Verletzung beim Jubeln:England muss seinen Physio wechseln

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Gary Lewin wird auf einer Trage vom Platz gebracht. (Foto: dpa)

Der englische Physiotherapeut renkt sich nach dem Tor der "Three Lions" das Sprunggelenk aus. Italiens Coach Prandelli fordert nach dem Spiel seiner Mannschaft im tropischen Manaus Pausen. Bayern-Profi Franck Ribéry verteidigt nach seinem WM-Aus Bayern-Arzt Müller-Wohlfahrt.

England, Physiotherapeut: Der Ausgleichstreffer der Engländer im WM-Vorrundenspiel gegen Italien hatte für den Physiotherapeuten der "Three Lions" schmerzhafte Folgen. Beim Jubeln mit Teammitgliedern über das 1:1 von Daniel Sturridge (37. Minute) landete Gary Lewin unglücklich auf einer Wasserflasche und renkte sich dabei das linke Sprunggelenk aus. Wie Nationaltrainer Roy Hodgson nach dem 1:2 (1:1) seiner Mannschaft in Manaus berichtete, wurde die Verletzung des Betreuers noch auf dem Platz behandelt. Der Physiotherapeut wurde danach mit einer Trage abtransportiert und ins Krankenhaus gebracht. "Das ist ein sehr trauriger Moment", sagte Hodgson über den früheren Physiotherapeuten des FC Arsenal. "Die Weltmeisterschaft ist für ihn beendet." Die Aufgaben von Lewin werde nun Steve Kemp übernehmen.

Italien, Prandelli: Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli hat sich erneut vehement für Auszeiten im Fußball ausgesprochen. "Es ist wirklich absurd, dass wir kein Timeout haben", äußerte der 56-Jährige nach dem 2:1 (1:1) im ersten WM-Vorrundenspiel in Manaus gegen England sein Unverständnis. "Wenn wir Unterhaltung wollen, dann brauchen die Spieler auch die Energie, um diese bieten zu können." Die klimatischen Bedingungen in der Amazonas-Hauptstadt seien schwierig gewesen. "Ein Wahnsinn, dass es keine Timeouts gab." Vor allem die englischen Spieler hatten während der packenden Partie bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit vereinzelt mit Krämpfen zu kämpfen.

Spanien, del Bosque: Vicente del Bosque hat bei der Partie zwischen den beiden nächsten spanischen Gruppengegnern Chile und Australien unfreiwillig ein Nickerchen gemacht. "Ich bin eingeschlafen", gestand der Trainer des Fußball-Weltmeisters. Die Spanier waren nach der desaströsen 1:5-Schlappe gegen die Niederlande noch in der Nacht von Salvador nach Curitiba zurückgeflogen. Del Bosque schaute sich eine Aufzeichnung des chilenischen 3:1-Siegs im Morgengrauen an, schlief aber vor Müdigkeit noch vor dem Abpfiff ein.

Frankreich, Ribéry: Der verletzte französische Fußball-Nationalspieler Franck Ribéry hat sich im eskalierten Ärzte-Streit auf die Seite von Bayern Münchens Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt gestellt. Die Vorwürfe gegen ihn seien "unfair". Auf Müller-Wohlfahrt, der auch Arzt der deutschen Nationalmannschaft ist, "lasse ich überhaupt nichts kommen", sagte der 31 Jahre alte Publikumsliebling des FC Bayern dem SID. "Ich bin jetzt sieben Jahre beim FC Bayern, 'Mull' (Spitzname von Müller-Wohlfahrt, die Red.) hat mein vollstes Vertrauen, er hat mir immer geholfen. Was er macht, ist korrekt", sagte Ribery. Behauptungen des französischen Mannschaftsarztes Franck Le Gall, Ribery habe Angst vor Spritzen, wies der Bayern-Profi ebenfalls klar zurück. "Das ist Unsinn. Ich habe keine Angst vor Spritzen. Aber ich wollte mir vom französischen Arzt kein Kortison spritzen lassen. Ich weiß, dass das nicht gut ist. Glauben Sie mir, ich hätte so gerne die WM gespielt, aber meine Karriere geht nach der WM weiter", sagte er.

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Ob ihn Müller-Wohlfahrt (71) für die WM fit bekommen hätte, wie dieser erklärte, "weiß ich nicht, das kann ich in diesem Fall nicht sagen", ergänzte Ribery, "ich weiß nur, dass es in München nach seinen Behandlungen immer wieder gut ging." Der Bayern-Arzt habe den Franzosen "alle Unterlagen zu meiner Verletzung weitergegeben, er hatte auch angeboten, dass er mich nochmals behandelt. Das wurde abgelehnt", sagte Ribéry: "Aber das ist jetzt vorbei, ich kann die WM nicht spielen, ich habe mich damit abgefunden. Geht schon wieder." Er werde sich jetzt in München in der Praxis von Müller-Wohlfahrt, der in Brasilien die DFB-Auswahl betreut, weiter behandeln lassen, ergänzte Ribéry: "Dann mache ich Urlaub mit meiner Familie und hoffe, dass ich zum Trainingsauftakt mit dem FC Bayern wieder fit bin." Der ist am 9. Juli.

Schiedsrichter, Deutschland-Portugal: Milorad Mazic aus Serbien pfeift bei der Fußball-WM das deutsche Vorrundenspiel am Montag (18.00 Uhr MESZ/ZDF) gegen Portugal. Das gab der Weltverband FIFA am Samstag bekannt. Der 41-Jährige war vergangenen September auch beim deutschen WM-Qualifikationsspiel in München gegen Österreich (3:0) im Einsatz. Die WM in Brasilien ist das erste große Turnier des Direktors einer Fleischfabrik. Mazic war auch Schiedsrichter beim Dortmunder 1:0 in der Champions League Anfang Dezember gegen Manchester City.

Algerien, Vahid Halilhodzic: Der algerische Fußball-Nationaltrainer Vahid Halilhodzic hat vor dem ersten Spiel seiner Mannschaft am Dienstag gegen Belgien die bisherigen Schiedsrichterleistungen bei der WM in Brasilien heftig kritisiert. "Was im Spiel Kroatien gegen Brasilien passiert ist, ist ein Skandal. Ich habe mehr Angst vor dem Schiedsrichter als vor Belgien", sagte der Bosnier in der belgischen Zeitung Het Nieuwsblad. "Es ist eine Schande. Die großen Länder werden immer bevorzugt. Brasilien, England, Deutschland ... Ich weiß, dass Algerien ein kleines Land ist. Aber ich fordere, dass wir in der gleichen Art und Weise wie die großen Länder behandelt werden." Ob er Belgien bei der WM als ein großes Land sehe, ließ der Coach offen. Seine Mannschaft sei aber bereit. "Ich habe einen Plan in meinem Kopf", sagte Halilhodzic. Die weiteren Gegner in der Gruppe H sind Russland und Südkorea.

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