Verleihung des Ballon d'Or:Die größte Marke gewinnt

Wie vergleicht man Franck Ribéry mit Cristiano Ronaldo? Die Vergabe des Ballon d'Or folgt einer einfachen Regel: Es gewinnt derjenige, der die weltweit größte Strahlkraft hat. Und das ist nicht der Bayern-Profi.

Ein Kommentar von Thomas Hummel

Meine Güte, was lederte Michel Platini gleich los. 50 Jahre lang sei der Ballon d'Or für die Erfolge auf dem Platz vergeben worden, schimpfte der Chef der Europäischen Fußball-Union Uefa. Und nun? "Jetzt geht es eher um das generelle Können der Spieler - und das ist ein Problem."

Rückfrage: Wieso sollte das ein Problem sein? Erfolge auf dem Platz werden mit riesigen Henkelpotts, Salatschüsseln und in diesem Sommer zusätzlich mit einem WM-Pokal vergolten. Die Wahl zum Fifa Ballon d'Or, zum Weltfußballer des Jahres, ist eine Auszeichnung für den individuell besten Spieler. Oder?

Platini hat ein erhebliches Problem mit der aktuellen Führungsriege des Weltverbands Fifa, insofern ist seine Kritik durchschaubar. Früher, als nur Journalisten im Auftrag des Magazins France Football den Ballon d'Or vergaben, da war natürlich alles besser. Da gewann auch ein gewisser Michel Platini dreimal hintereinander den Preis, von 1983 bis 1985.

2010 wurden die Wahlen zum Fifa-Weltfußballer und zum Ballon d'Or zum Fifa Ballon d'Or zusammengelegt. Platini mäkelt: "Es hat sich ein bisschen was geändert, seitdem die Fifa den Ballon d'Or vergibt." Seitdem dürfen die Nationaltrainer und Nationalmannschaftskapitäne aus mehr als 200 Fifa-Mitgliedsverbänden abstimmen, zusätzlich knapp 200 Journalisten. Es ist klar, dass dieser Modus dazu führt, dass vor allem die größten Zahlen und die größten Marken gewählt werden.

Die größten Zahlen lieferte 2013 Cristiano Ronaldo mit 69 Toren in 59 Spielen für Real Madrid und Portugal. Die größten Marken des Weltfußballs heißen mit großem Abstand derzeit: Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Abzulesen ist das unter anderem an ihrem Anklang in den sozialen Netzwerken. Ronaldo alias CR7 folgen auf Facebook mehr als 70 Millionen Menschen, Messi ist bei fast 53 Millionen angekommen. Franck Ribéry verfügt über keine eigene Seite.

Das ist nur ein Detail, wenn es um die weltweite Strahlkraft geht. Aber der Kapitän von Trinidad und Tobago kann eben bei der Weltfußballer-Wahl genauso eine Stimme abgeben wie Philipp Lahm.

Problem nur für diejenigen, die Ergebnis ernst nehmen

Cristiano Ronaldo

Cristiano Ronaldo, bei seiner Präsentation als Neuzugang von Real Madrid 2009, mit dem inzwischen gestorbenen Eusebio.

(Foto: AFP)

Dazu kommt die Bedeutung der beiden spanischen Klubs FC Barcelona und Real Madrid. In der Weltelf des Jahres 2013 stehen zwei Spieler von Real (Ronaldo und Ramos) sowie vier Profis aus Barcelona (Dani Alves, Iniesta, Xavi und Messi). Wie haben diese beiden Klubs im Halbfinale der Champions League gleich noch gespielt? Aus Dortmund übrigens schaffte es kein Einziger in diese Auswahl.

Ist das nun ein Problem? Selbst wenn es ausschließlich ums Sportliche gehen würde: Wie vergleicht man Philipp Lahm mit Cristiano Ronaldo? Wie Mats Hummels mit Franck Ribéry? Und warum hat dann Xavi diesen Preis nie gewonnen?

Ein Problem ist das Ergebnis für diejenigen, die diese Wahl ernst nehmen. Insofern traf es Franck Ribéry zunächst hart, nur Dritter geworden zu sein. Am nächsten Tag schon erklärte er, dass dieser Preis nicht wichtig sei. Dabei dürfte sogar Bayern-Präsident Uli Hoeneß stinksauer sein, er bezeichnete den zu erwartenden Ausgang schon im Vorfeld als "Riesen-Sauerei".

Platini trifft den Punkt: "Im nächsten Jahr kommen wir wieder her, und es wird Ronaldo, dann Messi. In zwei Jahren wieder Ronaldo, Messi und dann auch noch im dritten Jahr?" Ja, Herr Platini, falls diese beiden weiterhin am schnellsten dribbeln, reihenweise Gegenspieler ausspielen und mehr Tore schießen als Spiele absolvieren, dann wird das auch in vier Jahren noch so sein. Dass die beiden auf dem Platz kaum einen Schritt nach hinten machen? Geschenkt. Das fällt in den TV-Zusammenschnitten nicht auf.

Der Fußball heute ist eine weltweite Vergnügungsbranche und sucht sich seinen Weltfußballer eben selbst aus.

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