Verletzung von Manuel Neuer:Was ist ein Haarriss im Mittelfuß?

Verletzung von Manuel Neuer: Manuel Neuer: Schon über den Sommer mit Krücken geplagt

Manuel Neuer: Schon über den Sommer mit Krücken geplagt

(Foto: Guenter Schiffmann/AFP)
  • Das dynamische Torwartspiel Manuel Neuers bringt es mit sich, dass seine Füße regelmäßig hohen Belastungen ausgesetzt sind, nun fällt er lange aus.
  • Ermüdungsbrüche im Mittelfuß kommen bei Sportlern mit hoher Lauf- und Sprungintensität vergleichsweise häufig vor.
  • Wer Orthopäden nach der besten Behandlung fragt, bekommt von drei Ärzten vier Meinungen.

Von Werner Bartens

Es kann schon mal was zu Bruch gehen, wenn 90 Kilogramm konzentrierte Athletik im Sprung oder mit voller Wucht auf einer kleinen Fläche abbremsen. Das dynamische Torwartspiel Manuel Neuers bringt es mit sich, dass seine Füße regelmäßig enormen Belastungen ausgesetzt sind. Bei reflexartigen Paraden und Richtungswechseln prallt das gesamte Gewicht manchmal nur auf einen kleinen Punkt im vorderen oder mittleren Bereich des Fußes. Daher kommen Ermüdungsbrüche im Mittelfuß bei Sportlern mit hoher Lauf- und Sprungintensität vergleichsweise häufig vor.

Rekruten beim Militär, die bisher wenig zu Fuß unterwegs waren und dann längere Strecken zurücklegen, trifft die Verletzung ebenfalls öfter, weswegen sie auch Marsch- oder Stressfraktur genannt wird.

Typischerweise bildet sich ein Haarriss in einem der fünf Mittelfußknochen, am häufigsten ist der zweite Strahl betroffen. Ähnlich wie in der Handfläche die fünf länglichen Mittelhandknochen zu tasten sind, die zu den Fingern führen, besteht die Verbindung zwischen der Fußwurzel und den Zehen in fünf strahlenförmigen Mittelfußknochen.

Im Vergleich zu den kompakten Knochen der Fußwurzel, zu denen neben dem Fersenbein und dem Sprungbein auch das Kahnbein, das Würfelbein und das erste bis dritte Keilbein gehören, sind die schlanken und fragilen Mittelfußknochen bei Überlastung stärker gefährdet.

Kleine Schraube im Fuß

Wer Orthopäden nach der besten Behandlung fragt, bekommt von drei Ärzten vier Meinungen. Allerdings überwiegt die Empfehlung, den Bruch konservativ zu behandeln - vor allem durch Schonung, Ruhigstellung, einen speziell angefertigten Vorfußentlastungsschuh oder gegebenenfalls Gips. Als Manuel Neuer Ende März einen Ermüdungsbruch im Mittelfuß erlitt, wurde ihm eine kleine Schraube eingesetzt, die den Fuß stabilisieren sollte.

Nach nur drei Spielen Pause war der Keeper wieder im Einsatz. Im Champions-League-Viertelfinale am 18. April gegen Real Madrid brach der Knochen dann erneut an derselben Stelle - offenbar sogar zweimal auf Schraubenhöhe. Diesmal wurde ohne Operation behandelt, vier Monate Pause folgten. An diesem Montag ereilte ihn erneut das Malheur - am Dienstag kam der Nationaltorwart in Tübingen unters Messer, bis Januar muss er pausieren.

Bayern-Vorstand Rummenigge betont zwar, dass die Operation "optimal verlaufen" sei. Das sagt aber wenig über den weiteren Verlauf und die Prognose aus. Zwar kann ein chirurgischer Eingriff im Einzelfall angezeigt sein, aber Mittelfußknochen sind dünn. Um eine Schraube oder Platte anzubringen, ist ja wiederum ein Loch im Knochen nötig, das diesen instabiler macht und zudem die fragile Statik im Fuß beeinflusst, der nicht nur aus 26 Knochen besteht, sondern auch aus Dutzenden Muskeln, Sehnen und Bändern. Technische Lösungen bringen manchmal schnellere, aber nicht immer bessere Ergebnisse als die Kraft der Selbstheilung. Die Zeit, die es dafür braucht, wird Spitzenkräften im Leistungssport nicht immer gegeben.

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