US-Trials:Jones erspringt Olympia-Ticket - Hürdensprinter gedopt

Lesezeit: 2 min

Die Serie der Doping-Hiobsbotschaften in der amerikanischen Leichtathletik reißt nicht ab, dennoch hat Marion Jones ihr Lachen und ihre Sprache wiedergefunden.

Einen Tag nach Bekanntwerden des Medikamentenmissbrauchs von 100-m-Weltmeisterin Torri Edwards sicherte sich die selbst im Fadenkreuz der Doping- Ermittler stehende Olympiasiegerin in der Nacht zum Freitag mit einem überzeugenden Erfolg im Weitsprung ihr erstes Olympia-Ticket.

Marion Jones bei den US-Trials (Foto: Foto: dpa)

Jones gewann bei den US-Trials in Sacramento mit 7,11 m. So weit wie im zweiten Versuch sprang sie seit 1998 nicht mehr, als sie mit 7,31 m ihre persönliche Bestleistung erzielte. Dem glanzvollen Sieg von Jones folgte die negative Nachricht, dass auch 110-m-Hürdensprinter Larry Wade positiv auf ein verbotenes Steroid getestet worden sei.

Dem WM-Vierten soll laut der Chicago Tribune bei einem Meeting im Frühjahr Norandrosteron, ein Metabolit von drei Anabolika-Steroiden, nachgewiesen worden sein. Wo die Urinprobe von dem 29-Jährigen genommen wurde, war unbekannt. Wade gehört wie Edwards und 100-m-Olympiasieger Maurice Greene der in Los Angeles beheimateten Trainingsgruppe von John Smith an. Wade-Manager Emanuel Hudson ließ mitteilen, dass es noch kein offizielles Schreiben gibt.

Jones derweil hatte allen Grund zur Freude. Fünf Tage nach dem Debakel über 100 m als Fünftplatzierte schien sie die Sorgenlast der letzten Wochen abgelegt zu haben. Nachdem sie sich als Siebte mit 6,39 m nur mit Mühe für das Finale qualifiziert hatte, katapultierte sie sich unter der warmen kalifornischen Abendsonne zur zweitbesten Weite des Jahres. Nur Elva Goulbourne aus Jamaika liegt mit 7,16 m um fünf Zentimeter vor ihr.

Jones mied die Medien

Nach dem letzten Versuch löste sich die Anspannung. Marion Jones riss ihre Arme in die Höhe, winkte zufrieden lächelnd und rief den etwa 20.000 Besuchern übers Stadionmikrofon zu: "Ein bisschen motiviert war ich schon. Ich fühle mich jetzt gut. Ich hatte heute viel Spaß, obwohl es mir nicht leicht fiel".

Mit den Medien wollte sie erneut nicht reden, Jones verschwand durch einen Seitenausgang der Arena. In einem schriftlichen Statement hieß es später noch: "Ich bin froh, mich zum zweiten Mal fürs Olympia-Team qualifiziert zu haben und bereite mich darauf vor, nach Athen zu reisen."

Trotz ihrer Qualifikation könnte Jones aus dem Olympia-Team verbannt werden. Die nationale Anti-Doping Agentur (USADA) ermittelt seit Monaten gegen die fünffache Weltmeisterin wegen angeblichen Dopings. Positive Tests liegen zwar nicht vor, aber es gebe zahlreiche Indizien, die für einen Betrug sprechen.

"Ich bin auf den Kampf vorbereitet"

Noch wurde die Lebensgefährtin von 100-m-Weltrekordhalter Tim Montgomery, dem eine lebenslange Dopingsperre droht, nicht angeklagt. Sie beteuerte stets ihre Unschuld und bestand einen Lügendetektortest.

Torri Edwards wurde bei einem Meeting am 24. April auf der Karibikinsel Martinique der Einnahme des verbotenen Stimulanzmittels Nikethamid überführt. Die 27-Jährige erklärte am Donnerstag (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz, dass sie sich bei dem Wettkampf nicht wohl gefühlt und ihr Physiotherapeut ihr deshalb zwischen zwei Rennen - angeblich nichts ahnend - zwei Traubenzucker-Tabletten gegeben habe, in denen die verbotene Substanz enthalten war.

Die verunreinigten Pillen, die als "Coramine Glucose" nur in Frankreich und französischen Provinzen sowie in Vietnam zu bekommen seien, hätten sie in einem Touristenshop nahe ihres Hotels gekauft. Von ihrem positiven Befund war Edwards drei Wochen nach dem Wettkampf informiert worden. An jenem Tag erfuhr sie auch, dass Kelli White wegen Dopings die Goldmedaillen vom vorjährigen WM-Championat aberkannt werden und sie damit die neue 100-m-Weltmeisterin ist.

Am Freitag wollte Edwards in den 200-m-Vorläufen starten. Für Montag wurde ihre Anhörung vor dem US-Schiedsgericht terminiert. "Ich bin auf den Kampf vorbereitet", kündigte sie an.

Die Doping-Angeklagte Regina Jacobs hat einen Tag vor dem 1500-m- Halbfinale ihren Startverzicht und zugleich ihr Laufbahnende erklärt. Am Sonntag kommt es in ihrem Fall vor einem Schiedsgericht zur Anhörung. Der zweimaligen WM-Zweiten wurde im Juni 2003 bei den US-Meisterschaften im kalifornischen Stanford die Einnahme von THG nachgewiesen. Ihr droht eine zweijährige Sperre.

© Von Gunnar Meinhardt, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: