Verband zu Hüfner-Vorwüfen:"Es hat bei den Frauen immer einen gewissen Zickenkrieg gegeben"

Lesezeit: 2 min

Tatjana Hüfner hat den Bob- und Schlittenverband nach dem Rennen in Sotschi hart kritisiert. (Foto: dpa)

Der Bob- und Schlittenverband weist die Vorwürfe von Rodlerin Tatjana Hüfner zurück. Die Silbermedaillengewinnerin erneuert derweil ihre Kritik, dass Sportler aus dem Osten benachteiligt würden. Als Vorwurf an Siegerin Natalie Geisenberger will sie ihre Worte aber nicht vestanden wissen.

Rodlerin Tatjana Hüfner hat ihre harte Kritik an den Verbandsstrukturen auch am Tag nach ihrem Silberrennen erneuert. "Es gab verschiedene Situationen, in denen es mir nicht leicht gemacht wurde. Es gibt vor allem in Personalfragen einen großen Verbesserungsbedarf. Denjenigen, die nicht aus Berchtesgaden kommen, wird es schwer gemacht", sagte Hüfner am Mittwochmorgen bei der Pressekonferenz im Deutschen Haus.

Der Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) wies die Vorwürfe und die Spekulationen, es gebe intern immer noch einen schwelenden Ost-West-Konflikt, zurück. "Wir werden am Ende der Saison darüber reden, aber so lange ich dabei bin, hat es bei den Frauen immer einen gewissen Zickenkrieg gegeben", sagte BSD-Präsident Andreas Trautvetter.

Gold für Rodlerin Geisenberger
:Noch dominanter als Felix Loch

1,83 Meter groß, 78 Kilogramm schwer, ewig lange Arme: Aufgrund ihrer körperlichen Voraussetzungen galt Natalie Geisenberger jahrelang als großes Talent, nun gewinnt sie Olympia-Gold. Trotz Silber erhebt Teamkollegin Tatjana Hüfner nach dem Rennen Vorwürfe gegen den eigenen Verband - der habe Geisenberger "bevorzugt".

Von Volker Kreisl, Krasnaja Poljana

Für Hüfner liegen die Probleme aber woanders. Bereits eineinhalb Stunden nach Rennende hatte die viermalige Einzel-Weltmeisterin zum großen Rundumschlag ausgeholt. Ihr seien "Steine in den Weg gelegt" worden, und "eine Natalie Geisenberger hat deutlich mehr Unterstützung bekommen". Geisenberger, die genau wie ihr Berchtesgadener Trainingskollege Felix Loch in Sotschi in einer eigenen Liga gefahren war, hatte sich mit deutlichem Vorsprung vor Hüfner Olympiagold gesichert.

Hüfner betonte am Mittwoch, dass ihre Kritik nicht auf ihre Rivalin ziele, zu der sie ein deutlich unterkühltes Verhältnis hat: "Ich kritisiere nicht sie, sondern den Verband. Ich gönne ihr den Erfolg, sie war definitiv am besten." Für Geisenberger war die Sache damit nach Außen erledigt. "Sie hat ja nicht mich angegriffen, sondern den Verband. Und ich bin nicht der Verband", sagte die Weltmeisterin.

Hüfner kritisierte vor allem die Personalie André Florschütz. Von Hüfners Heim-Trainer in Oberhof hatte sich der BSD vor einem halben Jahr "im gegenseitigen Einvernehmen" getrennt, wie Schwab betonte. Die genauen Hintergründe dafür blieben im Dunkeln, aber Schwab sagte: "Wir als Verband können uns keine Vorwürfe machen. Wir mussten gewisse Entscheidungen genau so treffen, auch wenn das für den ein oder anderen Sportler sicher nicht glücklich war."

Florschütz selbst wollte sich nicht detailliert äußern, weder zu seiner Person, noch zu der Debatte um Hüfner. "Wenn ich aber das von außen analysiere, dann sehe ich, dass da Unterschiede bestehen", sagte Florschütz am Mittwoch der Nachrichtenagentur AP, "und wenn solche Unterschiede bei den Zeiten entstehen, dann weiß man als Fachmann, dass das nicht normal sein kann".

Hüfner, die die Fortsetzung ihrer Karriere offen ließ, muss eine Sanktion übrigens nicht befürchten. "Wir können uns in die Augen schauen und offen darüber reden", sagte Schwab: "Ich würde mich freuen, wenn Tatjana weitermachen würde."

© SZ.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: