Verhängnisvoller Torjubel:Rache auf schwedisch

Sweden's Guidetti celebrates after a team mate scored as France's Kurzawa looks on during their UEFA U21 European Championships qualifying soccer match at Orjans Vall in Halmstad

John Guidettis Rache: Der Schwede (links) verhöhnt Layvin Kurzawa, wie dieser es ihm vorgemacht hat.

(Foto: REUTERS)

Lieber nicht zu höhnisch jubeln: Der Franzose Layvin Kurzawa glaubt, sein Team gerade zur U21-EM geschossen zu haben - und verhöhnt Gegner Schweden nach Kräften. Doch er irrt sich. Die Geschichte einer gelungenen Racheaktion.

Von Carsten Eberts

Zweifellos, Pierre-Michel Lasogga hatte sich den besseren Zeitpunkt ausgesucht. Mai 2014, das Relegations-Rückspiel zwischen Greuther Fürth und dem Hamburger SV war gerade beendet, da baute sich der Hamburger Lasogga wild gestikulierend vor der Fürther Bank auf und provozierte den unterlegenen Gegner. Unsportlich ohne Ende, aber was für den Verlauf der folgenden Geschichte noch wichtig wird: Er tat es nach dem Schlusspfiff.

Es ist vor allem das schlechte Timing, das dem jungen Franzosen Layvin Kurzawa vom AS Monaco derzeit Berühmtheit im Internet einbringt. Er hat ebenfalls gejubelt und den Gegner verhöhnt, ebenfalls reichlich unsportlich. Doch er tat es vor dem Schlusspfiff. Und wurde hart bestraft.

Dienstagabend, das entscheidende Playoff-Spiel um die Qualifikation zur U21-Europameisterschaft zwischen Schweden und Frankreich. Die Franzosen liegen 0:3 zurück, als Abwehrspieler Layvin Kurzawa dreieinhalb Minuten vor Schluss per Kopf zum 1:3 verkürzt. Dieses Ergebnis würde den Franzosen reichen, nach dem 2:0 im Hinspiel. Also macht sich Kurzawa auf zu seiner Jubeltour. Der Spieler mit der Nummer drei hat etwas zu viel Adrenalin angestaut, rennt über den halben Platz. Annähernd jedem Schweden, den er passiert, führt er seine militärisch anmutende Jubelpose vor: Er salutiert, mit weit aufgerissenem Mund. Macht sich lustig. Sieht sogar Gelb.

Verhängnisvoller Torjubel: Das Drama nimmt seinen Lauf: Layvin Kurzawa salutiert.

Das Drama nimmt seinen Lauf: Layvin Kurzawa salutiert.

(Foto: AFP)

Absprache in der Jubeltraube

Nun gäbe es Stoff für ganze Bücher, was in dreieinhalb Minuten plus Nachspielzeit im Fußball alles passieren kann. So auch am Dienstagabend im südschwedischen Halmstad. Die Franzosen sind mitnichten durch, nur zwei Minuten später liegt der Ball nach einem Schuss von Oscar Lewicki im französischen Tor. Riesiger Jubel im Stadion, es steht 4:1 - nun sind die Schweden wieder weiter. Und eine der lustigsten Racheaktionen der Fußballgeschichte nimmt ihren Lauf.

Die Absprache muss in der Jubeltraube stattgefunden haben. Als sich die schwedischen Spieler aus ihrer Gruppenumarmung lösen, reagieren sie alle gleich: Sie salutieren, in Kurzawas Richtung. Unzählige Handflächen werden zur Stirn geführt, nicht nur die Akteure auf dem Platz machen mit, auch Ersatzspieler, Betreuer, Fans. Kurzawa blickt versteinert drein, als begreife er gerade die Folgen seines Tuns. Später entschuldigt er sich, via Facebook. Er habe die schwedischen Fans nicht beleidigen wollen. Mit etwas Abstand empfinde er sein eigenes Verhalten als "unreif und arrogant".

Doch die Schweden haben ihren Spaß. Julien Laurens twittert aus der Kabine:

Für Pierre-Michel Lasogga blieb der unsportliche Jubel damals folgenlos. Er spielt immer noch beim HSV, in der Bundesliga, wurde nicht bestraft. Layvin Kurzawas Strafe ist, dass Frankreich nun doch nicht zur EM fährt. Und sich die Fußballgemeinde an seinem Jubelvideo bei Youtube ergötzt.

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