Vereinslose Fußballer:Hochverdient und ohne Job

Das Ende der Transferperiode am 2. September rückt näher - und noch immer sind einige Spieler ohne Verein. Die einen spielen Paintball in Bielefeld, andere vertreiben sich das Warten auf einen neuen Vertrag mit Rockmusik. Eine Auswahl vereinsloser Spieler.

Von Victor Fritzen

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Vereinslose Fußballer:David Odonkor

Group A Germany v Poland - World Cup 2006

Quelle: Getty Images

Das Ende der Transferperiode am 2. September rückt näher - und noch immer sind einige Spieler ohne Verein. Die einen spielen Paintball in Bielefeld, andere vertreiben sich das Warten auf einen neuen Vertrag mit Rockmusik. Eine Übersicht vereinsloser Spieler.

David Odonkor: Brannte sich am Abend des 14. Juni 2006 ins kollektive Gedächtnis des deutschen Fußballs ein, als er im WM-Spiel gegen Polen in der Nachspielzeit auf der rechten Seite losflitzte und den Ball in die Mitte flankte, wo Oliver Neuville den fanatisch bejubelten 1:0-Siegtreffer erzielte. Manche sagen, es hat keinen euphorischeren Augenblick gegeben bei jener WM. Nach dem Turnier wechselte Odonkor erst nach Spanien und verschwand aus dem kollektiven Bewusstsein. Mehrere Verletzungen trugen ihr Übriges dazu bei. Anschließende Gastspiele bei Alemannia Aachen und in der ukrainischen Einöde beim FC Hoverla-Zakarpattya Uschhorod blieben erfolglos. Anfang 2013 stieß Odonkor einen Hilferuf aus der Ukraine aus: "Ich muss hier so schnell wie möglich weg! Ich will zurück nach Deutschland." Zuletzt wurde Odonkor in Bielefeld gesichtet, wo er sich mit den Zweitliga-Kickern der Arminia zum Paintball verabredete.

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Vereinslose Fußballer:Angelos Charisteas

EURO 2004 Gruppe A Griechenland - Spanien

Quelle: dpa/dpaweb

Angelos Charisteas: Ja, es gab sie tatsächlich, diese Zeit, als Griechenland noch Geld hatte. Als die Worte Schuldenschnitte und Rettungsschirme noch gänzlich unbekannt waren. Damals, im Sommer 2004, als Angelos Charisteas die Nationalmannschaft zum EM-Titel schoss. Allein, der Siegtorschütze im Finale von Lissabon hat von diesem Erfolg nie so recht profitieren können. Gut, 2004 war ohnehin sein Jahr, schließlich war er mit Werder Bremen Meister und Pokalsieger geworden. Doch alles was danach kam, war für Angelos Charisteas mehr oder minder enttäuschend: Bei Ajax Amsterdam, Feyenoord Rotterdam, Bayer Leverkusen und dem 1. FC Nürnberg, bei denen er unter anderem unter Vertrag stand, wurde er nicht mehr glücklich. Zuletzt war Charisteas bei Al Nasr in Dubai aktiv, ist seit Anfang Juli aber ohne Verein.

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Vereinslose Fußballer:Antonio da Silva

Borussia Dortmund v FC Augsburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Antonio da Silva: Als 14-Jähriger kam er mit seiner Mutter nach Deutschland. Seitdem - in den mehr als 20 Jahren - hat Antonio da Silva viele Freunde gewonnen. Seite an Seite mit BVB-Maskottchen Emma und Roman Weidenfeller wurde er 2011 und 2012 zweimal Deutscher Meister. Und auch in Stuttgart reckte der Offensivspieler einst die Schale in den schwäbischen Himmel. Da Silva machte 168 Bundesliga-Spiele (14 Tore) und 25 Zweitliga-Spiele (fünf Tore), über den Status des Edel-Reservisten kam er allerdings nie so wirklich hinaus. Zuletzt beim MSV Duisburg in der Zweiten Liga am Ball, ist da Silva der prominenteste Spieler, der sich derzeit im Trainingscamp der Spielergewerkschaft VDV fit hält.

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Vereinslose Fußballer:Theofanis Gekas

Greece v Russia - Group A: UEFA EURO 2012

Quelle: Getty Images

Theofanis Gekas: Noch ein Grieche, der allerdings beim historischen EM-Triumph 2004 noch nicht dabei war. 2006/2007 war seine Saison. Der zuvor in Deutschland unbekannte Gekas schlug beim VfL Bochum prächtig ein. "Er ist unsere Lebensversicherung", sagte Bochums Trainer Marcel Koller. Der Vollblut-Stürmer aus der nordgriechischen Stadt Larissa hatte den Revier-Klub in der Hinrunde mit sieben Treffern von den Abstiegsplätzen ferngehalten. Nach der Winterpause legte der Artist von der Abseitslinie noch zu. Am Ende wurde er mit 20 Treffern nach Stefan Kuntz und Thomas Christiansen als dritter VfL-Profi Torschützenkönig. Bochum konnte seinen Helden nicht halten, der dem Ruf des großen Geldes folgte und zu Bayer Leverkusen wechselte. Es folgten mehr oder weniger erfolglose Engagements beim FC Portsmouth, Hertha BSC, Eintracht Frankfurt, UD Levante und zuletzt Akhisar Belediyespor.

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Vereinslose Fußballer:Alexander Madlung

Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - DFB Cup Semi Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Alexander Madlung: Vor zwei Jahren von Pierre Littbarski in Wolfsburg suspendiert, gilt der Innenverteidiger heute als Wunschspieler von Augsburgs Trainer Markus Weinzierl. Die Schwaben sollen sogar schon mit ihm gesprochen haben. "Madlung ist eine Waffe mit seiner Kopfballstärke. Das reizt uns schon", wird Trainer Markus Weinzierl vom Kicker zitiert. Allerdings müsse der Transfer "in unseren Rahmen passen, dann werden wir es machen." Mit dem Rahmen meint er die Gehaltsforderungen Madlungs. Der Defensivmann spielte zuletzt in Wolfsburg, bekam dort aber keinen neuen Vertrag. Immerhin: Unterschreibt Madlung, müssten die Schwaben nicht noch Geld nach Niedersachsen überweisen.

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Vereinslose Fußballer:Patrick Owomoyela

Dortmund ohne Owomoyela nach Piraeus

Quelle: dapd

Patrick Owomoyela: Als sich 2005 sein Wechsel von Arminia Bielefeld zu Werder Bremen andeutete, dichteten die Fans der Ostwestfalen das Lied "Lass die Finger von Owomoyela" - basierend auf einem Song der Gruppe Fettes Brot. Bis heute ist er bei der Arminia unvergessen, schließlich brachte er es seiner Zeit auf fünf Länderspiel-Einsätze und ist so der deutsche Rekordnationalspieler des DSC. Zuletzt gehörte der Außenverteidiger, dessen Vater Nigerianer ist, bei Borussia Dortmund zum Inventar. In fünf Jahren brachte er es auf 76 Spiele. In der jüngeren Vergangenheit wurde es ruhiger um ihn, weil er kaum spielte. Das lag nicht zuletzt an mehreren Verletzungen, an denen er zu knabbern hatte. Ende vergangener Saison wurde der Vertrag des 33-jährigen Außenverteidigers nicht verlängert.

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Vereinslose Fußballer:Andreas Görlitz

Bayern Munich's Podolski has a chat to Goerlitz on the bench during German Bundesliga soccer match against Wolfsburg in Munich

Quelle: REUTERS

Andreas Görlitz: Der Außenverteidiger hat derzeit viel Zeit, um sich seiner musikalischen Leidenschaft zu widmen. Room77 heißt die Rockband, die Andreas Görlitz 2004 mit seinem Bruder Markus gründete. Dabei war er einst Nationalspieler, nachdem er im Juni von 1860 München zu den roten Erzfeinden des FC Bayern gewechselt war. Im September gab er sein Debüt im DFB-Trikot. Bayern zahlte 2,5 Millionen Euro Ablöse für den Außenverteidiger, der zu häufig zu viel Zeit hatte, um auf der Bank mit Mitspielern wie Lukas Podolski zu schäkern. Zuletzt spielte er beim FC Ingolstadt. Ein in der Winterpause geplanter Wechsel nach Washington in die Major League Soccer kam nicht zustande. Obwohl er vergangene Saison in Ingolstadt kaum noch spielte, soll der Klub ihm die Freigabe verweigert haben. Jetzt macht Andreas Görlitz nur noch Rockmusik.

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Vereinslose Fußballer:Philipp Heerwagen

Eintracht Frankfurt v VfL Bochum - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Philipp Heerwagen: Fünf Jahre flog er für den VfL Bochum durch die Strafräume der Stadien, dann wurde Philipp Heerwagen zum FC St. Pauli ausgeliehen. Als er nach Bochum zurückkehrte, wäre er am liebsten wieder gegangen. Schließlich wusste er, dass die Chance auf einen Einsatz gleich Null war. "Das ist wie wenn du auf eine Party gehst ohne eingeladen zu sein." Der deutsche Torhüter-Markt ist derzeit pickepackevoll. Und so fliegt Philipp Heerwagen derzeit nur auf den Trainingsplätzen, die die Spielergewerkschaft VDV für ihre Trainingscamps bucht. Ex-Profi Georg Koch hält ihn fit.

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Vereinslose Fußballer:Ivan Klasnic

Heftige Klasnic-Attacke gegen Werder-Ärzte: Sie werden dafür büßen

Quelle: dpa

Ivan Klasnic: Der 24. November 2007 ist für den Kroaten ein bedeutungsschwangeres Datum. Der trübe Herbsttag war für den Stürmer so etwas wie der zweite Geburtstag. Werder Bremen spielte bei Energie Cottbus, gewann 2:0, keine große Aufregung. Aber die Geschichte des Spiels schrieb Ivan Klasnic. Knapp ein Jahr hatte er gefehlt, dann stand er gegen Cottbus wieder in der Startelf - mit Spender-Niere. Das hatte es zuvor noch nie gegeben. Doch glücklich wurde der Stürmer in Bremen, wo er 2004 das Double geholt hatte, nicht mehr. Im April 2008 reichte Klasnic' Klage gegen die Vereinsärzte ein. Im Januar 2007 wurde Klasnic zunächst eine Niere seiner Mutter verpflanzt, sein Körper stieß das Organ aber ab. Im März erhielt er eine Niere seines Vaters, mit ihr lebt Klasnic noch heute. Acht Monate brauchte er, um sich zurück zu kämpfen. 2008 ging er zum FC Nantes, spielte noch drei Jahre für die Bolton Wanderers und zuletzt beim FSV Mainz 05 - Zukunft ungewiss.

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Vereinslose Fußballer:Ciprian Marica

FC Schalke 04 - Hannover 96

Quelle: dpa

Ciprian Marica: Sechs Jahre versuchte sich der Rumäne in der Bundesliga, schoss 24 Tore für Stuttgart und Schalke. 2011 wurde er beim VfB von Trainer Bruno Labbadia aussortiert. Schalke sicherte sich die Dienste Maricas. Allein, im Ruhrpott konnte er sich nie richtig durchsetzen. Einen deutschen Titel gewann er nie. Seine größte Auszeichnung stammt aus dem Oktober 2012, als er das Tor des Monats schoss. Zuletzt wurde über ein Engagement beim FC Arsenal spekuliert.

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Vereinslose Fußballer:Thomas Hitzlsperger

VfB Stuttgart - Hertha BSC

Quelle: ddp

Thomas Hitzlsperger: Der 52-fache deutsche Nationalspieler kam in der vergangenen Premier-League-Saison beim FC Everton unter. Allein, es reichte nur zu sieben Einsätzen. Überhaupt kennt sich Hitzlsperger auf der Insel bestens aus, schließlich hatte er zuvor mehrere Jahre für Aston Villa (2001-2005) und West Ham United (2010-2011) gespielt. Aufgrund seiner Schusskraft gaben ihm die Briten den Spitznamen "Hitz the Hammer". Seine erfolgreichste Zeit hatte er zwischen 2005 und 2010 beim VfB Stuttgart, mit dem er Deutscher Meister wurde. Zuletzt hielt er sich beim VfB Forstinning fit, der Verein, bei dem er 1988 mit dem Fußballspielen begonnen hatte.

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Vereinslose Fußballer:Manuel Friedrich

Bayer Leverkusen's Friedrich celebrates victory against Chelsea after the Champions League Group E soccer match in Leverkusen

Quelle: Reuters

Manuel Friedrich: Am 11. Mai 2012 schnappte sich Manuel Friedrich letztmals das Megafon. Nach Leverkusens 3:1 gegen Hannover 96 zelebrierte der elfmalige deutsche Nationalspieler in der BayArena zum Abschied noch einmal inbrünstig die Uffta. Nach sechs Jahren verlängerte der Pfälzer seinen Vertrag beim ewigen Vizemeister nicht, weil er das Abenteuer im Ausland suchte. Manuel Friedrich ist von Asien fasziniert, besonders von Japan. "Es wäre klasse, wenn ein Wechsel dorthin klappen würde. Es sollte aber ein Verein sein, der auch höhere Ambitionen hat. Und ich möchte auch noch eine neue Lebenserfahrung machen, eine neue Kultur erleben, eine neue Sprache erlernen." Bis dato ist diese Hoffnung vergebens.

© SZ.de/vf
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