Umbau im Stadion des FC Bayern:Weniger Sitze für mehr Platz

FC Bayern Muenchen v Real Madrid - UEFA Champions League Semi Final

Stadion des FC Bayern: Vielleicht bald für mehr Fans zugänglich

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern installiert ein neues System, mit dem die Sitzschalen im Unterrang der Südtribüne versenkt werden können. So sollen mehr Stehplätze entstehen. Ob sich der Aufwand lohnt, ist ungewiss: eine Genehmigung fehlt.

Von Markus Schäflein

Die Webcambilder aus der Fußball-Arena in Fröttmaning sorgten für Gesprächsstoff im Internet. Am Montag war plötzlich ein tonnenschwerer Kran angerückt, und er begann damit, alte Betonstufen aus der Südkurve zu entfernen. Was sich am Samstagabend, nach der offiziellen Meisterfeier, auf einer Fanparty im Backstage herumsprach, vom FC Bayern München aber noch nicht offiziell mitgeteilt wurde, wird nun schon umgesetzt: Alle Blöcke im Unterrang der Südtribüne, also die Bereiche 109 bis 117, werden für nationale Spiele zu Stehplätzen.

Manche Fans, die im Internet diskutierten, freuten sich schon, dass es dadurch nun auch zu der angekündigten Kapazitätserhöhung komme. "Das ist falsch", sagt allerdings Raimond Aumann, Fanbeauftragter des FC Bayern. Noch falsch, zumindest. "Wir haben eine Anfrage gestellt bei den Behörden und der Stadt", bestätigt Aumann, "aber wir bauen derzeit einen reinen Stehplatzbereich - ohne Kapazitätserhöhung."

Die Bayern rechnen allerdings offenbar damit, dass ihr Ansinnen, die Zuschauerzahl bei den nationalen Spielen um knapp 4000 auf dann 75 000 erneut zu erhöhen, beim Kreisverwaltungsreferat, der Polizei und dem Brandschutz durchgeht. Denn der Umbau ist durchaus aufwändig. Das sogenannte "Stuttgarter Modell", das sich beim VfB in der Cannstatter Kurve bewährt hat und patentrechtlich geschützt ist, wird von der Firma TSA Augenstein und dem Architekturbüro asp nun auch in Fröttmaning installiert.

Dabei können die - bei internationalen Spielen obligatorischen - Sitzflächen für die Bundesliga-Auftritte inklusive der Wellenbrecher komplett versenkt werden. Übrig bleiben nur Metallboxen, die quasi als Treppenstufen dienen, auf denen die Anhänger dann stehen können. Mit diesem System ist der Umbau zwischen Samstag und Mittwoch wesentlich schneller und einfacher zu bewerkstelligen als bisher, als ganze Elemente herausgenommen und später wieder verschraubt werden mussten.

Verwirrung in Internet-Foren

Die Hälfte der geplanten zusätzlichen Stadionbesucher, rund 2000, könnte künftig in diesen Bereichen Platz finden. Weitere Plätze würden auf den letzten freien Stufen im Oberrang entstehen, wo zusätzliche Sitze eingebaut werden sollen. Geht es nach dem FC Bayern, wäre die Kapazitätserhöhung schon bis zum Beginn der neuen Saison genehmigt. "Es wäre schön, wenn wir sie so früh wie möglich hätten", sagt Aumann.

Nachdem wieder Vorsänger mit Megafon die Fans in der Ultra-Kurve anheizen dürfen, erfüllt der FC Bayern mit der Erweiterung des Stehplatzbereichs einen weiteren "Wunsch der aktiven Fanszene", wie Aumann betont. Das Verhältnis zwischen Klub und Ultras hatte sich nach zahllosen Krisen in den vergangenen Monaten entspannt. "Was den Dialog angeht, haben sich Welten bewegt", sagt Simon Müller von der Gruppierung Schickeria.

Nicht alle Dauerkarten-Inhaber in den betroffenen Bereichen werden allerdings begeistert von der Umbaumaßnahme sein; die Möglichkeit, sich vor dem Spiel oder in der Halbzeitpause auf seiner Sitzschale niederzulassen, fällt damit künftig weg. Mit ausuferndem Verdruss rechnet Aumann aber nicht. "Die große Mehrheit wollte es so", betont er.

Die betroffenen Blöcke seien - ungeachtet der dort befindlichen Sitze - beim Kartenverkauf "schon immer als reiner Stehplatzbereich" angeboten worden, so dass nun keiner überrascht sein könne, wenn er sich auch in einem echten Stehplatzbereich befinde. In den Internet-Foren sorgte dieser Umstand erwartungsgemäß für einige Verwirrung. "Das waren noch nie Sitzplätze, auch wenn manche Leute da saßen", schrieb einer. Ein anderer antwortete: "Kapiere ich nicht." Spätestens beim nächsten Arenabesuch wird er es wohl verstehen. Und möglicherweise trifft er dann auch auf etliche neue Nebenleute.

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