Unbesiegbarer FC Bayern:Schüsse aufs Bayern-Tor: null

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Nix da: Verteidiger Dante klärt vor Freiburgs Stürmer Admir Mehmedi. (Foto: AP)

Kein einziges Mal schießt der SC Freiburg den Ball Richtung Manuel Neuer. In 16 Bundesliga-Spielen hat der Bayern-Torhüter drei Gegentore kassiert. Pep Guardiolas Mannschaft lässt die Gegner einfach nicht mehr mitspielen.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Die Tür ging auf und Arjen Robben trat hervor. Es war schon nach 23 Uhr, nicht mehr lang bis Mitternacht. Er strahlte über das ganze Gesicht, so, als würde er soeben aus dem Kreißsaal kommen. In seinem rechten Arm lag ein kleiner Mann, zärtlich streichelte er ihn. "Ich bin richtig stolz darauf, das ist etwas ganz Besonderes", sagte Robben über das freudige Ereignis. Der kleine Mann in seinem Arm war eine bronzene Figur, eine Trophäe. Der 30-Jährige ist am Dienstagabend zum Sportler des Jahres in den Niederlanden gekürt worden. Als erster Fußballer nach 27 Jahren, als erster Fußballer seit Ruud Gullit. Lange ist das her.

Die Jury hatte ihm den Preis nach München geschickt. Bis Robbens Klub FC Bayern München die erste Auszeichnung in den Händen hält, werden noch einige Monate vergehen. Im Mai endet die Saison, drei Pokale sind auch in diesem Jahr wieder möglich. Einer ist praktisch schon sicher, der Meistertitel. Der 2:0-Sieg nach Toren von Robben (41.) und Thomas Müller (48.) gegen den SC Freiburg war der 13. Sieg im 16. Spiel.

Wer erinnert sich noch an die drei Unentschieden in dieser Saison? Wer daran, welche Spieler den Bayern-Torhüter Manuel Neuer in der Bundesliga bezwingen konnten? Meist steht in München der Super-Angriff der Super-Bayern im Fokus. 31 Torschüsse gaben die Münchner gegen Freiburg ab - Saisonrekord. Aber wo sind eigentlich die Gegentore geblieben? Drei in 16 Spielen. Keine Mannschaft in Europas großen Ligen hat weniger Treffer hinnehmen müssen. "Für einen Torhüter ist das phantastisch, aber wir spielen nicht für Rekorde. Wir wollen Deutscher Meister werden", sagte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.

Wer waren nun bloß die Schützen? Selbst Statistik-Liebhabern fällt es schwer, in diesen Tagen deren Namen aufzuzählen. Es muss irgendwann vor Christi Geburt gewesen sein. Münchner Gegentore sind so rar geworden wie Ballbesitz der gegnerischen Mannschaften. Die Freiburger hatten in 90 Minuten ganze 21 Prozent Spielanteil. "Wenn wir den Ball haben, dann kann der Gegner schon kein Tor schießen", sagte Neuer.

Es ist die treffliche Analyse von Pep Guardiolas Sicherheitskonzept. Der Trainer fordert von allen Spielern bei Ballverlust, die Kugel in Sekundenschnelle zurückzugewinnen. Und Guardiola hat das Glück, dass seine exquisiten Spieler seinen Plan perfekt umsetzen. Es kommt deshalb kaum vor, dass die Gegner einen Ball aufs Tor schießen. Freiburg kam zu zwei Torschuss-Versuchen, keiner davon hätte das Ziel getroffen. In der Sprache der Statistik heißt das: null Schüsse aufs Tor. "Wir arbeiten alle als Mannschaft nach hinten", sagte Robben, "alle elf Spieler denken defensiv."

FC Bayern in der Einzelkritik
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Der Linksverteidiger scheitert an Latte, Pfosten und Torwart Bürki, Manuel Neuer jongliert den Ball auf seinem Oberschenkel und Arjen Robben ist der Schnellste auf dem Planeten Freiburg. Der FC Bayern beim 2:0-Sieg in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Es ist auffällig, dass es selten Szenen gibt, in der die Defensivspieler in Eins-gegen-eins-Duelle geraten. Abwehrspieler wie Jérôme Boateng oder Medhi Benatia sind genauso passsicher wie Xabi Alonso oder Robben. Flüchtigkeitsfehler scheinen mit Zweidrittelmehrheit im Mannschaftsrat abgeschafft worden zu sein. Gegen Freiburg kam es einmal zu einer brenzligen Situation, als Christian Günter Richtung Neuer lief. Doch Rafinha spitzelte ihm den Ball vom Fuß, bevor er schießen konnte. "Und im Notfall stehe ich ja auch noch da", sagte Manuel Neuer.

Schafft es der FC Bayern als erste Mannschaft im deutschen Fußball, weniger als zehn Gegentore in einer Saison zu bekommen? Bleiben die Münchner diesmal eine ganze Runde lang ungeschlagen? Matthias Sammer, der Sportvorstand, sagte: "Es wird zwangsläufig zu einer Niederlage kommen. Das ist Fußball." Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Verletzungen von Benatia, Robert Lewandowski und Alonso, die allesamt das Ende des Spiels nicht auf dem Feld erlebten. Sammer interessieren Rekorde genauso wenig wie Rummenigge. "Es ist mir egal, was am 23. oder 24. Spieltag ist", erklärte er, "solange wir zu diesen Zeitpunkten immer ganz oben stehen und dazwischen gut arbeiten."

Niemand beim FC Bayern neigt offenbar zur Hybris angesichts der Überlegenheit und der Langeweile in der Liga. Arjen Robben ist ein gutes Beispiel. "Wir wollen immer weiter und geben uns nicht zufrieden." Es klang deshalb wie eine Drohung, wenn er berichtet, dass "wir noch gewisse Dinge verbessern und an uns arbeiten müssen".

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Ivica Olic, Benedikt Höwedes und Marco Reus. So heißen im Übrigen die Spieler, die Manuel Neuer in dieser Bundesliga-Saison bezwingen konnten. Reus' Treffer liegt mehr als sechs Wochen zurück. Es kommt einem wie Jahre vor.

Am Dienstagabend verkündete Arjen Robben noch, dass er nicht vorhabe, ins Bett zu gehen. Nicht wegen seines 100. Pflichtspieltors für den FC Bayern. Er durfte als Sportler des Jahres ja diesen kleinen Mann mit nach Hause nehmen. "Heute ist ein schöner Tag", bekannte Robben, "ich schlafe heute nicht."

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