Uwe Gensheimer:Aus Eppelheim in die Welt

Uwe Gensheimer

Auf dem Absprung: Torjäger Uwe Gensheimer wird die Rhein-Neckar Löwen nach dieser Saison verlassen.

(Foto: Jens Wolf/dpa)

Kein anderer Handballer verkörpert die Rhein-Neckar Löwen so sehr wie ihr Kapitän. Nun folgt der Nationalspieler wohl dem Ruf des Scheich-Klubs Paris Saint-Germain - auch aus finanziellen Gründen.

Von Martin Schneider, Mannheim

Wenn nun Uwe Gensheimer geht, dann geht ein Handballer, der schon in dieser Mannschaft spielte, als es die Mannschaft noch gar nicht gab. Das hat man im Sport nicht so oft. Uwe Gensheimer kam 2003 zu der SG Kronau/Östringen, und zwölf Jahre später verlässt er die Rhein-Neckar Löwen, ohne jemals den Verein gewechselt zu haben. "Die Entscheidung, die Rhein-Neckar Löwen zu verlassen, war mit Sicherheit die schwerste in meiner gesamten Karriere", sagt Gensheimer.

Er wird aller Wahrscheinlichkeit nach am Ende der Saison zu Paris Saint-Germain wechseln, dem französischen Spitzenklub. Bestätigt ist noch nichts, aber Gensheimer selbst sagt, er könne zwar noch keinen Vollzug melden, aber er sei in "sehr guten Gesprächen mit Paris". Ein Wechsel innerhalb Deutschlands - das konnte sich der 28-Jährige nicht vorstellen.

Als der gebürtige Mannheimer 2003 anfing, für Kronau/Östringen aufzulaufen, da spielte der Verein noch in der zweiten Liga und in einer Schulturnhalle in Eppelheim. Dann stieg der Software-Riese SAP bei dem Verein ein, die Mannschaft zog in die SAP-Arena um und heißt seit 2007 Rhein-Neckar Löwen. Die Ambitionen wuchsen, Spieler kamen und gingen, Gensheimer spielte weiter in der Arena, die knapp fünf Autominuten von seinem Wohnort entfernt steht. Von 2011 bis 2014 war er jeweils Deutschlands Handballer des Jahres. Außerdem ist der Linksaußen, der bisher 107 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft gemacht hat, einer der sichersten Sieben-Meter-Schützen der Welt.

"Natürlich ist es sehr schade, dass uns Uwe nach der Saison verlassen wird. Er ist einer der weltbesten Handballer auf seiner Position und ein Aushängeschild für die gesamte Region", sagt sein Trainer Nikolaj Jacobsen. Sie gehen im Guten auseinander. Einen gut dotierten Vertrag hätten sie ihrem Kapitän vorgelegt, aber der habe sich eben dagegen entschieden, berichtet Löwen-Manager Lars Lamadé. Aber Gensheimer sagte, dass er nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen sei, "dass ich noch einmal etwas Neues probieren möchte und für einen Wechsel ins Ausland nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist." Neben der Auslandserfahrung dürfte aber wohl auch der finanzielle Aspekt nicht unwichtig sein.

Karabatic, Hansen, Omeyer - in Paris tummeln sich die ehemaligen Welthandballer

Denn Paris Saint-Germain gilt dank der Millionen seiner katarischen Investoren als die neue Weltmacht im Handball. Im Juli hatte bereits der frühere Kieler Nikola Karabatic einen langfristigen Vertrag über vier Jahre bei den Franzosen unterschrieben. Neben dem ehemaligen Welthandballer Karabatic stehen unter anderem der prominente Däne Mikkel Hansen sowie die französischen Weltmeister Daniel Narcisse und Thierry Omeyer, drei weitere frühere Welthandballer, im Kader von Trainer Noka Serdarusic. Der Jahresetat des Klubs, der in der vergangenen Saison im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden war, wird auf über 15 Millionen Euro geschätzt. Die Löwen operieren mit gut einem Drittel dieser Summe.

Verabschieden will sich Uwe Gensheimer mit einem Titel. Denn wenn ihm etwas fehlt, dann Pokale. Einen hat er gewonnen, den EHF-Pokal 2013. Ansonsten hat er mit den Jahren drei verlorene DHB-Pokal-Finals und zweimal Meisterschafts-Rang zwei gesammelt. Vergangenes Jahr unterlagen die Mannheimer knapp im Endspurt dem THW Kiel, dieses Jahr wollen sie noch ein "deutliches Wörtchen bei der Titelvergabe mitsprechen", sagt Gensheimer. In die laufende Saison sind die Löwen optimal mit sieben Siegen aus sieben Spielen gestartet. Mit 42 Toren ist Gensheimer bester Werfer der Löwen. "Wenn er nach seiner Auslandserfahrung wieder nach Deutschland zurückkommen möchte, hoffen wir, dass er sich daran erinnert, welch hohen Stellenwert er bei allen Fans in der Rhein-Neckar Region hat", sagte Manager Lamadé. "Die Tür der Rhein-Neckar Löwen wird für Uwe immer offen sein."

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