US-Skifahrerin Mikaela Shiffrin:"Ich stehe oft am Abgrund"

Mikaela Shiffrin

"Ich bin in der Position, in der ich immer sein wollte": Mikaela Shiffrin aus den USA.

(Foto: dpa)
  • Die US-Amerikanerin Mikalea Shiffrin ist bei der Ski-WM in ihrer Heimat Colorado die Favoritin auf Gold im Riesenslalom und im Slalom.
  • Im SZ-Interview spricht sie über hohe Erwartungen, das Leben als Jugendliche im Weltcup und über die Fähigkeit, zwischen den Toren zu tanzen.
  • Verfolgen Sie die Rennen der Ski-WM hier im Liveticker.

Von Johannes Knuth, Beaver Creek

Zwei Helfer stehen am Rande des Zielstadions in Beaver Creek, sie diskutieren über das WM-Programm der kommenden Tage. "Morgen ist Abfahrt", sagt Helfer eins. "Wer fährt da", fragt Helfer zwei, "Lindsey oder Mikaela?"

Lindsey Vonn und Mikaela Shiffrin, das sind für die Amerikaner die beiden Hauptdarsteller der alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Vail und Beaver Creek. Die erste Woche gehörte Vonn und den Speed-Experten. Österreich dominierte (meistens), die Amerikaner waren mit ihrem Ertrag nicht ganz zufrieden. Die just angebrochene zweite Woche gehört nun den Technikern, es könnte eine deutsche Woche werden.

Aus Sicht der Gastgeber ist es vor allem die Woche von Mikaela Shiffrin. Die 19-Jährige soll Gold im Riesenslalom und Slalom gewinnen, gerne auch im Teamevent, den sie am Dienstagabend (22.15 Uhr, ARD und Eurosport) in Vail abhalten. Ob ihr die Aufmerksamkeit von Fernsehen und Öffentlichkeit genehm sei? "Ich bin in der Position, in der ich immer sein wollte. Warum sollte ich Druck verspüren?", sagt sie im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Dienstagsausgabe).

"Ich überlasse meinen Skiern und Beinen das Denken"

Shiffrin wurde mit 17 Weltmeisterin in Schladming, mit 18 gewann sie den Olympia-Slalom in Sotschi, es gab wohl kaum eine Fahrerin, die so früh so gut war. Wenn sie fährt, bleibt ihr Oberkörper stets ruhig, ihre Haltung auf dem Ski stabil. Das sieht ruhig aus, manchmal langsam, aber Shiffrin sagt: "In mir selbst sieht es ganz anders aus. Bei meinen besten Läufen stehe ich oft am Abgrund." Die 19-Jährige verfügt für ihr Alter über beachtliches Selbstvertrauen, sie schreckt vor diesen Momenten nicht zurück, im Gegenteil: "Im Rennen versuche ich, meine Gedanken komplett auszuknipsen. Ich überlasse meinen Skiern und Beinen das Denken."

Shiffrin stieg als 15-Jährige in den Weltcup ein, sie war kontinuierlich erfolgreich. Bis zur aktuellen Saison. In Sölden gewann sie zeitgleich mit Anna Fenninger den Riesenslalom. Doch im Slalom, in dem sie bis zuletzt oft in ihrer eigenen Liga unterwegs gewesen war, verpasste sie kontinuierlich das Podest.

Shiffrin hatte seit ihrer Ankunft im Weltcup selten neues Material ausprobiert, neue Skier, Schuhe und Bindung. "Ich dachte damals, das sei albern", sagt sie, "wenn du ein guter Skifahrer bist, dann geht das auch so. Das stimmt natürlich nicht." Shiffrin tüftelte im vergangenen Dezember an ihrer Abstimmung, seitdem stellt sich die alte Form langsam wieder ein.

In Vail will sie nun Gold im Slalom gewinnen, klar. "Bei solchen Anlässen hebst du dir nichts auf. Du nimmst dir die Goldmedaille vor, sonst nichts", sagt sie. Nach der WM will sie ihr Berufsfeld langsam aber stetig auf alle fünf Disziplinen erweitern, bei Olympia in allen Disziplinen um den Sieg mitfahren, im Gesamtweltcup ebenfalls. "Das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel. Aber ich habe oft das Gefühl, dass viele Athleten Angst vor Ehrgeiz haben", sagt Shiffrin. Von ihr kann man das definitiv nicht behaupten.

Mikaela Shiffrin im Wortlaut

Das vollständige Interview lesen Sie in der Dienstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung oder in der digitalen Ausgabe auf dem Smartphone oder Tablet.

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