhe steht derweil am Samstag im Endlauf des Einer-Kajaks über 200 m. Dem WM-Dritten genügte im Halbfinale ein vierter Rang zur Finalteilnahme. Rauhe schaffte es auch im Zweier-Kajak mit Jonas Ems ins Finale.

400 Meter der Männer: Als der amerikanische Staffel-Läufer Manteo Mitchell im Vorlauf nach gut der Hälfte der 400 Meter einen Schmerz im linken Bein spürte, ahnte er nicht Gutes. Doch mit der Diagnose der Ärzte hätte auch er nicht gerechnet. Denn die stellten nach dem Rennen am Donnerstagnachmittag einen Wadenbeinbruch fest. Er sei zwar unter Schmerzen gelaufen, hätte den Lauf allerdings auch nicht abbrechen wollen, sagte der 25-Jährige danach. "Ich habe einfach das getan, was jeder in meiner Situation gemacht hätte." Sein Einsatz hat sich gelohnt, die Staffel der USA qualifizierte sich mit 2:58,87 Minuten für das Finale am Freitagabend.

Triathlon, CAS: Nach dem Wimpernschlagsieg der Schweizerin Nicola Spirig im Olympia-Triathlon kämpfen schwedische Sportverbände weiter darum, dass die zweitplatzierte Lisa Norden ebenfalls auf Rang eins gesetzt wird. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) Schwedens und der Triathlonverband des Landes haben sich daher an den Internationalen Sportgerichtshof CAS gewandt. Dieser teilte am Freitag mit, dass es noch am selben Abend in London eine Anhörung geben solle. Die Entscheidung soll bis zum Samstagmittag bekanntgegeben werden. Die Verbände gehen vor dem CAS gegen die Internationale Triathlon-Union (ITU) vor, die einen Einspruch des schwedischen NOK gegen die Wertung abgewiesen hatte. Spirig war am vorigen Samstag erst nach Zielfotoentscheid zur Triathlon-Olympiasiegerin vor Norden erklärt worden. In ihrer Beschwerde argumentieren die schwedischen Verbände, Nordens Körper verdecke Spirig, so dass ihre Position auf dem Foto nicht genau zu bestimmen sei. Die ITU verstoße mit ihrer Entscheidung deshalb gegen ihre eigenen Regeln. Daher müssten die Schweizerin Spirig und die Schwedin Norden gemeinsam auf den ersten Platz gesetzt werden.

Segeln, 470er-Klasse: Mit ihrem Sieg im Medaillenrennen haben Neuseelands Frauen die Goldmedaille im 470er-Segelwettbewerb gewonnen. Jo Aleh und Olivia Powrie segelten am Freitag auf der abschließenden Regatta von Beginn an vorneweg und verwiesen das zuvor punktgleiche britische Boot mit Saskia Clark und Hannah Mills, das nur Neunter wurde, auf den Silberrang. Bronze holte sich das niederländische Team Lobke Berkhout und Lisa Westerhof. Das deutsche Duo Kathrin Kadelbach und Friederike Belcher (Berlin/Hamburg) schloss das Medaillenrennen auf Platz drei ab und landete insgesamt auf dem achten Platz. Bei den Männern hatten zuvor die Australier Mathew Belcher und Malcolm Page die bereits dritte Goldmedaille für ihren Segelverband gewonnen. Sie landeten in der Abrechnung vor den Briten Stuart Bithell und Luke Patience sowie Argentinien. Die Münchener Ferdinand Gerz und Patrick Follmann hatten den Einzug ins Medaillenrennen als 13. der Gesamtwertung verpasst.

Basketball: Die Französischen Basketballerinnen spielen am Samstag gegen Weltmeister USA um olympisches Gold. Frankreich besiegte am Donnerstag Russland 81:64. Überragende Spielerin war die nur 1,67 Meter große Edwige Lawson-Wade mit 18 Zählern. Bei den Russinnen kamen lediglich Becky Hammon und Alena Danilochkina mit 13 Punkten auf Normalform. Entsprechend groß war die Enttäuschung: "Wir hätten hier gewinnen müssen, jetzt werden wir alles tun, um im Spiel um Platz 3 zu gewinnen", sagte Danilochkina. Im ersten Halbfinale hatten die Amerikanerinnen es dem Dream Team der Männer vorgemacht: Mit einem 86:73 über Australien zogen die Weltmeisterinnen am Donnerstag ins olympische Finale ein und spielen am Samstag wie schon 2008 in Peking um Gold. Beste Werferinnen aufseiten der USA waren Diana Taurasi und Tina Charles, die jeweils 14 Punkte erzielten.

Turmspringen: Christin Steuer hat als Olympia-Siebte vom Turm eine Medaille verpasst. Damit bleiben Deutschlands Wasserspringer vor der abschließenden Turm-Entscheidung der Männer in London weiter ohne Medaille. Vor vier Jahren in Peking hatte die Fachsparte des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) zwei Medaillen gewonnen. Steuer absolvierte ein durchschnittliches Finale. Die dreimalige Europameisterin aus Riesa kam auf 351,35 Punkte. Damit konnte die 29-Jährige, die eine Entscheidung über ihr Karriereende nach Olympia noch offen gelassen hat, nicht bei der Medaillenvergabe mitmischen. Die Chinesin Chen Ruolin gewann wie 2008 in Peking. Mit 422,30 Punkten verwies sie die Australierin Brittany Broben (366,50) und Pandelela Pamg aus Malaysia (359,10) auf die Plätze zwei und drei. Die EM-Dritte Maria Kurjo aus Berlin war bei ihrem Olympia-Debüt auf Rang 17 im Halbfinale ausgeschieden. Zum Abschluss vom Turm am Freitag und Samstag gehen Steuers Teamkollege Sascha Klein und Martin Wolfram aus Dresden an den Start.

Dressur: Die letzte Gold-Serie der deutschen Dressur ist mit dem Triumph der Britin Charlotte Dujardin gerissen. Bei zwölf Olympia-Starts gab es seit 1964 immer mindestens einen deutschen Triumph, in London reichte es am Donnerstag nach Team-Silber nur zu den Plätzen vier, sieben und acht für die deutschen Reiterinnen im Einzel. Helen Langehanenberg schrammte allerdings hauchdünn an ihrer zweiten Medaille vorbei: Die 30-Jährige aus Havixbeck kam mit Damon Hill in der Kür auf 84,303 Prozentpunkte - die Winzigkeit von 0,036 Zählern fehlten ihr damit zum Bronze-Rang, den die in Mainz geborene Britin Laura Bechtolsheimer mit Mistral Hojris eroberte. "Die Zeiten sind vorbei, da Deutschland allein den Ton angegeben hat", kommentierte Dennis Peiler, der Sportchef des Reitverbandes FN. Bundestrainer Jonny Hilberath meinte: "Ich wäre ein Idiot, wenn ich sagen würde, ich will keine Einzel-Medaille. Aber wir sind hier gegen die Besten der Welt geritten." Team-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin holte mit Valegro ihr zweites Gold. Sie siegte mit 90,089 Punkten vor Adelinde Cornelissen aus den Niederlanden mit Parzival (88,196). Dorothee Schneider aus Framersheim wurde Siebte (81,661). Kristina Sprehe aus Dinklage kam mit Desperados als Achte ebenfalls noch in die Top Ten (81,375).

BMX: Das Olympia-Debüt der beiden deutschen BMX-Fahrer Luis Brethauer (Betzingen) und Maik Baier (Bietigheim) war bereits nach dem Viertelfinale beendet. Brethauer wurde in seiner Gruppe nach fünf Läufen auf dem 450 Meter langen Parcours Fünfter und verfehlte den notwendigen vierten Rang nur um einen Zähler. Für Baier langte es in seiner Staffel nur zum achten und letzten Platz. Lediglich die jeweils vier Besten in den vier Viertelfinal-Gruppen erreichten das Halbfinale, das am Freitag ausgetragen wird. Für Aufsehen sorgten indes wieder zahlreiche Stürze. Im dritten Lauf kamen beispielsweise sieben von acht Fahrern in einer Steilkurve zu Fall, was dem Neuseeländer Marc Willers eine Solofahrt ins Ziel bescherte. Als Favoriten haben sich die beiden Niederländer Raymon van der Biezen und Twan van Gendt sowie Connor Fields aus den USA und der Neuseeländer Willers herauskristallisiert, die allesamt ihre Viertelfinals gewonnen haben. BMX ist seit 2008 olympische Disziplin. In London sind erstmals auch deutsche Fahrer am Start, nachdem der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) 2009 begonnen hatte, die Sportart zu fördern.

Handball: Norwegens Handballerinnen spielen erneut um olympisches Gold. Die Welt- und Europameisterinnen, die 2008 in Peking die Goldmedaille gewannen, besiegten am Donnerstag Südkorea 31:25 und treffen am Samstag im Finale (21.30 Uhr MESZ) auf die Frauen aus Montenegro, die sich mit 27:26 (13:13) gegen die Spanierinnen durchsetzten.

Boxen: Die irische Boxerin Katie Taylor hat ihrem Land die erste Olympische Goldmedaille seit 16 Jahren beschert. Im Leichtgewichts-Finale schlug die favorisierte Weltmeisterin vor Tausenden jubelnden Landsleuten die Russin Sofia Oschigawa mit 10:8. Bronze ging an Mawsuna Tschorijewa (Tadschikistan) und Adriana Araujo (Brasilien).

US-Frauen erreichen Volleyball-Finale

Volleyball: Die Frauen aus den USA haben in London das Finale erreicht. Die US-Frauen fertigten am Donnerstag in der Vorschlussrunde Südkorea mit 3:0 (25:20, 25:22, 25:22) ab und erreichten damit wie schon 2008 das Endspiel. In der zweiten Vorschlussrunden-Partie treffen Peking-Olympiasieger Brasilien und Japan aufeinander. Brasilien hatte im Viertelfinale Weltmeister Russland in fünf Sätzen niedergerungen. Die deutschen Volleyball-Frauen hatten den Sprung zu Olympia verpasst.

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