Verletzung von Soto:"So dürfte ein Knie nicht aussehen"

Lesezeit: 3 min

Elkin Soto (re.): wohl sein letzter Auftritt in der Bundesliga (Foto: REUTERS)
  • Eine niederschmetternde Diagnose beendet wohl Elkin Sotos Fußballkarriere.
  • Kreuzband, Innenband, Meniskus - das Knie ist komplett kaputt.
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Von Tobias Schächter, Mainz

Martin Schmidt rang sichtlich um Fassung, als er am Sonntag über die schwere Verletzung seines Mittelfeldspielers Elkin Soto sprach: "So wie Elkins Knie dürfte ein Knie nicht aussehen", bemerkte Schmidt, sichtlich mitgenommen. Schmidt, 48, weiß, wovon er spricht, er hat als Fußballer und Extremskifahrer mehrere schwere Knieverletzungen wegstecken müssen: "Ich hoffe, Elkins Knie wird wieder so, dass er noch weiter Sport treiben und vielleicht noch Trainer werden kann", sagte Schmidt. Das Unglück von Elkin Soto überschattete aus Mainzer Sicht alles, was das dramatische 1:2 am Sonntag gegen den Hamburger SV sonst noch an Geschichten erzählt hatte.

Mainz 05
:Schwere Knieverletzung beendet Sotos Karriere

Die schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt: Der Mainzer Elkin Soto erleidet im Spiel gegen den HSV einen Totalschaden im Knie. Der Verein ist schockiert - und reagiert mit einer großen Geste.

Passiert war folgendes: In der 31. Minute trat Soto nach einem Rempler von HSV-Spieler Rafael van der Vaart während des Versuchs einer Direktabnahme mit voller Wucht ein sogenanntes Luftloch - mit fatalen Folgen: Bei der unglücklichen Aktion ging im linken Kniegelenk des Kolumbianers alles kaputt, was dieses normalerweise zusammenhält. Soto wurde sofort ins Krankenhaus eingeliefert, die Diagnose war niederschmetternd.

FSV-Teammanager Axel Schuster teilte diese auf der Pressekonferenz nach dem Spiel mit: Riss des vorderen Kreuzbandes, Riss des Innenbandes, Meniskusriss, Verdacht auf weitere Gelenk- und Weichteilschäden im linken Knie. Am Montagvormittag wurde Soto in eine Spezialklinik in Straubing gebracht, wo er in den nächsten Tagen operiert wird.

Wahrscheinlich war dies das Ende von Sotos Karriere. Eigentlich wollte der Familienvater nach der Saison seine Laufbahn in Kolumbien bei seinem Heimatverein Once Caldas ausklingen lassen. Schon in diesem Winter hegte er die Absicht, nach Südamerika zurück zu wechseln, stellte sich dann aber im Abstiegskampf weiter Mainz 05 zur Verfügung. Und nun das. Nach acht Jahren und 182 Bundesligaspielen für Nullfünf hätte der Abschied nicht bitterer ausfallen können für diesen in der Mannschaft, im Verein und bei den Fans hochgeschätzten Fußballer.

Soto ist das, was Fußballer einen verdienten Spieler nennen. In seinen besten Tagen war der technisch brillante Mittelfeldspieler Mitreißer für Publikum und Mitspieler. Einer, der den vorwärtsverteidigenden Mainzer Fußballstil verkörperte und prägte.

Der Mainzer Manager Christian Heidel erklärte spontan, der 34-jährige Soto könne seinen Vertrag sofort verlängern, wenn er wolle. Eine schöne Geste der Solidarität. Soto wird es vielleicht irgendwann trösten, wie viel Anteilnahme seine schwere Verletzung ausgelöst hat.

Der kolumbianische Fußballprofi Radamel Falcao von Manchester United twitterte: "Elkin ist nicht allein, ganz Kolumbien ist bei dir und wünscht dir, dass du diesen schlimmen Unfall überwindest." Der deutsche Nationalspieler Ilkay Gündogan wünschte: "Gute Besserung Elkin." Und auch viele Bundesliga-Vereine wie Borussia Dortmund, die TSG Hoffenheim, Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC Berlin und der HSV sendeten aufmunternde Worte. Rafael van der Vaart hatte ebenso wie HSV-Trainer Bruno Labbadia seine Bestürzung über die Verletzung von Soto direkt nach dem Abpfiff geäußert. Schuldzuweisungen gab es aber ohnehin nicht von Mainzer Seite, Manager Heidel erklärte: "Es war ein Unglück, van der Vaart wollte das nicht."

Reaktionen auf Sotos Verletzung
:"Ganz Kolumbien ist bei dir"

Die schwere Verletzung von Elkin Soto erschüttert nicht nur die Bundesliga - aus Kolumbien bekommt der Mainzer Grüße von Radamel Falcao.

Von der Tribüne aus sah die Aktion nicht so schlimm aus, wie sie sich für Soto erwies. Die medizinischen Betreuer der Mainzer aber zeigten schon in der Sekunde nach ihrer Ankunft bei dem benommenen Soto die Auswechslung an. "Das Knie war nicht mehr da, wo es hingehört. So etwas habe ich noch nie gesehen", erzählte Manager Heidel.

Das Pech Sotos hatte Auswirkungen auf das Geschehen auf dem Rasen. Die Mainzer Spieler wirkten danach schockiert und fanden erst wieder Mitte der zweiten Halbzeit ins Spiel zurück. Der HSV nutzte die Verunsicherung des bis dahin dominierenden Gegners zum 1:0 (37.). Allerdings passte es zu dem vermaledeiten Mainzer Tag, dass Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger den Ball nach einer Flanke von Heiko Westermann unglücklich ins eigene Tor abfälschte.

"Der Kopf", analysierte der Mainzer Trainer Schmidt, "war nach der Aktion nicht mehr allein auf dem Platz, sondern auch bei Kumpel Elkin". Diese Beobachtung bestätigte Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger, er sagte: "Unsere Gedanken sind alle bei Elkin gewesen in diesem Spiel." In der Halbzeit, erzählte Schmidt, habe er seinen Spielern gesagt, das Spiel für Soto noch zu drehen. Es hat nicht mehr gereicht. Schmidt aber richtete an die Adresse des verletzten Soto: "Mainz 05 hat schon oft gezeigt, dass der Verein verletzten Spielern eine Stütze bietet. Ich sage Elkin: Werde in Ruhe gesund, dann hast du hier einen Anker."

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