Viertelfinale bei den US Open:Kerber sensationell - Petkovic ausgeschieden

Angelique Kerber hat es geschafft - sie steht als erste deutsche Tennisspielerin seit 15 Jahren im Halbfinale der US Open. Andrea Petkovic muss sich hingegen geschlagen geben. Bei den Herren zieht Roger Federer ins Halbfinale ein, wo ihn Novak Djokovic erwartet.

Angelique Kerber steht bei den US Open sensationell im Halbfinale. Die Weltranglisten-92. aus Kiel gewann in der Runde der letzten Acht gegen Flavia Pennetta (Italien/Nr. 26) 6:4, 4:6, 6:3. Als letzte Deutsche stand Steffi Graf vor 15 Jahren im Halbfinale von Flushing Meadows - und gewann dann auch den Titel.

Angelique Kerber of Germany serves to Flavia Pennetta of Italy during their match at the U.S. Open tennis tournament in New York

Die neue deutsche Hoffnung? Erstmals nach 15 Jahren spielte sich mit Angelique Kerber wieder eine Deutsche in das Halbfinale der US Open.

(Foto: REUTERS)

Die deutsche Nummer eins Andrea Petkovic schied dagegen einen Tag vor ihrem 24. Geburtstag aus. Sie unterlag im Viertelfinale der topgesetzten Caroline Wozniacki mit 1:6, 6:7 (5:7). Damit muss die an einem Meniskuseinriss leidende Petkovic weiter auf den ersten Sprung ins Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers warten.

"Mein Ziel war, in die zweite oder dritte Runde zu kommen, jetzt bin ich im Halbfinale. Es ist unglaublich. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll", erklärte die 23-jährige Kielerin. "Zehn Minuten später hatte ich schon 50 SMS und 60 E-Mails. Ich habe mein Handy ausgemacht, es war zu viel."

Kerber kämpft nun gegen die Australierin Samantha Stosur (Nr. 9) um den Einzug ins Endspiel - den größten Erfolg ihrer Karriere hat sie schon jetzt erreicht. Die Linkshänderin zeigte in ihrem ersten Grand-Slam-Viertelfinale keinerlei Nervosität und dominierte die Ballwechsel gegen Favoritin Pennetta. Das entscheidende Break im ersten Satz gelang Kerber zum 5:4, wenig später hatte sie den Durchgang nach 48 Minuten gewonnen. Auch in der Folge ließ sich Kerber, die in diesem Jahr bereits zehn Erstrundenpleiten kassiert hatte, nicht verunsichern.

Danach verlor sie allerdings ihre Leichtigkeit und den zweiten Satz. "Beim 4:2 war ich wirklich nervös. Ich habe gedacht, zwei Spiele noch, dann bin ich im Halbfinale. Ich war mit meinen Gedanken woanders und habe mich gar nicht mehr auf mein Spiel konzentriert", berichtete Kerber. Sie verlor noch 4:6. Im dritten und entscheidenden Durchgang hatten beide Spielerinnen große Probleme mit ihrem Aufschlag. Nach jeweils zwei Service-Verlusten nahm Kerber der Italienerin den Aufschlag erneut ab und ging mit 4:3 erstmals in Führung. Danach zitterte sie sich zum 5:3, verwandelte ihren ersten Matchball nach 2:14 Stunden und sank auf die Knie.

Zum Halbfinale gegen Stosur sagte sie: "Ich werde natürlich mein Bestes geben, das Turnier ist noch nicht vorbei." Die Australierin kam mit einem 6:3, 6:3 gegen die russische Nummer zwei Vera Swonarewa in die Vorschlussrunde und gab zu: "Ich weiß nicht viel über Kerber, außer dass sie Linkshänderin ist. Das ist alles. Wir haben niemals gegeneinander gespielt oder miteinander trainiert."

Petkovic musste im Duell mit Branchenführerin Wozniacki, gegen die sie noch im Frühjahr in Miami gewonnnen hatte, auf Außenplatz 13 ausweichen, da sich im Louis-Armstrong-Stadium nach den Regenfällen der letzten Tage ein Riss hinter der Grundlinie gebildet hatte. Die nervös wirkende Hessin leistete sich allein im ersten Durchgang 15 unerzwungene Fehler und verlor mit dem dritten Break gegen sich nach 27 Minuten den Auftaktdurchgang.

Gerade bei Wozniackis harten Schlägen in die Ecken, war Petkovic die Verletzung anzmerken. Im zweiten Satz verhinderte Petkovic mit einem Break zum 4:5 zwar ein schnelles Ende, doch eine Wende konnte sie dem Spiel nicht mehr geben. Im Tiebreak verwandelte die Weltranglistenerste aus Dänemark ihren dritten Matchball nach 1:40 Minuten.

Männer-Finale am Montag

"Ich habe den ersten Satz verpennt. Im zweiten war es dann zu spät", sagte Petkovic. Für Kerber freute sie sich: "Super! Ich mag Angelique sehr gern und glaube, dass es auch für uns andere sehr wichtig ist." Wozniacki trifft im Halbfinale nun auf Serena Williams. Die dreimalige US-Open-Siegerin besiegte die Russin Anastasia Pawljutschenkowa mit 7:5, 6:1.

Wegen der wetterbedingten Verzögerungen im Turnier findet das Frauen-Finale erst am Sonntag statt, das Männer-Finale kann im vierten Jahr nacheinander erst am Montag gespielt werden.

Im Männer-Turnier zogen der fünfmalige Sieger Roger Federer und Vorjahresfinalist Novak Djokovic als erste in das Halbfinale ein. Der Schweizer Federer gewann 6:4, 6:3, 6:3 gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga und revanchierte sich für die Viertelfinal-Niederlage von Wimbledon.

Zuvor profitierte Djokovic von der Aufgabe seines serbischen Landsmannes Janko Tipsarevic. Djokovic hatte zu diesem Zeitpunkt 7:6 (7:2), 6:7 (3:7), 6:0, 3:0 geführt. Vor einem Jahr warf er Federer bei den US Open im Halbfinale aus dem Rennen, die einstige Nummer eins gewann dafür dieses Jahr bei den French Open in der Runde der letzten Vier. Die restlichen Viertelfinals finden am Freitag statt. Dabei trifft der spanische Titelverteidiger Rafael Nadal auf den Amerikaner Andy Roddick, der Schotte Andy Murray tritt gegen John Isner aus den USA an.

Indes dauerte das Chaos bei dem Turnier an: Nachdem wegen Regens am Dienstag und Mittwoch nur insgesamt 16 Minuten gespielt worden war, machte am Donnerstag ein zentimeterlanger Haarriss im Belag den Verantwortlichen zu schaffen. Aus der Lücke trat immer wieder Wasser aus. Die abstrus anmutenden Reparaturarbeiten mit Handtüchern und einem XS-Staubsauger nahmen knapp 70 Minuten in Anspruch - und hatten offenbar wenig Erfolg. Roddick und Ferrer weigerten sich danach, ihr beim Stand von 4:2 unterbrochenes Achtelfinale auf dem beschädigten Court des Louis-Armstrong-Stadiums fortzusetzen. Die Peinlichkeit warf einen weiteren Schatten auf das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres.

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