Unentschieden gegen BVB:Späte Stuttgarter Leidenszeit

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Duell auf Augenhöhe: Stuttgarts Antonio Rüdiger (rechts) und Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang

(Foto: AFP)

Die Profis des VfB Stuttgart lassen sich von den chaotischen Zuständen nach der Entlassung von Fredi Bobic nicht beirren. Gegen Borussia Dortmund erarbeiten sie sich überraschend ein 2:2-Unentschieden - das sich am Ende sogar fast wie eine Niederlage anfühlt.

Von Matthias Schmid

Natürlich fand Jürgen Klopp einen ironischen Zugang zu seinem Rekordspiel. Zum 209. Mal schon, und damit eine Partie mehr als Ottmar Hitzfeld, stand der 47-Jährige am Mittwochabend gegen den VfB Stuttgart an der Seitenlinie als Trainer von Borussia Dortmund. "Ich habe das heute auch gelesen", merkte er mit einem Lächeln vor dem Spiel an: "Da haben sich meine Jungs in der Kabine dann schon häufig das Gleiche von mir anhören müssen."

Man kann sich allerdings nur schwer vorstellen, dass Klopp seine Profis mit seinen Ansprachen langweilt. Nach nur zwei Siegen in den ersten vier Spielen musste er sich diesmal auch nichts Außergewöhnliches einfallen lassen, seine Spielern gingen auch so sehr motiviert in die Begegnung gegen den VfB, der mit der Entlassung von Sportvorstand Fredi Bobic in den Stunden davor die Schlagzeilen diktiert hatte. Aber die Gäste ließen sich die chaotischen Zustände im Klub nichts anmerken, im Gegenteil.

Der VfB erarbeitete sich gegen den BVB überraschend ein 2:2 (0:0). Fast hätte es sogar zum ersten Saisonsieg gereicht, doch die Stuttgarter verspielten nach zwei Treffern von Daniel Didavi (48./68.) eine 2:0-Führung, weil Pierre-Emerick Aubameyang (73.) und Ciro Immobile (86.) noch der Ausgleich gelang. VfB-Trainer Armin Veh ärgerte sich hinterher über die vertane Chance: "Das 2:2 war absolut verhinderbar, wenn man 2:0 führt, muss man das Spiel einfach nach Hause bringen."

Von Beginn an hatte sich ein intensives Spiel entwickelt, mit Tempo und Leidenschaft. Die Dortmunder Spieler ließen zwar schön den Ball zirkulieren, die besseren Chancen hatte zunächst aber der VfB, der sich nicht nur hinten reinstellte und einen Gegentreffer vermeiden wollte, sondern versuchte, schnell und direkt den Ball nach vorne zu spielen. Kapitän Christian Gentner (10.) und Timo Werner kamen so zu Abschlüssen.

Und die Dortmunder? Sie kamen gegen eine geschickt verteidigende Stuttgarter Mannschaft selten in Versuchung, das Spiel nach Balleroberung schnell zu machen, VfB-Trainer Veh hatte mit der Hereinnahme von Carlos Gruezo als weiteren zentralen defensiven Mittelfeldspieler neben Oriol Romeu das Zentrum weitgehend verstellt.

Kagawa vergibt die Führung

Die Heimmannschaft hatte es der feinen Technik Shinji Kagawas zu verdanken, dass sie in der 32. Minute dennoch fast in Führung gegangen wäre. Einen langen Ball von Lukasz Piszcek nahm der Japaner im Strafraum mit der Brust an, ließ ihn einmal auf den Boden prallen, um ihn dann in einer geschmeidigen Bewegung volley über den herauseilenden VfB-Torhüter Sven Ulreich zu heben - sein Versuch streifte allerdings nur die Latte.

Nach dem Seitenwechsel fiel dann auf der Gegenseite der etwas überraschende Führungstreffer der Stuttgarter. Eine kurzzeitige Orientierungslosigkeit im Dortmunder Strafraum im Anschluss an eine Ecke nutzte Gentner mit einem Pass auf den frei stehenden Didavi, der aus fünf Metern einschob. Zwanzig Minuten später erhöhte der 24-Jährige sogar auf 2:0. "Wenn man in jedem Spiel zwei Gegentreffer kassiert, ist es verdammt schwer, ein Spiel zu gewinnen", klagte Mats Hummels, der in der 74. Minute in die Partie und so zu seinem ersten Spiel in dieser Saison kam.

Zum ersten Saisonsieg der Stuttgarter reichte es dennoch nicht, weil Aubameyang (73.) und Immobile (86.) unter starker Mithilfe von Ulreich noch ausgleichen und so Klopp in seinem Rekordspiel noch versöhnlich stimmen konnten. Beinahe hätte er sogar noch ein drittes Mal jubeln können. Doch Piszceks Schuss in der zweiten Minute der Nachspielzeit schlug Stuttgarts Innenverteidiger Antonio Rüdiger mit letzter Kraft von der Linie. Klopp stellte am Ende dennoch treffend fest: "Wir haben heute 2:2 gewonnen."

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