Unterstützung für Eishockey-Team:Immer ein Herz für Düsseldorf

Sie würden niemals zu den Bayern gehen - aber in Düsseldorf leisten sie gerne Hilfe. Campino und die Deutschrocker von den "Toten Hosen" greifen dem finanziell klammen Eishockey-Klub ihrer Heimatstadt unter die Arme. Das wird schwierig: Mindestens zweieinhalb Millionen Euro sollen noch fehlen.

Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Der Rocksänger Andreas Frege, 49, wird mit seiner Band bald wieder auf Tour gehen, doch den 6. Mai, sagt er, "den müssen wir uns unbedingt freihalten". Frege, den alle Welt nur als "Campino" kennt, ist Frontmann der Toten Hosen und wahrscheinlich einer der größten Fans des Fußballklubs Fortuna Düsseldorf. Am 6. Mai ist der letzte Spieltag in der zweiten Liga, und Düsseldorf könnte im Heimspiel gegen den MSV Duisburg nach 15 Jahren in die erste Liga zurückkehren.

Tote-Hosen-Frontmann ruft zur Hilfe fuer DEG auf

Gemeinsam für die DEG: Die Rockmusiker "Breiti" (li.) und Campino von den Toten Hosen

(Foto: dapd)

Das wäre ein Triumph, auch für Campino und die Toten Hosen, die der vor elf Jahren beinahe insolventen Fortuna über einen eigenen Tour-Sponsor eine Million Mark spendiert hatten. "2001 haben wir die totgesagte Fortuna wieder auf die Beine bekommen", sagt Campino stolz "und ich hoffe, das gelingt uns nun auch mit der DEG."

Die Düsseldorfer EG, nach der Fortuna die zweitberühmteste Institution Düsseldorfs, braucht zur Finanzierung einer Zukunft in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) unbedingt zwei bis drei Millionen Euro, und die Toten Hosen, drittberühmteste Institution Düsseldorfs, wollen dem Klub dabei helfen.

Dieses Verantwortungsgefühl, sagt Campino, liege wohl auch an der Relevanz seiner Band in der Stadt begründet. "Das war für uns schon etwas ganz Besonderes, als uns die Müllmänner irgendwann zum ersten Mal mit Namen begrüßt haben", sagt er.

In der Poesie der Deutschrocker ist Düsseldorf eine große Familie, aber genau daran hatten die Verantwortlichen der DEG zuletzt gezweifelt. Seit fast einem Jahr ist bekannt, dass der Düsseldorfer Handelskonzern Metro sein millionenschweres Sponsoring nach zehn Jahren beenden wird, dennoch ist es dem Klubvorstand bis jetzt nicht gelungen, Unternehmen zu finden, die den Fortbestand der DEG in der höchsten Spielklasse sicherstellen. "Auch wir", sagt Campino heute, "hatten in unserer ganzen Fortuna-Euphorie im Herbst zunächst gar nicht mitbekommen, in welcher Notlage die DEG steckt."

Geschäft mit dem Totenkopf

Mindestens zweieinhalb Millionen Euro sollen noch fehlen, um in der kommenden Saison einen Etat aufstellen zu können, der die Wettbewerbsfähigkeit halbwegs garantiert. Vier Millionen Euro müsste dieser Etat wohl insgesamt betragen. Mit der Unterstützung der Toten Hosen soll dies gelingen.

Diese Unterstützung ist vor allem symbolisch und moralisch - nicht direkt finanziell. Die Rockband erwirbt ein VIP-Paket im Wert von 10.000 Euro und soll Düsseldorfer Unternehmer dadurch animieren, es ihnen gleichzutun. Überdies ziert ihr Bandemblem, ein Totenkopf, künftig die DEG-Aufwärmtrikots, die für 79 Euro zu kaufen sind. Die Aktion, deren Erlös dem Klub zukommt, verspricht einträglich zu werden. In Düsseldorf weiß man das, seit die Toten Hosen mit ihrem Totenkopf von 2001 bis 2003 als Trikotsponsor der Fortuna fungiert hatten.

Allerdings haben sie dieses Sponsoring damals nur bedingt selbst übernommen. Eine Altbierbrauerei, die ihr Engagement bei der Fortuna schon eingestellt hatte, wurde von den Toten Hosen eigens als Tour-Sponsor akquiriert, die Einnahme von einer Million Mark leitete die Band über zwei Jahre hinweg an die Fortuna weiter. Das Trikot mit dem Totenkopf auf der Brust hat noch heute Kultstatus.

"Wir haben damals als Viertligist hinter Bayern München die meisten Trikots in Deutschland verkauft", erinnert sich Campino. "Noch heute sehen wir Leute etwa in Buenos Aires in diesen Trikots zu unseren Konzerten kommen", sagt der Bandgitarrist Michael Breitkopf, 47, Breiti genannt.

Am kommenden Freitag, wenn die DEG gegen Hannover spielt, soll das stets vor jedem Heimspiel gesungene "Altbierlied" in der rockigen Version der Toten Hosen abgespielt werden. Ob die Düsseldorfer Spieler in der Kabine fortan ebenfalls zum Liedgut der Band umschwenken müssen, war zunächst nicht zu erfahren.

"Landwirtschaftliche Tests haben ergeben, dass die Produktivität von Milchkühen steigt, wenn im Stall unser Lied 'Hier kommt Alex' gespielt wird", berichtet Campino lachend und betont: "Ich bitte, diese Erkenntnis zu berücksichtigen."

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